In einem Landhaus verbarrikadieren sich sieben charakterlich von Grund auf verschiedene Menschen vor wiederauferstandenen Toten, die ihnen auf unerklärliche Weise nach dem Leben trachten und ihre Opfer zu verspeisen pflegen. Die Anzahl der Zombies erhöht sich zunehmend, so daß eine Flucht an einen sicheren Ort unmöglich erscheint. Einzig Kopfschüsse sind ein probates Mittel gegen sie. Nach einem mißglückten Fluchtversuch mit zweifacher Todesfolge unternehmen die Untoten schließlich den Versuch, mit Gewalt in das Haus einzudringen. Die Nacht der lebenden Toten ist noch lange nicht zu Ende...
Romero schuf mit "Die Nacht der lebenden Toten" 1968 einen Meilenstein in der Geschichte des Horrorfilms, dem er noch zwei äußerst farbenfrohe Fortsetzungen folgen ließ. Mit diesem Werk ließ er ein neues Genre aufleben, nämlich das des Zombiefilms. "Die Nacht der lebenden Toten" kann getrost als der beste Zombiefilm überhaupt bezeichnet werden.
Nach seiner Premiere stieß der Schocker dabei noch auf Ablehnung und Entrüstung aufgrund der für damalige Verhältnisse harten und exzessiven Gewaltdarstellung. Tatsächlich kann man die Aufregung auch heute noch durchaus nachvollziehen, denn wenn der Zuschauer das Verspeisen diverser menschlicher Körperteile aufgetischt bekommt, sind sicherlich keine Leute mit sanftem Gemüt gefragt. Unsere jetzige Gesellschaft ist allerdings inzwischen Schlimmeres gewohnt als das im Film Dargestellte, siehe "From Dusk Till Dawn" oder "Blade".
Romero drehte den Erstling seiner Zombie-Trilogie mit einem fürchterlich niedrigen Budget und mit einigen Freunden an Wochenenden, was wegen des faszinierenden Resultats gehörig erstaunt. Durch die groben Schwarzweißbilder erhält "Die Nacht der lebenden Toten" eine ungemein intensive und beklemmende Wirkung, daß der Zuschauer von Anfang an von der - zugegeben ziemlich unkomplizierten - Handlung angezogen wird und ein Teil davon ist. Das liegt auch an dem schnellen Start ohne Einleitung, bei dem schon nach fünf Minuten der erste Untote und dessen Opfer zu verbuchen ist. Die Angst der sieben Hauptprotagonisten ist hautnah spürbar, wenn sie von der Außenwelt abgekapselt - nur mit Radio und Fernseher über die Geschehnisse in der Welt informiert - sich der Zombies erwehren müssen ohne jede Hoffnung auf Rettung. Da fällt die ein oder andere abgrundtief schlechte schauspielerische Leistung nicht großartig ins Gewicht, allen voran die von Judith Ridley als Judy, deren Mimik und Ausdruckskraft gen Null tendiert und den Betrachter daher völlig unberührt läßt.
Die mit der Handkamera gedrehten Szenen verleihen dem Film einen dokumentarischen Stil, der die albtraumhafte Handlung erschreckend real erscheinen läßt. Mit einem Minimum an technischen Mitteln - an Spezialeffekte konnte das Filmteam gar nicht denken - erreicht Romero ein Höchstmaß an Spannung und Qualität, was das schwer zu ertragende Werk unvergessen macht, wenn man es einmal gesehen hat.
Einen weiteren Teil dazu bei trägt der düstere, z. T. dröhnende Soundtrack, der zwar simpel ist, aber - etwa beim Mord der "zombifizierten" Tochter an ihrer eigenen Mutter - dennoch eine grausige Atmosphäre erzeugt.
Eine Szenen sind in der Tat schwer verdaulich. Eine davon wird zu detailliert gezeigt. Bei dem gescheiterten Fluchtversuch sterben Judy und Tom und dienen somit den Untoten als willkommenes Abendessen. Um die Nerven der Zuschauer zu strapazieren (und vielleicht, um zu provozieren), muß der Regisseur nun noch genüßlich das Verschlingen zweier Menschen zur Schau stellen. Warum aber? Zuvor befindet sich die Kamera die ganze Zeit über bei den bedauernswerten Protagonisten und erzielt durch die Tatsache, daß sie das Landhaus kaum verläßt, eine unvergleichbar gelungene Dichte. Sieben Menschen eingesperrt auf engstem Raum, während die Anzahl der Zombies stetig ansteigt und die Möglichkeit zu überleben parallel dazu immer geringer wird - eine grandiose und ungemein spannende Ausgangsposition. Durch das zu ausführlich gezeigte Verspeisen einzelner Körperteile des Liebespaars verliert der Film kurzfristig die Dichte. Ein Beleg dafür, daß es Romero also doch nur darum ging, die Zuschauer anzuwidern und zu schockieren.
Viele Kritiker interpretieren in "Die Nacht der lebenden Toten" eine bittere Reflexion über Film und Fernsehen hinein, weil der Film zur Zeit des Vietnamkrieges abgedreht wurde. Zudem taucht hier ein Sheriff auf, dessen Jargon so rücksichts- und skrupellos ist wie die Freude seines Trupps, die Zombies abknallen zu dürfen, "Ha, genau zwischen die Augen! Der rührt sich nicht mehr". Ich aber vertrete den Standpunkt, daß Regisseur und Schauspielriege nur möglichst viel Geld einspielen wollten und sich nicht das Ziel setzten, eine Satire auf die damalige Gesellschaft während des Vietnamkrieges darstellen zu wollen. Diese Interpretation erscheint mir verkehrt.
Der Schluß ist schockierend. Der letzte Überlebende der Schreckensnacht, der Schwarze Ben, zugleich der Held der Geschichte, wird für einen Zombie gehalten und mit einem gezielten Kopfschuß getötet. Die letzten rund zehn Bilder verleihen Romeros durchweg überzeugendem Werk noch einen kunstvollen Touch: Der Abtransport von Bens Leichnam wird mit einzelnen Fotos, sogenannten "Stills", festgehalten, während über die Bilder der Abspann läuft. So laufen die letzten Sekunden wie eine Fotoreportage ab.
Anmerkung eines lustigen Filmfehlers zum Schluß: Als Barbra am Anfang des Films ins Haus flüchtet, findet sie auf dem Dachboden eine Leiche mit von den Zombies völlig abgenagten Kopf vor. Ein Schockeffekt, dem den Filmbeteiligten bestimmt eine große Freude bereitet hat. Doch wenn Ben die Leiche alsbald entsorgt und über den Boden schleift, ist der Kopf plötzlich unversehrt und keineswegs mehr entstellt.
Fazit: "Die Nacht der lebenden Toten" ist einer der intensivsten und schockierendsten Filme, den ich je gesehen habe. Der Film besitzt durchgängig Hochspannung, auch wenn einige ekelhaften Szenen zu sehr in den Vordergrund gestellt werden. Ungeachtet der anfangs vernichtenden Kritiken und der mangelhaften Mittel, die dem Regisseur zur Verfügung standen, ist er als eines der Meisterwerke der Filmgeschichte zu bezeichnen, weil er einfach alles besitzt, was ein guter Kult-Horrorfilm haben muß. Ein Positivbeispiel dafür, daß man auch mit wenig Geld einen brillanten Film drehen kann.