Das Amateur- und Independentgenre, erfreut sich in Deutschland ja großer Beliebtheit. Doch inzwischen hat sich einiges in dem Bereich getan. Weg ist man von dem Image, des Splatterfilms, wie man es aus Zeiten von Schnaas und Ittenbach kennt. Inzwischen versuchen immer mehr deutsche Regisseure, ihr Hauptaugenmerk auf atmosphärische und durchdachte Filme zu legen, anstatt mit purem Blutgehalt zu überzeugen. Auch Lifeless von Ralf Möllenhoff, versucht diesen Weg zu gehen. Wird der Film überzeugen können oder wird ihm die Blutarmut zum Verhängnis?
Allan Pomah ist ein deutscher Schriftsteller. Um besser arbeiten zu können, verbringt er die Zeit mit seiner Frau und deren gemeinsamen Sohn, in Kroatien, wo sie ein Haus auf einem Berg besitzen. Eines Tages verschwinden, sowohl sein Sohn, als auch seine Frau auf mysteriöse Weise. Die Polizei am Fuße des Berges will mit der Sache nichts zu tun haben, da sich viele Mythen und Mysterien, um den Berg und seine Bewohner ranken. Aber was ist hier los, wer hat Allans Familie entführt und was hat der merkwürdige Nachbar damit zu tun? Allan versucht dem ganzen auf die Spur zu kommen und gerät dadurch selber in das Visier des Bösen.
Lifeless ist der neuste Streich von Regisseur Ralf Möllenhoff, der sich mit Nerves und Dead Eyes Open bereits einen Namen gemacht hat. Die Story hinter Lifeless ist erfreulich gut geworden, auch wenn man sich manchmal fragt, welchen roten Faden, diese jetzt genau verfolgt. Zunächst versucht Allan seine Familie zu finden, allerdings verliert sich die Story dann irgendwo und legt mehr Wert auf die Hintergründe, hinter dem Örtchen in dem Allan lebt. Das Ganze wiederum erzeugt einen hohen Grad an Atmosphäre und Spannung, da man immer mehr Einblick in die Geschichte des Ortes und der Mythen, die sich um diese ranken, bekommt. Der große Vorteil davon ist, dass es dem Zuschauer kaum langweilig wird, der die Spannung auf recht hohem Niveau gehalten wird und man immer gespannt ist, wie die Auflösung sich präsentieren wird.
Die Schauspieler sind sehr gut gewählt worden, was bei einem Independentfilm meist, über Erfolg oder Scheitern bestimmt. Allen voran Ralf Möllenhoff, welcher den Allan hervorragend mimt. Er agiert mit viel Herzblut und kann die Zuschauer überzeugen. Auch die restliche Cast ist durchweg gut gewählt. Man muss sich dabei allerdings immer vor Augen führen, dass hier keine professionellen Schauspieler am Werk sind. Behält man dies im Hinterkopf, können alle Schauspieler überzeugen.
Die Kamera ist dagegen ein anderes Kapitel. Sie fängt auf der einen Seite, wirklich wunderschöne Bilder ein, die im Independentbereich, wohl ihres Gleichen suchen dürften. Dies ergibt sich natürlich, daher dass auch die Location an sich sehr gut gewählt wurde. Immerhin spielt fast der komplette Film in Kroatien, wodurch man herrliche Landschaftsaufnahmen gezeigt bekommt. Manchmal zeigt die Kamera, aber auch zu viele Close-Ups, welche manchen Zuschauer sicherlich nach einiger Zeit zum Hals heraushängen dürften. Es wirkt etwas experimentell, aber zu keiner Zeit zu extrem, auch wenn manche Aufnahmen etwas verwackelt, bzw. unruhig daher kommen, was aber sicherlich auch durch die Verhältnisse, in welchem der Film entstanden ist, erklärt werden dürfte. Man darf also nicht zu viel erwarten und muss sich im klaren sein, dass man hier wirklich mit Close-Ups bombardiert wird. Gegen Ende bekommt der Zuschauer, dann aber auch einige sehr ausgefallene Kamerafahrten präsentiert, die auch im direkten Vergleich mit höherwertigen Production, zu gefallen wissen.
Die Musik ist ausgezeichnet geworden. Hier wird sehr viel Wert auf atmosphärische Klänge gelegt und die können wirklich überzeugen. Selten bot ein Independentfilm einen solch starken Soundtrack, wie Lifeless es tut. Ohne die Musik, würde Lifeless wohl nur halb soviel Atmosphäre und Spannung bieten können, wie mit eben jener. Sie setzt sich hauptsächlich aus Streich- und Klavierklängen zusammen, bietet aber trotzdem genug Abwechslung, um nicht monoton zu wirken. Abschließend möchte ich noch kurz die Effekte ansprechen, welche hier Gott sei dank im Hintergrund stehen. Man sieht zwar zwei Leichen, welche recht nett gestaltet wurden und bekommt zudem ein paar Morde präsentiert, welcher auch nicht schlecht gemacht wurden, aber man sollte wissen, dass es sich bei Lifeless nicht um ein Splatterfeuerwerk handelt. Man kann froh sein, dass man sich hier gegen Blut und Gewalt und für Spannung entschieden hat, denn so bekommt Lifeless auch wirklich eine Daseinsberechtigung.
Fazit: Sehr gut umgesetzter, spannender Independentfilm, der auf Grund der interessanten Story, guten Musik und soliden Kameraarbeit punkten kann. Für Fans von Independentfilmen auf jeden Fall einen Blick wert!
Objektive Wertung: 7/10 Punkten (für die Verhältnisse)
Subjektive Wertung: 9/10 Punkten