Kuriose Umstände führen am Thanksgiving-Day drei Familienschicksale hoch im verschneiten Norden an der Grenze zu Kanada zu einem tödlichen Aufeinandertreffen zusammen. Die Geschwister Addison und Liza haben ein Casino überfallen und sind nun auf der Flucht vor der Polizei. Der soeben aus dem Knast entlassene Boxer Jay Mills glaubt, seinen Ex-Trainer umgebracht zu haben und begibt sich deshalb zur Farm seiner Eltern. Der Kleinstadtsheriff Marshall T. Becker will seine Tochter Hanna, die Streifenpolizistin wurde, einfach nur von der Straße weg sehen, dabei ist es Hanna, die mit ihren FBI-Ambitionen alle Handlungsstränge zusammenführt…
Langsam, so langsam wie in den ersten Bildern beschaulich der Schnee rieselt, nimmt „Cold Blood“ als Mischung aus Drama und Spannungsfilm Konturen an und die Handlung entwickelt sich – wieder eine Parallele zu den anfänglichen Bildern: das leise Rieseln wächst später als Blizzard heran – zu einem eiskalten Thriller, der in punkto Gewalt nicht zimperlich ist und der zu einem eruptiven Ende führt. Dass dieses Ende leider nicht die Erwartungen erfüllt, die vorher geschickt geschürt werden, ist bedauerlicherweise ein Manko; wenn auch ein verschmerzbares, denn der Weg bis dahin ist feinstes Schauspielerkino. Das sehenswerte Ensemble (Eric Bana, Olivia Wilde, Charlie Hunnam, Sissy Spacek, Kate Mara, Kris Kristofferson, Treat Williams) gibt sich jegliche Mühe, den nach Angaben von Stefan Ruzowitzky als Western zu lesenden „Cold Blood“ die nötige Tiefe zu verleihen. Auch wenn man sich für den einen oder anderen mehr Raum zur Entfaltung gewünscht hätte, so stimmt doch dadurch über weite Strecken die erzählerische Dichte des Stoffes und die hautnahe Herangehensweise an die Figuren. So ist man dann auch gerne bereit, die für das Drama notwendigen Wendungen und übertriebenen Details in Kauf zu nehmen und einer Art „True Romance on Ice“-Show beizuwohnen, bei der sich Liebe und Hiebe munter abwechseln. Auch wenn die vielen Bilder einer endlosen schneebedeckten Landschaft Erinnerungen an den berühmten „Fargo“ wachwerden lassen, so kann man „Cold Blood“ doch eins bescheinigen: er ist eigenständig, unterhaltsam und keinesfalls mit lakonischem Humor gesegnet sondern eher weitläufig aggressiv-grimmig. Sehenswert. Auf BD letterboxed (2,35:1).
© Selbstverlag Frank Trebbin