“Von den Machern von 300? prangt da über dem Covertitel von Krieg der Götter und schürt damit die Erwartungen der nicht gerade kleinen Fangemeinde des stilbildenden Kultfilms. 300 wird von vielen Kritikern vorgeworfen, inhaltlich belanglos zu sein und nur auf Show-Werte zu setzen, was aber meiner Meinung nach Unsinn ist, denn der Kampf der 300 Spartiaten gegen eine persische Übermacht basiert auf einem historischen Ereignis (der ersten Schlacht bei den Thermopylen) und steht in der christlich abendländischen Welt als Inbegriff für Werte wie Aufopferung und Heldenmut. Kann das neueste Werk von Tarsem Singh, der als Regisseur eher bekannt ist für seine künstlerischen Ambitionen (z.B. The Fall, 2006), hier mit dem großen Vorbild mithalten?
Krieg der Götter basiert lose auf dem griechischen Mythos vom Krieg zweier Göttergeschlechter, den Titanen und den Göttern vom Olymp unter der Führung von Zeus. Zwischen die Fronten gerät dabei der junge Krieger Theseus (Henry Cavill), der von Zeus aufgrund des Nichteinmischungsprinzips auserwählt wurde, die Geschicke der Menschen in diesem Krieg zu lenken. Ein Held ist auch dringend von Nöten, denn Oberbösewicht König Hyperion (Mickey Rourke) hat mit seiner riesigen Armee einen blutigen Feldzug begonnen, um eine mächtige Götterwaffe, den Epeiros-Bogen, zu finden und sich damit an den Göttern des Olymps zu rächen. Hyperion scheint in seiner Brutalität unbesiegbar zu sein und es gelingt ihm außerdem, das heilige Orakel gefangen zu nehmen. Dieses Orakel ist die attraktive Phaedra (Freida Pinto), die durch ihre seherischen Fähigkeiten in der Lage ist, den Weg zum dem sagenhaften Bogen zu weisen – jedoch nur solange sie jungfräulich bleibt. Aber glücklicherweise ist Theseus nicht nur ein begnadeter Krieger, sondern auch ein guter Liebhaber…
Dass Tarsem Singh es mit der griechischen Mythologie in seinem Krieg der Götter nicht besonders genau nimmt, lässt sich angesichts der visuellen Kraft der Bilder noch verschmerzen. Das größtenteils vor dem Greenscreen gefilmte Actionspektakel liefert neben gut choreographierte Kampfszenen vor allem überwältigende, abwechslungsreiche An- und Ausblicke, die vor Details und Atmosphäre nur so strotzen. In Bezug auf die Optik gelingt es dem Krieg der Götter sogar, mit seinem großen Vorbild 300 nicht nur mitzuhalten, sondern es um einige Längen zu schlagen.
Weniger schmerzfrei ist jedoch die lückenhafte Erzählweise der Geschichte, was besonders deutlich wird beim Anschauen des längeren, alternativen Anfangs. Auch bleibt das überwiegend hölzerne Agieren der Darsteller nicht unbemerkt. Besonders enttäuschend fällt hier der künftige Superman-Darsteller Henry Cavill ins Auge, der in der Hauptrolle des Kriegers Theseus leider kein bisschen charismatisch und seltsam unbeholfen wirkt. Mit Sicherheit geht dieser Eindruck aber auch teilweise auf das Konto des verunglückten Skripts, das mit seinen vielen prätentiösen Dialogen sicherlich eine sehr große Herausforderung für einen jungen Schauspieler ist. Einzig Mickey Rourke kann sich in seiner Rolle als Oberfiesling glaubhaft in Szene setzen. Rourke zuzuschauen, wie er seine Persönlichkeit, seine beeindruckende physische Präsenz und seine Spielfreude in diese Rolle einbringt, macht einfach Spaß und rettet den Krieg der Götter ganz knapp vor dem Abstieg in den Hades des Films.