Hin und wieder erwecken Filme ein bestimmtes Interesse, weil nicht nur der Grundstock der Geschichte interessant klingt, sondern auch das Ambiente ein paar reizvolle Bilder verspricht.
Da sich das Geschehen hauptsächlich in Prag und Umgebung abspielt, ist der letzte Punkt durchaus gegeben, doch die Geistergeschichte will demgegenüber nicht so recht zum Zug kommen.
Eva hat einen Alptraum, in dem sie sieht, wie ihre Schwester Teresa in ein altes Haus gezogen wird. Kurz darauf erhält Eva die Nachricht, dass Teresa ermordet wurde. Wenig später zieht sie mit ihrem Freund Jan nach Prag, um mit dem Leben im Dorf abzuschließen, doch fortan verstärken sich Evas Visionen und es scheinen sich Geister in ihrer Wohnung eingenistet zu haben…
Man mag dem Streifen einige Aspekte ankreiden, doch der Kamera gelingt es binnen kurzer Zeit, die tschechischen Ansichten mit Atmosphäre zu versehen. Eine Altstadt, ein angrenzender Park, dann eine Vogelperspektive über Prag, dazu ein herbstlich-tristes Gewand und am Rande einige alte Häuser, umgeben von engen Gassen.
Mit dieser stimmungsvollen Umgebung kann die Geschichte leider nicht in Ansätzen mithalten, denn nach dem Tod von Evas Schwester, über dessen Umstände kaum etwas berichtet wird, benötigt der Stoff reichlich Zeit, um überhaupt mal so etwas wie einen spannenden Moment zu erzeugen.
Bedrohlich wirken noch die Treffen mit dem offenbar Obdachlosen David im Park, der mit kryptischen Worten kleine Geheimnisse andeutet und augenscheinlich etwas über den Tod von Teresa wissen könnte. Doch darüber hinaus bewirken huschende Schatten oder eine Fratze im Spiegel allenfalls Achselzucken, jedoch kein Zusammenzucken aufgrund effektiver Einschübe. Hinzu kommt, dass im Mittelteil etwas zuviel um den heißen Brei herum gefaselt wird, nachdem der ermittelnde Kommissar von einem zweiten Täter spricht (der erste wurde offenbar gefasst), Freundin Petra mit Seance-Erfahrungen lediglich Andeutungen macht, während Eva und Jan zwischenzeitlich kiffen und danach merkwürdige Erscheinungen wahrnehmen.
Vielleicht wurde auch deshalb so stark auf die Sounduntermalung gesetzt, weil im Kern wenig geschieht. Eine Weile funktionieren die Hüllkurven, gepaart mit metallischen Loops auch ganz gut, doch auf Dauer wird die pausenlose Untermalung definitiv überstrapaziert, so dass der Sinn für die Feinheiten in der auditiven Wahrnehmung weitgehend verloren geht.
Inhaltlich gilt das ferner für die sich ständig wiederholenden Visionen, welche weder Abwechslung schaffen, noch die Entwicklung der Geschichte vorantreiben.
Erst zum Showdown kommt es zu einem Break, der auf eine zwielichtige Pointe hinausläuft, welche Raum für Interpretationen lässt und nicht eindeutig Stellung bezieht.
Darstellerisch können die überwiegend tschechischen Mimen durchaus überzeugen, besonders der etwas erfahrene Jan Budar kann der finsteren Erscheinung des orakelnden David eine angemessen düstere Aura verleihen, aber auch Milka Minichova schlägt sich in der Hauptrolle als Eva passabel.
Ansonsten ist handwerklich nicht viel anzukreiden, nur der Schnitt wirkt zuweilen etwas holprig.
Während also die Atmosphäre des Interieurs, sprich Prag und Umgebung punkten, kommt die Geistergeschichte zu selten in die Gänge und wird mit zu wenigen Schreckmomenten versehen. Am Ende verwirrt die Auflösung ein wenig, da hier mehrere Deutungen möglich sind, ein Aha-Effekt gelingt Debütant Huck Keppler damit jedoch nicht.
Kein gänzlich schlechtes Gesamtbild, aber auch keins, was Freunde von Geisterfilmchen für eine unbedingte Sichtung motivieren sollte.
4,5 von 10