Der Weg zurück ist die Flucht nach vorn.
Anders kann man die Vorgehensweise bei "Paranormal Activity 3" wohl nicht mehr beschreiben, denn eine zum dritten Mal ausgewalzte One-Joke-Story, die weitestgehend ohne größere detaillierte Erklärungen nur auf Wirkung der "Found Footage"-Materialien setzt und die bei der ersten Fortsetzung praktisch im Handstreich Prequel und Sequel in eins abfrühstückte, muß man als Filmemacher zwangsläufig in Erklärungsnotstand geraten.
Also muß ein wenig mehr Fleisch auf die Knochen - Grund genug, die Ursprünge der dämonischen Verfolgungen der Schwestern Katie und Kristi zu ergründen. Also transportiert man die bewährte Überwachungskameramethode in das Jahr 1988, wo der Lebensgefährte ihrer Mutter ebenfalls als früher Technikfreak und Hochzeitsvideoproduzent die Ereignisse mitdokumentieren kann.
Zwar kommen die Bilder der Kameras in ungewohnter und unrealitischer moderner Schärfe für VHS-Bänder daher, aber wer sich mit diesem für den Kinoeinsatz nötigen Fauxpas arrangieren kann, hat einen wieder mal hochauflösenden Spaß.
Katie und Kristi sind hier gerade mal neun und sechs Jahre alt, als es mal "bump" in der Nacht macht und zahlreiche Teile des Mobiliars in unerwünschte Schwingungen geraten. Die Kleine hat einen imaginären Freund namens Toby, aber es wird bald deutlich, daß da tatsächlich jemand ist, der offenbar in einem Verschlag im Kinderzimmer wohnt und seiner menschlichen Freundin ständig einige Versprechen abpressen will, über die man nur mutmaßen kann. Mutter Julie ist von den folgenden Überwachungsaufnahmen null begeistert, der meist arbeitslose Dennis geht voll in seinem Ghostbusterjob auf und Kumpel Randy mischt mit, bis ihm die Sache über den Kopf wächst.
Insofern liefert auch PA3 das Bewährte. Von ersten "Bewegungen" im Haus kommt es bald zu seltsamen Geräuschen, Lichtphänomenen, die ersten Glühlampen platzen. Die Idee, eine Kamera auf einen sich bewegenden Ventilator zu setzen, sorgt in der Folge für einen weiteren gruseligen Effekt, weil die stoischen Fahrtbewegungen des Belüfters nie das Grauen fokussieren, sondern sich stets zu ihm hin und wieder weg bewegen, so daß man nie weiß, was sich gleich in den Bildrahmen schieben wird. Man sieht nicht die Entwicklung, man sieht, was in den Sekunden zuvor verändert wurde zwischen Küche und Wohnzimmer und das sorgt mittels Bettlaken und Kücheneinrichtung für mindestens zwei großartige Sequenzen. Aber auch der Angriff auf eins der Kinder aus dem Unsichtbaren und eine Sequenz in einem dunklen Badezimmer sorgen für Unterhaltung, so daß die bekannten ausgewählten "Nachtaufnahmen" noch nicht so abgegriffen wirken, wie sie es beim dritten Aufwasch sein könnten.
Den okkulten Unterbau haben Dennis und Randy natürlich auch bald bei der Hand, doch das ergibt nur Hinweise auf das große Finale, das im Haus der Großmutter schließlich wieder mal mit der Handkamera aufgenommen wird, eine intensiv atmosphärische und extrem gruselige Sequenz, die endlich ein paar Schlüsse auf das Geschehen in den Filmen 1 und 2 zuläßt.
Für eine weitere Fortsetzung empfiehlt sich von diesem Punkt aus dann aber ein Wechsel in die Zukunft, sprich in eine Zeit nach den Ereignissen von Teil 1 und 2, sonst müßte man sich fast stummen Super-8-Aufnahmen aus noch früherer Zeit widmen - sofern man an der bekannten Familiengeschichte dranbleiben will.
Alles in allem ist PA3 zwar keine Offenbarung, die die anderen Filme übertrifft, aber auch kein simpler Aufwasch bekannter Motive. Für Fans der geschmackvoll inszenierten Reihe sind hier wieder genau die richtigen Zutaten dabei und eine inhaltliche Entwicklung ist ebenfalls sichtbar, so daß PA niemals stagniert.
Am besten natürlich wie üblich allein im Bett genossen, in der Nacht, in der Dunkelheit... (7/10)