Review

Dieser Film dürfte für mich  eine Premiere sein. Ich wüsste nicht, dass ich schon mal einen Film aus Argentinien bzw. Kolumbien gesehen habe. Natürlich war ich auf den Stil des Films gespannt, denn in letzter Zeit erfreue ich mich immer mehr an nicht-amerikanischen Filmen, als an den Großen aus Hollywood, bzw. die kleinen amerikanischen Low Budget-Filmer, die aber auch dem typisch amerikanischen Schema folgen.

In "The Squad" wird man mitten ins Geschehen geworfen. Und zwar in einen Haufen Soldaten, die eine Festung erstürmen wollen. Wie sich später jedoch rausstellt, ist es die eigene Festung - lediglich die Soldaten, die hier eigentlich stationiert sein sollen, sind alle tot. Bei der Suche nach Verwertbaren stoßen sie auf eine Frau, die zwischen zwei Wänden eingemauert ist - und das Tagebuch eines verstorbenen Soldaten, der in diesem Buch diese Frau als unglücksbringende Hexe umschreibt. Zunächst schenkt dieser These aus der Gruppe keiner Glauben. Aber als die Frau spurlos im Nebel verschwindet und der erste eigene tote Soldat aufgefunden wird, machen sich Angst und Paranoia breit...


Meine Fresse, ich hab mich anfangs gefragt, wo man solch schaurig schönen Locations noch herbekommt. Dieser Hügel mit seinen Barracken und riesengroßen Satellitenanlagen, die im Schlamm und Morast vor sich hin schimmeln, gepaart mit dem dichten Nebel bilden schon einfach so eine faszinierende Atmosphäre. Desweiteren konnte ich positiv verbuchen, dass ich nicht das typische Problem wie in anderen "Soldaten"-Filmen hatte, da man die Personen dieser Truppe gut auseinanderhalten kann.
 
Der Film ist zu Beginn sehr dicht gestaltet, was sich im weiteren Verlauf jedoch ändert. Dabei muss ich gerade Leute warnen, die viel Krawumms, hektische Passagen oder Blut erwarten. Regisseur Jaime Osorio Marquez setzt sehr häufig Close-Ups mit schwammigen Hintergrund ein und somit stellt er sehr seine Darsteller in den Fokus. Und bei "The Squad" muss ich sagen: Hut ab! Jeder einzelne ist ein exzellenter Schauspieler.
An dieser Stelle muss ich noch erwähnen, dass scheinbar einige Menschen Schauspielleistung von der Filmrolle nicht unterscheiden können. Beispiel: Wenn Robert de Niro in "Red Lights" einen Magier spielt, ist seine Leistung fantastisch, wenn er jedoch wie in "Freelancers" nur einen korrupten Cop spielt, wird ihm nachgesagt, dass er seine Rolle eher gelangweilt runterleiert... Also zusammengefasst: Je skurriler die Rolle, desto besser die Leistung. Das ist aber falsch.
Die Schauspieler in "The Squad" liefern wirklich tolle Arbeit ab und ich würde jedem einzelnen abkaufen, dass er schon privat mehrere Kriegseinsätze hatte, so authentisch wirken diese Rollen.
Und genau das ist eine der Stärken des Films. Die Schauspieler und die Location machen viel daher, es wird auf subtile und psychologische Art und Weise der Film heruntergerattert, was manche auch als langweilig titulieren können.
Deswegen sag ich mal, dass dieser Film für den Mainstream-Seher eher weniger geeignet ist, weil eben "nix großartiges passiert" und der Film dementsprechend nicht funktionieren wird.

Es gibt eher nur kleine Stellen, die mich etwas geärgert haben. Das wäre z.B. der erste Tod, den ich überhaupt nicht mitbekommen habe (oder war ich da gerade auf dem Lokus einen schiffen?) und natürlich das Versteck der Frau: Die Mauer sieht so etwas von glatt aus, was selbst Stuckateure  nicht an einem Tag hinbekommen würden. Und schon gar nicht ohne Profiwerkzeug.
Natürlich fehlt hier und da ein wenig Logik, aber dieser Sache kann ich locker verzeihen, da mich der Film unglaublich gefesselt hat.
Regisseur Marquez konnte es sich im Schlussdrittel jedoch nicht verkneifen, bestimmten Schemen zu folgen und so wird mit der Brechstange Action hineingeknüppelt, was der Film ansich gar nicht gebraucht hätte.
 Mit dem Ende bin ich einverstanden, da man sich dann doch alle Wege offen lässt und den Schluss so oder so interpretieren kann - also auf eine Fortsetzung würde ich mich freuen.



"The Squad" bezieht seine unheilsame Atmosphäre sehr aus den Darstellern und der Location, bzw. wie sie bei Problemsituationen miteinander interagieren und im Laufe der Zeit körperlich wie seelisch zerfallen. Das kann man unter Spannung verbuchen, jedoch wird das Durchschnittspublikum, das einen schnellen Happen verzehren will, eher gelangweilt auf diesen Film reagieren, da es keine nervenaufreibenden Szenen gibt und alles eher ruhig vonstatten geht.

7/10

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