In „Kinjite – Tödliches Tabu“ darf Action-Opa Charles Bronson mal wieder rotsehen; dieses Mal aber nicht wegen dem Mord an Frau, Tochter, Haustier, Schnuffeltuch etc., sondern weil er gegen die Prostitution von Minderjährigen vorgeht.
Anfangs spaltet sich der Film in zwei Parallelhandlungen. Auf der einen Seite der Cop Crowe (Charles Bronson), der gegen den Zuhälter Duke (Juan Fernández) ermittelt, weil dieser Minderjährige auf den Strich schickt. Crowe hat selbst eine 15jährige Tochter, die er wie einen Augapfel hütet. Dementsprechend ist er überfordert, wenn Töchterchen mit ihrem Freund aufkreuzt. Einfacher ist es da Duke bei Belästigung eine aufs Maul zu hauen oder gleich seine Uhr fressen zu lassen. Charles Bronson macht sich in der Rolle als überforderter Vater eigentlich ganz gut, denn er verleiht seiner Figur einen selbstironischen Anstrich.
Auf der anderen Seite ein japanischer Geschäftsmann, Hiroshi Hada (James Pax), der es mit der ehelichen Treue nicht so genau nimmt und sich dabei an Mädchen jüngeren Alters ranschmeißt. Zu Hause wird die Ehefrau bei Misstrauen kleingehalten, die Töchter wie Schätze gehütet. Bei „Kinjite“ gibt es ein Problem: Die Intention herauszufinden. Bronsons Figur ist der Held, aber auch bürgerlich, konservativ, sogar etwas rassistisch; ist „Kinjite“ ein zutiefst konservatives Filmchen? Andrerseits ist Bronsons Figur stellenweise negativ dargestellt, aber nur stellenweise (und er triumphiert am Ende). So weiß man auch nie so recht, inwiefern „Kinjite“ die japanischen Geschäftsmänner als heimlich pädophile Bonzen verteufelt.
Doch dann wird der Japaner nach L.A. versetzt, wo sich ihre Wege auf zweierlei Arten kreuzen. Zum einen begrabbelt der Geschäftsmann im Suff Crowes Tochter (allerdings ohne erkannt zu werden), zum anderen entführt Duke die Tochter des asiatischen Geschäftsmannes und Crowe beginnt zu ermitteln.
Wer bei „Kinjite“ einen Selbstjustizstreifen mit Non-Stop-Action erwartet (bei der Mitwirkung von Charles Bronson scheint der Gedanke gar nicht so verkehrt), hat sich getäuscht. Der Film lässt sich viel Zeit seine Figuren einzuführen, was sowohl Vor- als auch Nachteil ist. Zum einen ist er so eher uninteressant, andererseits scheint er sich um komplexere Charaktere zu bemühen.
Die Story ist ansonsten ganz OK, aber da der Film eine recht lange Einstiegsphase hat, mangelt es an Tempo. Denn es zum Ende lässt „Kinjite“ krachen; zuvor darf Crowe erst mal auf wenig actionreicher Ebene gegen den Filz ins Feld ziehen.
Die Action bietet ein paar recht gute Schießereien. Hier hat man natürlich keinen John Woo vor sich (bei Charles Bronsons Alter kann man halt keine akrobatischen Shoot-Outs mehr erwarten), aber diese ganz nett gemacht. Allerdings wird fast nur im Showdown geschossen; zuvor wird kaum zur Waffe zu gegriffen und ein wenig geprügelt.
Charles Bronson ist in seiner Rolle wie bereits erwähnt ganz gut; vor allem seine ironische Darstellung des Helden nimmt der Film viel von seiner „rechten“ Attitüde. Die anderen Darsteller sind ebenfalls ganz brauchbar, aber die meisten spielen Klischee-geprägte Figuren. Juan Fernández als Bösewicht ist aber ein recht guter Gegenspieler für den ein herrlich hämisches Filmende gemacht wurde.
„Kinjite“ ist ein Thriller mit einigen Actioneinlagen, der spektakulärer sein könnte und etwas den Elan missen lässt. Oberer Durchschnitt, den man mal gucken kann, aber nicht mehr.