Das es sich bei "Die Frau in Schwarz" um ein Remake des gleichnamigen Fernsehfilms aus dem Jahr 1989 handelt, dürfte nur wenige Insider interessieren. Deutlich mehr Aufmerksamkeit erringt der Film damit, dass die Hauptrolle von Daniel Ratcliffe übernommen wurde, der hier einen jungen Rechtsanwalt spielt, der seinen kleinen Sohn allein aufziehen muss, da seine Frau bei der Geburt starb - von Bedeutung für die Qualität des Films ist es letztlich nicht, sieht man davon ab, das Ratcliffe die Rolle überzeugend verkörpert.
Obwohl die Tragödie um seine Frau schon ein paar Jahre zurück liegt, huscht nur selten ein Lächeln über das Gesicht Arthur Kipps, weshalb sein Sohn Joseph ihn mit einem traurigen Gesichtsausdruck malt. Das auch sein Chef den Auftrag, den Nachlass der kürzlich verstorbenen Besitzerin von Eel Marsh House aufzulösen, als letzte berufliche Chance für ihn sieht, verdeutlicht die Zwangslage, in der er sich auf seinem Weg in den einsam gelegenen Ort befindet.
Eine schwarz gekleidete Frau als Bote des Unglücks, die auf einen verzweifelten Menschen trifft, gehört schon lange zum Repertoire des Horror-Films, ähnlich wie die wenig gastfreundlichen Einwohner des kargen Ortes, die den jungen Anwalt am liebsten sofort wieder los werden wollen. Auch das abseits gelegene Anwesen, das sich auf einer kleinen Insel befindet, die nur bei Ebbe über die Straße erreicht werden kann, erfüllt die Erwartungen an eine angemessene Location, wie auch die darin befindlichen Räumlichkeiten. Man könnte dem Film eine gewisse Berechenbarkeit vorwerfen, eine fast perfekte Erfüllung der Erwartungshaltung an ein Szenario, das zum Beginn des vergangenen Jahrhunderts spielt und seine Geschichte über die toten Kinder des Ortes langsam entfaltet, aber das mindert nicht seine Wirkung.
Es ist kein konkreter Gegner, dem sich Arthur Kipps ausgesetzt sieht, weshalb seine Verhaltensweise immer nachvollziehbar bleibt. Das er sich an seine Arbeit macht, obwohl das Anwesen wenig einladend wirkt, ist ausreichend mit der Ausgangssituation begründet, zumal er von dem reichen Gutsbesitzer Daily (Ciarán Hinds) dabei unterstützt wird, obwohl dieser selbst in die Ereignisse um die schwarze Frau verwickelt war. Als sich Kipps an seine testamentarische Arbeit macht, beginnt er nicht nur langsam den früheren Ereignissen auf die Spur zu kommen, sondern auch das Haus selbst offenbart immer mehr vom inneren Zustand seiner früheren Bewohner.
"Die schwarze Frau" erfindet keine neuen Effekte, keine überraschenden Wendungen und setzt niemals auf Gewalt, aber es gelingt dem Film langsam seine gruselige Atmosphäre zu steigern, die bis zum Ende - trotz geringer abschließender Konzessionen - homogen bleibt und sich nicht in Aktionismus verliert. Die Schockmomente wirken erfrischend altmodisch, passend zum gesamten Ambiente, erfordern aber vom Betrachter, sich auf die Story einzulassen (7/10).