Der deutsche Verleih scheint sehr darauf bedacht zu sein, das MMA-Drama „The Philly Kid“ durch Anspielungen auf bekannte, artverwandte Genrefilme an den Mann zu bringen: Der Untertitel lautet „Never Back Down“, das Cover zieht Vergleiche zu „Warrior“ und „The Fighter“.
Hier geht es um den unschuldig inhaftierten Dillon (Wes Chatham), aber in der fast schon an eine Slapstickkomödie erinnernden Einleitung, in der sich Zufall an Zufall reiht, wird schon klar, dass der bisher nur durch Kurzfilme aufgefallene Drehbuchautor Adam Mervis nicht gerade das talentierteste Pferd im Stall ist. Nach einem Supermarktbesuch, bei dem einer seiner Kumpels überfallen wird, hat Dillon jedenfalls einen Mann in Notwehr getötet, seine beiden Freunde sind von der Polizei erschossen worden, ebenso wie ein Cop. Der ist dann noch der Partner des ultrafiesen, ultrakorrupten Cops Marks (Chris Browning).
Der wiederum will Dillon das Leben zur Hölle machen, mit Hilfe von Jake (Devon Sawa) übersteht der den Knast aber und kommt nach 10 Jahren wieder frei. Kurz haken wir den Bewährungshelfer, den miesen Job für den Ex-Knacki und die ersten sozialen Kontakte nach dem Freikommen, nämlich Jake und seine Schwester Amy (Sarah Butler), welche Dillon noch von früher kennt, ab, dann geht es schon zu den allseits beliebten Käfigfights, die nicht nur viel Wettkohle bringen, sondern auch von Marks kontrolliert werden. Zufall, ick hör dir trapsen. Noch will Dillon, früher gefeierter Ringer an seiner Schule, allerdings nicht kämpfen.
Doch das Drehbuch findet einen Anlass: Jake schuldet dem Gangster Ace (Lucky Johnson) nach einigen schiefgelaufenen Wetten (natürlich auf Cagefights) viel Geld. Um Jakes Schuld abzubezahlen, steigt Dillon also doch wieder in den Ring…
Der MMA-Film ist gerade nicht so unbeliebt, von Hollywoodproduktionen wie „Warrior“ über Independentfilme wie „Brawler“ bis hin zu B-Movies wie „Undisputed 3“. „The Philly Kid“ bedient ganz klar die B-Schiene, mit schmucklosen, funktionalen Sets und verlassenen Straßen, wobei Jason Connery dies durchaus zu seinem Vorteil nutzen kann: Dillon ist auf die falsche Seite der Gleise geraten, latscht in einer Szene sogar metaphorisch an selbigen vorbei, während im Hintergrund ein Zug fährt, die Gegend ist verarmt und Jobs der Working Class sind schmuckloses Kistenwuchten im Schnapsladen. Da erscheinen die Käfigmatches und das Wetten darauf tatsächlich als begehrenswerte Aufstiegsoption.
Leider gehen solche netten Ideen in dem Kuddelmuddel-Drehbuch von Mervis, der hier auch eine Nebenrolle spielt, unter: Filmfreund Zufall hilft dem Geschehen immer auf die Beine, wenn sich die Story mal wieder in eine Sackgasse manövriert, Subplots wie die Liebesgeschichte zwischen Dillon und Amy werden pflichtschuldig wie uninteressiert runter geleiert, Figuren wie Arthur Letts (Michael Jai White) werden eingeführt, haben aber quasi null Relevanz für die Handlung. So schleppt sich der Film spannungsarm von Cagefight zu Cagefight, überschüttet den Zuschauer mit Unglaubwürdigkeiten, Zufällen und Klischees en masse und löst die Geschichte dann in einem pfiffig gemeinten, letztlich aber total vorhersehbaren Finale auf.
Lichtblicke bleiben die besagten Cagefights, von denen es insgesamt vier Stück gibt. Diese sind vielleicht keine Sternstunden des Kampfsportkinos, bieten aber schick choreographierte und bodenständig inszenierte MMA-Kost mit durchaus realistischen Moves und rohem Flair. Leider sind jene Szenen dann teilweise etwas zu kurz um die Actionmenge auf ein wirklich befriedigendes Level zu heben und auch was den Spannungsaufbau innerhalb der Kämpfe angeht, hat die oben genannte Konkurrenz die Nase meistens vorn: Doch wenn es denn mal rummst, dann macht „The Philly Kid“ stellenweise sogar richtig Laune und für Freunde des Genres gibt es natürlich die obligatorischen Trainingsszenen, inklusive Weisheiten von L.A. Jim (Neal McDonough) und Montagen zu Musik, die allerdings nicht so schmissig wie Soundtracks der „Never Back Down“-Filme daherkommt.
Warum man allerdings Michael Jai White engagiert, diesen dann aber nur drei Sätze in einer entbehrlichen Nebenrolle sagen und nie kämpfen lässt, das bleibt eine große Frage – nicht zuletzt, da White ja mit „Blood and Bone“ und „Never Back Down 2“ zuletzt zwei schnittige MMA-Filme der B-Klasse auf dem Kerbholz hat. An Whites Charisma kann der routiniert agierende Wes Chatham nicht heranreichen, die unterforderte Sarah Butler und den ebenfalls etwas verschenkten Devon Sawa sticht er mit seiner Darbietung aber aus. Neal McDonough hat als Trainer auch nur wenige Szenen, überzeugt darin aber vollkommen, während Chris Browning mit seinem schmierlappigen Overacting kaum punkten kann. Jean-Claude Van Dammes Sohn Kristopher Van Varenberg hat eine unscheinbare Nebenrolle. In weiteren Nebenrollen hingegen liefern Lucky Johnson als Gangster und Adam Mervis als Bewährungshelfer echt launige Performances – immerhin, gute Parts für sich selber schreiben kann Mervis anscheinend.
Schade, dass der Rest seiner Schreibe da nicht so ganz mitkommt, denn „The Philly Kid“ ist leider nur ein klischeehaftes, teilweise arg unglaubwürdiges und eher spannungsfreies MMA-Drama auf den Spuren besserer Vorbilder. Jason Connerys im Rahmen des Budgets gelungene Inszenierung, die kurzen, aber schicken Kampfszenen sowie einige Darstellerleistungen helfen dem Film ein wenig über die Runden, aber mehr auch nicht.