Review

In der fiktiven Stadt Dogville der 30er Jahre leben die Einwohner ein eher anspruchsloses Leben. Es sind einfache Leute, die bei weitem nicht reich oder gar gebildet sind. Eigentlich leben sie mehr oder weniger abgeschottet von der Außenwelt. Schriftsteller Tom Edison (Paul Bettany), der eigentlich noch gar nichts geschrieben hat, zerbricht sich den Kopf wie er aus seiner Gemeinde ein noch besseres Volk machen kann. In der Regel stößt er bei den Anwohnern auf Granit bzw auf taube Ohren.

Abrupt wird er aus seinen Gedanken gerissen, als er Schüsse hört. Gangster verfolgen die scheue Grace (Nicole Kidman). Als die Gangster sich nach Grace erkundigen, leugnet er sie gesehen zu haben. Die Gangster verschwinden und Tom, der so fasziniert von Grace ist, bittet Grace zu bleiben. Am nächsten Morgen stellt er Grace den Einwohnern von Dogville vor. Er erklärt ihnen den Sachverhalt und wartet ihre Reaktion ab. Die Reaktion der Einwohner ist eher gemischt. Während einige Angst vor unerwarteten Besuch wie Polizisten oder Gangstern haben, sind einige gewillt Grace eine Chance zu geben. Daraufhin bittet Tom die Einwohner sie vorerst für zwei Wochen bleiben zu lassen, um sie auf Herz und Nieren zu prüfen. Wenn sie immer noch der Auffassung sind, dass Grace gehen soll, nimmt er die Entscheidung hin und Grace geht. Die Bewohner Bewilligen Toms Vorschlag.

Tom schlägt Grace vor, dass sie für die Bewohner kleine Arbeiten im Haushalt erledigt. Die Bewohner sind wenig begeistert davon, da sie in der Regel alleine sehr gut klar kommen. Letztendlich findet doch jeder Einwohner etwas was Grace tun kann. Die Zeit vergeht und Grace wächst den Bewohnern ans Herz. Keiner möchte Grace mehr missen. Es soll aber nicht so harmonisch bleiben, denn Polizisten legen in Dogville und Umgebung überall Steckbriefe aus. Grace wird gesucht und das gefällt den Bewohner gar nicht. Die Angst steigt, dennoch stehen die Bewohner hinter Grace. Um den Bewohnern zu verdeutlichen, dass sie auch bereit ist ein weiteres Opfer zu geben, bittet Tom Grace mehr Arbeiten für die Bewohner zu verrichten. Aus kleinen Arbeiten wird richtige Plackerei. Genau da schlägt die Stimmung um und die Bewohner respektieren Grace nicht mehr. Es eskaliert sogar soweit, dass Grace vergewaltigt und später als bloßes Vieh gebrandmarkt wird. Es wird zu Routine, dass Grace von jedem einzelnen männlichen Bewohner (außer Tom) vergewaltigt wird. Auch das weibliche Geschlecht ist nicht minder grausamer in ihrem Verhalten. Grace bricht aber nie in Zorn aus, nein sie versucht die Lage dieser Bewohner zu verstehen und tritt ihnen immer noch mit Respekt gegenüber. Selbst als Tom ihr die Gelegenheit bietet, den Bewohnern die Meinung zu sagen, bleibt sie höflich und respektvoll. Die Bewohner reagieren auf diese Beschuldigungen ablehnend und leugnen ihre Taten.

Bereits zu Beginn hatten sich Grace und Tom in einander verliebt. Als Tom eines Tages mit Grace schlafen will, bittet sie ihn es nicht zu tun (verständlicherweise, da sie bereits mehrmals vergewaltigt wurde). Tom ist gekränkt, da doch Grace mit jedem geschlafen hat außer ihm. So hat Grace ebenfalls Toms Sympathie verloren und steht vollkommen allein da. Da Tom keine Verwendung mehr für Grace hat, beschließt er die Gangster, die Grace suchen, zu kontaktieren. Möglicherweise lassen die Gangster ja auch was für Graces’ Übergabe raus springen.

Kritik:
Dogville ist Theater - mehr noch purer Minimalismus. Man sieht fast keine Gegenstände und auch die Türen existieren nur dank unserer Vorstellungskraft. Die Geschichte verlässt zu keinem Zeitpunkt Dogville. Und da es keinen anderen Stellenwechsel gibt, wird die Geschichte noch etwas anstrengender. Vom Zuschauer wird eine Menge verlangt. Denn zum Beispiel sind Sträucher und einige andere Gegenstände lediglich auf den Boden gezeichnet. Der Zuschauer braucht viel Phantasie. Auch das Schauspiel der Stars ist nicht wie in einem herkömmlichen Kinofilm. Die Protagonisten sind absichtlich überspitzt und auch die Diskussionen sind in vielen Stellen absurd. Wie gesagt Dogville ist Theater und wer sich mit so was nicht beschäftigen mag, dem rat ich dringend von ab.

Nun wenn man bereits nach den ersten paar Minuten merkt, was Regisseur Lars von Trier mit Dogville vorhatte, weiß man relativ schnell, ob der Film einen gefallen wird oder nicht. Denn wer nach den ersten 10 Minuten genug hat, wird mit den restlichen knapp 170 Minuten nicht seine Meinung ändern. Für mich war es eher schon ungewohnt eine Art Theaterstück in Kinoform zu sehen. Sicherlich gibt es einige Filme, die in die ähnliche Richtung gehen wie z.B. Tod eines Handlungsreisenden (1985), aber eine solch radikale und minimalistische Inszenierung ist für mich neu.

Lars von Trier hat eine fiktive Stadt geschaffen, die für mich alles andere als schön ist. Am Tag wirkt sie kalt und rau. Zur Nachtzeit furchteinflößend, ausgestorben und leblos. Ein unangenehmer Ort zum Leben. Während von Trier die Bürger zu Beginn als einfache aber bescheidene Leute dargestellt hatte, sind sie gegen Ende böse, niederträchtig und verabscheuungswürdig. Über lange Strecken fragt man sich wie Grace die Tyrannei aushalten kann und den Leuten noch positiv gegenüber treten kann. Von Trier tut eine Menge um zu zeigen wie böse diese ach so bescheidenen Leute sein können. Man kann und sollte Dogville als Kritik an die Gesellschaft sehen. Um so radikaler rechnet von Trier mit ihnen am Ende des Films auch ab.

Fazit:
Ganz ehrlich gesagt ist Dogville für einen schönen lockeren DVD Abend nicht geeignet. Dieser Film ist wirklich anstrengend (das meine ich nicht negativ) und gehört eher für spezielle Abende: Für Theaterfans sicherlich eine unverzichtbare Kost. Besonders loben möchte ich die schauspielerische Leistung von Nicole Kidman, Paul Bettany, James Caan, Ben Gazzara und Philip Baker Hall. Ausgezeichnetes Theater Kino Crossover.

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