Vogelscheuchenhorror geht immer, das habe ich irgendwann einmal geschrieben und dazu stehe ich noch heute. Ein kleine Perle des Subgenres fabrizierte 1995 der Horror erprobte Regisseur Jeff Burr („Pumpkinhead 2“, „Stepfather 2“, „Leatherface 3“) mit „Night of the Scarecrow“. Der Film hat einfach alles was man braucht.
Als eines nachts durch Unachtsamkeit eine alte Steinplatte mitten im Maisfeld beschädigt wir, ahnt noch niemand, dass nun ein rachsüchtiger Geist aus seinem Gefängnis befreit wurde. Dieser schnappt sich die dort aufgestellte Vogelscheuche als neuen Wirtskörper und ab geht die Fahrt auf eine blutige Rachetour. Nur die Tochter des Bürgermeisters Claire und der beinharte Dillon können nun den Tag noch retten.
Die Story ist ein alter Hut, aber Jeff schafft es einfach immer, bekannte Storys kurz und knapp auf den Punkt zu bringen. So auch hier. Ohne großen Ballast brettert und splattert die Vogelscheuche durch die Handlung, dass es eine wahre Freude ist. Die tollen Goreeffekte sind da das i-Tüpfelchen. In Summe geht es ganz schön sadistisch zur Sache. Dem Pfarrer wird der Mund zugenäht, einer Frau platzen nach einer bizarren Vergewaltigung Schlingplanzen aus den Brüsten und und und. Wer kann da schon nein sagen?
Darüber hinaus liefert Burr in allen Belangen solide Arbeit ab. Die Szenerie mit ihren weiten Feldern und hübschen Farmhäusern bringt eine tolle Atmosphäre in den Film und die Schauspieler agieren sympathisch genug, um mit ihnen in den entscheidenden Situationen mitzufiebern. Die Score untermalt das Geschehen passend, hat teilweise sogar Hitcharakter, hält sich dann aber wieder dezent zurück.
Etwas Kritik gibt es für die deutsche Version. Zum einen hat die deutsche Titelschmiede wieder voll zugeschlagen und aus „Night of the Scarecrow“, was soviel wie „Die Nacht der Vogelscheuche“ heißt, einfach „Die Nacht der Krähe" gemacht. Macht gar keinen Sinn, klingt aber eher nach dem Erfolgsstreifen „The Crow“ von 1994. Zum anderen könnte die Synchronisation der Figuren besser sein. Nicht ganz schlecht, aber optimierbar. Ein Griff ins Klo ist aber in jedem Fall die Vertonung der Vogelscheuche, die in ihrem tiefen Gemurmel eher Lachanfälle als Schrecken auslöst. In Summe ist daher der O-Ton vorzuziehen.
Fazit: „Night of the Scarecrow“ ist ein Schmankerl unter den Vogelscheuchenfilmen. Burr erfindet hier das Rad zwar nicht neu, weiß aber genau was das Publikum sehen möchte und liefert ein fein abgeschmecktes Süppchen ab.