Staffel 7 - Cult - 7,5/10
Staffel 7
CULT
Wahre Angst
Im siebten Jahr zeigt sich "American Horror Story" näher am Welt- und Zeitgeschehen denn je und widmet sich dem gespaltenen, namensgebenden Good Ol' America - nach der Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten liegt das Land sozial und gesellschaftlich im Clinch, in Trümmern, in heftigen Selbstzweifeln und starken Angstzuständen. Perfekt also für eine Serie, die sich mit dem Horrorgenre und der Angst selbst beschäftigt, perfekt für einen kultigen kleinen "Führer", der sich inspiriert von Agent Orange im Weissen Haus, dazu anschickt, selbst Macht, Erfolg und Gefolgschaft zu erlangen - wie sein Vorbild und Ermutiger Trump, vor allem durch Angst, Hass, Lügen und mächtig viel Egoismus...
Ich mag diese Staffel. "Cult" ist gewagter und aktueller, brutaler und sozialkritischer als die Serie je war - selbst wenn bei weitem nicht jeder Erzählstrang sitzt und jede Folge abliefert. Hier, was mir gefiel, und was man meiner Meinung nach hätte (noch) besser machen können:
TOP
+ die Besetzung spielt sich mal wieder den Leib aus dem Allerwertesten - vor allem Peters ist in Topform und mausert sich zu einem der schauspielerisch heißesten Typen seiner Generation!
+ Peters Figur "Kai" ist faszinierend (meist im negativen Sinne, aber nichtsdestotrotz)
+ das Thema wirkt nah, aktuell, persönlich und betrifft jeden
+ kaum eine andere Staffel zeigt dermassen "Eier"
+ die Serie schafft es viele Seiten der Konflikte zu beleuchten und dabei trotzdem kaum lasch zu wirken
+ nimmt nie ein Blatt vor den Mund
+ der Brückenschlag zu Kultführern wie Manson oder Jim Jones wird (einigermaßen) gekonnt genommen
+ ein paar wirklich fiese und äußerst brutale Szenen (Nagelpistole oder Folterhaus als Höhepunkte)
+ Look, Sound, Inszenierung wie immer auf sehr hohem Niveau
+ unterschätzt, kann dadurch positiv überraschen
+ bietet Redestoff und ist immer interessant
+ tiefschwarzer Humor
+ der realistische Anstrich tut der Serie gut
+ "AHS" erfindet sich von Jahr zu Jahr neu
+ weiterhin eine Ode an das komplette Genre (wenn auch diesmal etwas weniger als sonst)
+ clevere Verweise auf Horrorklassiker und Geheimtipps
+ stylisch und oft bizarr sexy
+ eine der Lieblingsserien der LGBT-Szene
+ ganz, ganz wichtige Aussagen zur aktuellen Welt und deren Gefahren, vom Internet über die "lügenden" Medien bis hin zu selbsternannten Führern und Gurus
+ die Clowns sind creepy ("Mr. Peniskopf")
+ "The Purge"-Vibes, nur in besser
+ (wie immer) starke Frauenfiguren
+ scheut sich nicht beiden Seiten "Kasalla" zu geben
+ erinnert (positiv) an die erste Staffel "Murder House"
+ weitere Andeutungen und Belege, dass alle Staffeln doch im selben Universum spielen und irgendwie zusammenhängen
+ regt zum eigenen Denken und zur Selbstbestimmung an
FLOP
- realer Grusel ja, Horror-Grusel (wie meist bei "AHS") eher wenig
- Thema "Feminismus" wirkt etwas fehl am Platz, schlecht ausgeleuchtet bzw. ist der Schwachpunkt der Staffel
- fast keine Figur, mit der man mitfiebert bzw. kaum Sympathieträger
- vielleicht etwas "früh" (die "Geschichte" ist in echt ja noch nicht auserzählt)
- die Story kann durchaus auch von Extremen reizvoll und "toll" fehlinterpretiert werden
Fazit: politisch, akut, mutig - "Cult" ist die realistischste und polarsierendste Staffel der Serie bisher. Egal ob links oder rechts, egal ob jung oder alt, ob Demokrat oder Republikaner, ob Amerikaner oder nicht, (fast) egal ob Horrorfan oder nicht - "Cult" lässt einen nicht kalt. Und liefert genau deswegen vielleicht das bisher gruseligste, beunruhigendste Jahr. Mit Ängsten und Unsicherheiten und Konflikten, die alles andere als weit hergeholt oder "fantastisch" sind. Mit dem bisher besten Evan Peters aller Zeiten! (7,5/10)