Anfang der Neunziger mag „Internal Affairs“ noch ein brauchbarer Genrebeitrag gewesen sein, heute versinkt er allerdings, dank das Thema wesentlich effektiver verarbeitender Filme wie „Copland“, „L.A. Confidential“, „Training Day“, nur noch im breit gefächerten Durchschnitt, in dem sich zum Beispiel der ähnlich fehlgeschlagene „Dark Blue“ tummelt. Immerhin konnte Mike Figgis („One Night Stand“, „Cold Creek Manor“), so farblos er auch Regie führt, sich auf zwei Darsteller verlassen, die hier nicht zur Höchstform ablaufen, aber trotzdem weiter über Routine agieren: Richard Gere („An Officer and a Gentleman“, „Pretty Woman“) und Andy Garcia („The Untouchables“, „Ocean's Eleven“)
Der Film hat von Beginn an mit seinem Plot zu kämpfen, denn der setzt sich grundsätzlich aus Motiven zusammen, die man hinlänglich aus ähnlich gestalteten Stoffen kennt. Mit Dennis Peck (Gere) verdächtigt der junge, ambitionierte Cop Raymond Avilla (Garcia), als Ermittler der „Internen“, einen hochdekorierten und geachteten Gesetzeshüter, sich ein nicht unwesentliches Nebeneinkommen mit groß aufgezogenen illegalen Geschäften, die bis hin zur Prostitution reichen, zu verschaffen – also korrupt zu sein. Nur wie dagegen angehen, wenn die Kollegen teilweise mit drin stecken, von ihm abhängig sind oder wie im Fall der Vorgesetzten ihre Augen vor der Wahrheit verschließen? Wo man doch traditionell seiner Sparte ohnehin nicht viel Vertrauen entgegen bringt...
Die Frage stellt sich auch Avilla. Als dann der seit der Polizeiakademie mit ihm befreundete und aufgrund von übermäßiger Gewaltanwendung unter Beobachtung stehende Polizist Van Stretch (William Baldwin, „Backdraft“, „Fair Game“) bei einem nächtlichen Einsatz ums Leben kommt, entwickelt sich zwischen den beiden ein privates Psychoduell, dass beide zum Äußersten gehen lässt...
Dieser spätere Konflikt der beiden kann dank der beiden einsatzfreudigen Darsteller überzeugen. Vor allem Richard Gere, der hier komplett gegen sein Saubermann-Image besetzt wurde, hat sichtlichen Spaß daran, als verlogener Schweinehund sich quer durch die Betten zu vögeln, skrupellos nicht nur Kollegen zu killen und so ziemlich jedes krumme Ding anzugehen.
Nur leider liefert die erste Hälfte abseits von Rückschlägen und altbekannten Motiven, wie das Entfremden von Avilla von seiner Ehefrau aufgrund seiner obsessiven Ermittlungsarbeiten, nichts Neues. Wobei die Damen hier leider, abgesehen von der unterbeschäftigten Laurie Metcalf, bekannt aus „Roseanne“, meist nur wütende oder verheulte Staffage sind.
Ein paar sicherlich nicht schlecht umgesetzte und bisweilen ziemlich rohe Actioneinlagen wecken dann immer wieder auf, ansonsten bleibt der Film bis dato allerdings arg konventionell und vorhersehbar.
Das dann folgenden Psychoduell reicht weit bis in das Privatleben hinein und beide gehen sich physisch wie psychisch ans Leder, so dass eine Eskalation nur folgerichtig erscheint. So soll es dann auch kommen. Die Lage spitzt sich zu, die Gemüter der angespannten Kontrahenten erhitzen sich deutlich und irgendwann erfolgt dann natürlich auch das Unausweichliche. Im letzten Drittel erreicht „Internal Affairs“ dann auch die Intensität, die er bis dahin vermissen ließ. Besonders Garcias mit etlichen Flüchen gut durchgewürzte Ausraster sind dabei spitze.
Fazit:
Inhaltlich sehr unspektakulärer, nur altbekannte Motive wiederkäuender Cop-Thriller, der über zwei klasse Hauptdarsteller und sporadisch auch ordentlich inszenierte Actionszenen verfügt, ansonsten aber optisch sehr einfallslos daherkommt. Mit etwas höherem Tempo, mehr Innovationen und einer besseren ersten Hälfte wäre hier mehr möglich gewesen. So fehlt einfach das berühmte „gewisse Etwas“.