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Arthur Kipps (Daniel Radcliffe), seines Zeichens Rechtsanwalt und verwitweter Vater, reist beruflich nach Nordengland, um in einem Dorf an der Küste den Nachlass einer vor kurzem verblichenen Frau durchzusehen. Nachdem er vor Ort eher unherzlich aufgenommen wird, macht er sich im Haus der Verstorbenen an die Arbeit. Dieses liegt abgelegen auf einer kleinen Insel, welche nur bei Ebbe über eine Straße erreicht werden kann. Wie sich herausstellt, starb hier vor 27 Jahren ein Kind und im Dorf erzählt man sich eine unheilvolle Legende.

Angesiedelt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, markiert der vorliegende Grusler einen der neueren Filme aus dem altehrwürdigen Studio Hammer. Und in James Watkins' Adaption von Susan Hills Romanvorlage finden sich viele Markenzeichen, die man als Hammer-Fan nicht missen möchte. Umherwabernder Nebel, finstere Gestalten in der Nacht und eine gruselige, von den Bewohnern verbreitete Mär.
Optisch ist "Die Frau in Schwarz" ein Treffer ins Selbige. Mit ausgewaschenen Farben, einer stets düsteren Umgebung und mit den Schatten spielend, erschafft der Film eine bedrohliche Atmosphäre, die das größte Plus darstellt. Im zum Dekor passenden altmodischen Stil baut sich das Gruseln langsam auf, wird nicht durch wilde Experimente oder hektische Schnitte zerstört und gewinnt erst mit der Zeit an Fahrt, was effektiv umgesetzt wurde. Garniert wird das permanente Unbehagen mit einigen gut platzierten Schocksequenzen. Zudem kommt das Werk dankenswerterweise völlig humorfrei und ohne CGI-Overkill daher. Ebenso verzichten muss der geneigte Horrorfan auf Schlachtereien oder Gewalteinlagen. Und auch das ist eine angenehme Überraschung.

Die Geschichte an sich gewinnt sicherlich keine Innovationspreise, ist aber eben toll verpackt und lässt Platz für stimmungsvolle Bilder; die Kameraarbeit bietet einige schöne Einstellungen. Der Cast ist durch die Bank gut; selbst Radcliffe (dem man das nicht unbedingt zutraut) füllt seinen Part, selbst wenn er für die Rolle zu jung wirkt, mit Leben. Dabei nimmt man ihm den trauernden (fast-)Alleinerzieher, der den Tod seiner Liebsten noch nicht überwunden hat, ausreichend ab. Die Nebendarsteller, allen voran Ciarán Hinds, spielen ohne Ausfälle und tragen zu dem stimmigen Bild bei.

Das Ende ist zwiespältig, da nicht frei von Kitsch - und trotzdem sich vom Einheitsbrei abhebend. Längen gibt es über die rund 90 Minuten keine zu verzeichnen. Und das mit einer längeren, dialogfreien Sequenz, die aber um so spannender wirkt. Überhaupt bietet Watkins' Film episodenhaften Grusel und nimmt sich die nötige Zeit, dem Zuschauer immer wieder mal etwas über die Charaktere zu erzählen.

Stimmungsvoll und ansprechend ausgestattet, bietet "Die Frau in Schwarz" altmodischen Haunted-House-Grusel mit einer guten Portion Drama. Eine ansprechenden Darstellerriege, eine langsame Inszenierung und die stets düstere Atmosphäre machen ihn zu einem würdigen Vertreter der Marke Hammer.

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