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Die Story über Mavis Gary (Charlize Theron) klingt nach klassischem RomCom-Stoff. Hübsche Großstädterin kehrt nach langer Zeit in ihre Geburtsstadt zurück, um ihren Ex-Freund zurück zu gewinnen, der dort in dem Provinznest, gebunden an Frau und kleine Tochter, scheinbar versauert. Doch schon die ersten Szenen des Films machen deutlich, das der verlogene Anschein, der in typischen Komödien dieses Genres bis zum allgemeinen Happy-End gewahrt wird, hier nur unter größten Anstrengungen in wenigen Momenten aufrecht erhalten werden kann.

Immer wieder zeigt Jason Reitman seine Protagonistin dabei, wie sie sich in einen schönen Schwan verwandelt - Maniküre, Pediküre, aufwändiges Make-Up, künstliche Haarteile und schicke Klamotten lassen sie wieder zu der Schönheit werden, die sie einmal war, als sie damals ihre Heimatstadt Richtung Minneapolis verließ, um ein aufregendes Großstadtleben zu führen. Äußerlich kann die Mittdreißigerin diesen Eindruck noch für einen Augenblick erwecken, aber sie selbst hat längst ihr Urteilsvermögen verloren.

"Young Adult" lässt keinen Moment einen Zweifel daran, dass ihre Idee, ihren Ex-Freund vor dem Provinzleben zu retten, eine in jeder Hinsicht maßlose Idee ist. Als soziale Retterin ist sie, die ein verlottertes, nach ihrer Scheidung einsames Leben in einem anonymen Wohnturm verbringt, eine glatte Fehlbesetzung. Einzig ihr halbwegs geregeltes Einkommen, dass sie sich durch das Schreiben für die Jugendreihe "Young adult" verdient, und ihre noch vorhandene Schönheit, auf die sie im Alltag kaum noch achtet, hilft ihr, einen Moment noch die Illusion zu erwecken, sie hätte ihr Leben im Griff - eine Illusion nur für sie selbst.

Der Film betreibt keineswegs die Demaskierung des Klischees einer erfolgreichen, modern lebenden, attraktiven Großstädterin - eine solche Figur existiert sowieso nur in der Fantasie - sondern konfrontiert Mavis zunehmend mit der Diskrepanz zwischen ihrer eigenen Wahrnehmung und der Realität. Schon beim ersten Auftritt ihres Ex-Freunds Buddy (Patrick Wilson), ist es offensichtlich, dass der Mann in völliger Zufriedenheit mit seiner Situation lebt. Viel mehr gemeinsam hat Mavis mit dem dicklichen, behinderten Matt (Patton Oswalt), den sie zu Highschool-Zeiten kaum wahr genommen hatte, aber sie beharrt weiter stur auf ihre einmal gefasste Zielsetzung.

Trotz seines leichten, temporeichen Stils ist "Young adult" keinen Moment komisch, sondern jederzeit ernsthaft in der genauen Beobachtung eines Menschen, der sein Glück sucht, sich selbst aber verloren hat. Reitman begeht nicht den Fehler, die kleinstädtische, ländliche Seite zu idealisieren - so rührt Matts Behinderung daher, dass man ihn, der Homosexualität verdächtigt, beinahe getötet hätte - sondern verdeutlicht, das es letztlich immer eine individuelle Entscheidung bleibt, welchen Weg der Einzelne gehen will, Irrtümer eingeschlossen und ohne Garantie auf Glück. Und auch die Illusion davon, dass die Anderen ein besseres Lebens führen als man selbst - egal von welchem Blickwinkel aus betrachtet - wird nie verschwinden (8/10).

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