Vor vier Jahren präsentierte Zack Snyder mit seinem Schlachtengemälde “300” ein ebenso stumpfes wie hochgradig unterhaltsames Spektakel, dessen inhaltliche Leere gekonnt von stilvollen Schauwerten kaschiert wurde. Wer sich für die CGI-geschwängerte Comic-Ästhetik begeistern konnte und gern ein weiteres Mal in eine überzogene Version des antiken Griechenlands abtauchen möchte, der darf sich nun auf Nachschub freuen: Das Fantasy-Epos “Krieg der Götter” schlägt zu großen Teilen in die gleiche Kerbe und geizt ebenfalls nicht mit kunstvollen Bildkompositionen. Da der eigentlich erwartete Action-Overkill aufgrund manch langatmiger Dialoge jedoch ausbleiben muss, vermag es das mythologische Kräftemessen leider nicht, an sein offensichtliches Vorbild heranzureichen.
Seiner kompletten Familie beraubt, beschließt der unerbittliche König Hyperion (Mickey Rourke) in einen Krieg gegen die Götter zu ziehen. Damit dieser Feldzug gelingen kann, muss er mithilfe eines sagenumwobenen Bogens die mächtigen Titanen aus ihrem Gefängnis befreien. Auf der Suche nach der magischen Waffe wütet der Tyrann mit seinem Heer durch ganz Griechenland. So wird auch das Dorf des jungen Bauern Theseus (Henry Cavill) verwüstet. Was jedoch keiner der Sterblichen ahnt: Da die Götter nicht selbst aktiv eingreifen dürfen, hat Zeus den nun heimatlosen Hitzkopf auserwählt und einer besonderen Schulung unterzogen. Durch die Visionen des Orakels Phaedra (Freida Pinto) wird Theseus schließlich auf den richtigen Pfad geführt - es ist nun an ihm, die Schreckensherrschaft von Hyperion zu beenden…
Es ist die fehlende Konsequenz, welche “Krieg der Götter” einen ähnlichen Unterhaltungswert wie bei seinem Bruder im Geiste verwehrt. Während Snyders Sandalen-Streifen gar nicht erst versucht, irgendeinen ernstzunehmenden Inhalt zu transportieren (was auch die gern geführte Ideologie-Debatte obsolet macht) und sich stattdessen stringent auf seine Stärken konzentriert, probiert sich das neuste Fantasy-Spektakel allzu oft an theatralischer Tiefe. Da einen die schablonenhaft skizzierten Figuren jedoch ziemlich kalt lassen, gestalten sich die oft geführten Dialoge und somit auch die angestrebte Dramaturgie nur selten wirklich mitreißend. Wenn der blasse Hauptcharakter bspw. schließlich seinem Erzfeind gegenübersteht und ihm erbarmungslose Rache schwört, weiß diese Konfrontation ebenso wenig wie die vorangegangenen Schicksalsschläge emotional zu ergreifen. Die langatmigen Passagen hätten zugunsten der imposanten Schauwerte ein gutes Stück gestrafft werden sollen.
Auf visueller Ebene kann die Göttersaga nämlich durchaus begeistern. Dass der kunstvolle Stil aufgrund seiner auffallenden Farbgebung sowie prägnanten Kameraarbeit oft an “300” erinnert, erweist sich dabei nur selten als Problem - lediglich Theseus' erstes Gefecht sowie der Beginn der Endschlacht wirken ein bisschen zu dreist kopiert. In seiner Gesamtheit zeigt die opulente Optik jedoch nur minimale Abnutzungserscheinungen, die großartigen CGI-Panoramen (welche von der ausgefallenen, da äußerst glatten und klobigen Architektur bereichert werden) ziehen einen im selben Maße wie die comichafte Überzeichnung auch heute noch in ihren Bann. Letztere offenbart sich allen voran in den blutigen Action-Sequenzen - vor allem die raren Auftritte der Götter entpuppen sich als herrlich übersteigerte und daher kurzweilige Höhepunkte. Generell hätten die Unsterblichen gern öfter im Fokus stehen dürfen; ihre phantasievollen (und latent lächerlichen) Kostüme sind ebenso wie der majestätische Olymp ein Fest für die Augen.
Ein derartiges Werk, welches primär mit oberflächlichen Reizen betört, verlangt natürlich nicht nach schauspielerischen Höchstleistungen - physische Präsenz und Charisma sind hier die oberste Prämisse. Der unterforderte Mickey Rourke kann diese Anforderungen mit seiner einschüchternden Erscheinung bestens erfüllen. Dass ein durchtrainierter Körper allein nicht ausreicht, wird indes von Henry Cavill bewiesen. Der künftige "Superman"-Star agiert aufgrund seines mangelnden Charmes ausgesprochen austauschbar und empfiehlt sich somit nicht unbedingt für die kommende Großproduktion. Besser sieht es da schon bei Luke Evans aus, welcher seinen Göttervater trotz jungen Alters mit erhabener Ausstrahlung verkörpert. Die restlichen Nebendarsteller, sei es nun im Form von Freida Pinto oder Stephen Dorff, liefern eine beliebige Vorstellung ab und hinterlassen somit keinen bleibenden Eindruck. Selbiges gilt für den eigentlich nicht erwähnenswerten Soundtrack, welcher keine erinnerungswürdigen Klänge aufzuweisen hat.
Fazit: “Krieg der Götter” hat unter unerwarteter Action-Armut zu leiden. Langatmige Dialoge ziehen die Zeit zwischen den brachialen Auseinandersetzungen leider unnütz in die Länge. Die imposanten Schauwerte in Form stilvoller CGI-Kunstwerke sind zwar auch in den ruhigen Passagen vorhanden, können die inhaltliche Belanglosigkeit jedoch nicht ausreichend überdecken. Immerhin: Wenn es dann zur Sache geht, geschieht dies auf wunderbar überzogene Art und Weise. Mit einer konsequenteren Konzentration auf die schonungslosen Schlachten hätte man womöglich in Konkurrenz mit “300” treten können - so bleibt es bei einem durchwachsenen Fantasy-Film, der einiges an Potenzial verschenkt.
5/10