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Fleischskandale erschüttern die Verbraucher dieser Tage besonders, denn überall findet sich Pferd, wo ausschließlich Rind sein sollte, werden Spuren vom Schwein gefunden und Bio ist auch nicht gleich Bio, - obwohl, frisches Menschenfleisch, sofern nicht unter Einfluss von Antibiotika, müsste doch eigentlich rein Bio sein…

„Camp Hardaway“ heißt das Bootcamp, in welches es einige aufmüpfige Teens um Tyler verschlägt. Die Aufseher entpuppen sich als eine Mischung aus Nazi-Sadisten und Rednecks und als auch noch der Koch über die Maßen drangsaliert wird, rächt der sich mit verdorbenem Fleisch im Eintopf. Das Aufsichtspersonal mutiert daraufhin zu Kannibalen, während die Teens ihre Beine in die Hand nehmen…

Die Produktion stand von Vornherein unter keinem guten Stern, denn Regisseur Rob Schmidt sprang zwischenzeitlich ab, bei Wiederaufnahme des Drehs mit neuem Regisseur und zerstückeltem Drehbuch erschienen zwei der Darsteller gar nicht und obendrein ging das Geld aus. Hätte man das Projekt doch besser gleich auf Eis gelegt.

Und dabei klingt die Prämisse gar nicht schlecht, als ein Schwerverletzter, komplett bandagierter Körper im Hospital die Möglichkeit zum Tippen an einem Computer erhält und die Handlung daraufhin eine Woche zurückspringt, als sich die Ungehobelten im Bootcamp einfinden. Die schlichte Konstellation eines Bootcamps mit ungerechten Aufsehern und unterdrückten und schikanierten Teens ist an sich eine hervorragende Ausgangssituation, um Sympathieträger zu etablieren und ein späteres Mitfiebern zu ermöglichen, doch fast eine Stunde vergeht ohne wirkliche Demütigungen.

Mal wird ein Einsperren eines Klaustrophobikers angedeutet, morgens werden die Insassen mit einem warmen Pinkelstrahl geweckt und eine Therapiesitzung entpuppt sich als reiner Zeitvertreib des Campleiters, doch so richtig fies sind die Methoden nicht und wirklich leiden muss auch niemand, nicht einmal der Koch, der dem Personal aus Rache einen verdorbenen Eintopf präsentiert.

Wer es etwas ekeliger mag, kann nachfolgend zumindest ein wenig auf seine Kosten kommen, denn es wird einige Male ausgiebig erbrochen. Mit einem Biss in die Brust, einem Schlüssel im Auge, einem Haken im Hals und einem abgerissenen Genital werden Gorehunde jedoch selbst in der Ungeschnittenen nicht sonderlich glücklich, obgleich die Effekte brauchbar aussehen und zum Ausgleich ein paar leicht bekleidete Ladys einigermaßen ansehnlich ausfallen. Doch das bringt alles wenig, wenn die ohnehin fahrige Erzählung gegen Ende in sämtliche Einzelteile zerbricht.

Denn im letzten Drittel erfolgt ein Break, als würde mindestens eine Viertelstunde fehlen, in der eine ganze Reihe von Teens einfach von der Bildfläche verschwindet. Hinzu kommt die Auflösung, wer denn nun der Überlebende hinter den Bandagen ist und auch hier fällt dem Drehbuch nichts Besseres ein, als den Ausgang komplett offen zu lassen. Somit weiß man am Ende nicht, wer überhaupt überlebt hat, noch, ob die zu Kannibalen mutierten Aufseher besiegt wurden oder wie der Bandagierte überhaupt zu den Verletzungen kam.
Mal abgesehen vom komplett ausbleibenden Showdown ein Ausklang, der einfach nur ärgerlich stimmen kann.

Da nützen ferner die okayen Performances der Mimen nichts, die eigentlich passable Kamera und die soliden Effekte verpuffen ebenfalls. Denn wenn eine Produktion zu so einem Chaos in Sachen Kontinuität führt, sollte man den Streifen entweder gar nicht zu Ende bringen, oder zumindest mal ein paar Tage über inhaltliche Defizite nachdenken, anstatt dem geneigten Zuschauer, sagen wir mal sinngemäß, ein halbgares Stück Fleisch vorzusetzen…
2 von 10

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