Wie hieß es in einer Rezension zum dritten Teil der paranormalen Aktivitäten so schön? Der Film würde sich nach dem SAW'schen Gesetz richten, was nicht ganz unbegründet ist. Wie auch schon 'Saw' beginnt Paramount nun auch dieses Konzept auszuschlachten mit dem Versuch, die vorangegangenen Teile stets zu überbieten, um auch schön sein Publikum zu befriedigen. Dieses Konzept ist seinerzeit bei 'Saw' nur bedingt aufgegangen, und auch scheint es bei 'Paranormal Acitivity' hier und da schon kleine Defizite zu geben, doch das macht bis dato noch überhaupt nichts - denn das Regisseuren-Duo Henry Joost und Ariel Schulman ist mit Abstrichen das gelungen, was jede Fortsetzung zu versuchen erreicht; dem Original gerecht zu werden. Und das macht dieser Teil ziemlich gut.
'Paranormal Activity 3' erzählt jene Geschichte, die schon im ersten Teil zur Sprache kam - Katie und Kristi in jungen Jahren, wo alles seinen Anfang fand. Nach dem enttäuschenden zweiten Kapitel, das im Grunde die selbe Geschichte erzählt wie der erste Teil, nur diesmal auf der anderen Seite des Geschwisterpaars, waren die Erwartungen nicht sonderlich hoch, und dies hat sich Kapitel 3 nun geschickt zu seinem Nutzen gemacht.
1988 - Katie und Kristi leben mit ihren Eltern in einem recht schicke Haus, das dennoch nicht viel Freude bringt, da Katie alsbald ihren imaginären Freund Tobi der Familie vorstellt, doch die das Ganze als Unwichtig abstempelt. Bis dann Kristi im kleinen Nebenraum eingesperrt wird und Tobi sie einfach nicht rauslassen möchte. Dass sich die Geschehnisse nicht nur auf lapidare Aktivitäten beschränkt, haben schon die beiden Vorgänger bewiesen und so nimmt der Schrecken immer mehr zu, während Familienvater Dennis das Ganze noch auf Film bannen möchte - selbstverständlich.
Erfreulicherweise wurde die Anzahl der Kameras wieder erheblich reduziert, denn das Paparazzi-ähnliche Getue im zweiten Teil hatte überhaupt nicht ihren Zweck erfüllt und nur viel Langeweile hervorgebracht. Dieser Film beschränkt sich auf das Wesentliche und spart nicht mit herben Schockmomente, auch wenn die ersten noch in Gestalt von Schein-Gefahren erfolgte, bei denen die Ehefrau einfach mal ihren Ehemann erschrickt, in dem sie mit einer Art Dämonen Maske auf dem Kopf aus dem Kleiderschrank hervorsprang. Das klingt jetzt lächerlich, hat aber durchaus ihren Zweck erfüllt, denn Unerwartenes schockiert einen stets intensiver, als wenn man einen Schreckmoment nun erwartet. Natürlich wird dem ganzen Theater anfangs nur wenig Glauben geschenkt, vor allem die Mutter agiert wirklich stur. Aufgrund der Tatsache, dass sich der Schrecken kontinuierlich steigert, bleibt der Zuschauer stets in einem art Paralyse-Zustand, da man nicht mit rechnen kann, wie stark und schnell sich das alles entwickelt. Trotz der gelungenen Schockmomente und dem stets hohen Spannungspegel, vermag das Ganze nicht wirklich die Atmosphäre des Erstlings zu kopieren.
Es wird geschrien, es wird viel geschrien, denn die heimlichen Hauptdarsteller sind hier die zwei jungen Mädchen, und die schreien, wann immer es etwas zu schreien gibt. Doch sie haben Mut und scheinen nicht aus Zucker zu sein; ihr Schauspiel stellt das der Erwachsenen locker in Schatten und sie können noch am Besten zum Zuschauer eine Beziehung aufzubauen, was ihre Charaktere nicht lächerlich erscheinen lässt. Zwar sind auch die Erwachsenen nicht nur eindimensionale, platte Figürchen, doch spielen die zwei Besessenen sie locker an die Wand.
Während das Tempo stets ruhig und konstant vorangetrieben wird, drückt das Werk gewaltig auf die Pedale, wenn sich der Film so langsam dem Ende neigt. Nach gut einer Stunde und man einigermaßen weiß, was sich abspielt, zeigt der Film eine erstaunlich düstere und beängstigende Seite. Vor allem die letzte Nacht der Kleinen im Haus kommt abrupt, intensiv - und ist für seine Verhältnisse ziemlich heftig. Anders als seine Vorgänger versucht dieser Film etwas aufzuklären. Er versucht, dem Schrecken ein Gesicht zu geben, in dem er noch ein Stück weiter geht als die Vorgänger. Das Ende wird natürlich nicht verraten, aber so viel sei gesagt - es ist unerwartet, ziemlich spannend und erscheint in der Tat etwas an den Haaren hergezogen, aber genau dieser Kontrast zeigt Wirkung.
'Paranormal Activity 3' zeigt das, was der Zweite schon hätte tun sollen. Schockmomente, die ihren Zweck erfüllen, viel Ungewissheit und darüberhinaus auch noch relativ gut aufspielende Protagonisten. An den Erfolg und Intensität des Originals von Oren Peli kommt dieser Teil nicht ganz ran, da der Überraschungseffekt weg ist. Doch ein hoher Spannungspegel und das immer heftiger werdende Szenario überzeugt dabei genauso viel, wie die Tatsache, dass er hier nicht den selben Fehler macht wie 'Paranormal Activity 2'.
Die Filme sind nun eigentlich komplett, abgeschlossen in ihrer Chronologie und es ist im Grunde alles erzählt, was es zu erzählen gibt. Nichtsdestotrotz hat Paramount Pictures schon den vierten Teil bestätigt, der Herbst 2012 anlaufen soll. Was dieser Film nun noch erzählen möchte, was wir noch nicht wissen, ist fraglich und es scheint wirklich nun ein Trend geworden zu sein, kommerziell erfolgreiche Horrorfilme fortzusetzen, bis selbst der härteste Fan kein Gefallen mehr daran findet. Wir sehen uns dann im Kino, wenn 'Paranormal Activity 7 - Alles nur Imagination' anläuft.