Review
von Leimbacher-Mario
Staffel 4 - Freakshow
Freakshow
Freaks wie du & ich
Mit seinem Bezug auf den Horrorklassiker "Freaks" von 1932 & einer Truppe Freaks in einem Wanderzirkus der 50er, hat für mich Staffel 4 der "American Horror Story", das bisher beste Setting, knapp vor der Irrenanstalt in "Asylum". Sympathisch aber verstörend, stylisch aber eklig, liebevoll aber pervers. Einfach anders & sehr stimmungsvoll. Ein Kunstgriff & sicher eine der besten Entscheidungen der Macher, sich diesem heiklen Thema, damals wie heute, zu widmen. Und nur ganz selten hatte man ein ungutes Gefühl der Zuschaustellung der Behinderten, was nicht selbstverständlich war. Toll & sehenswert auch, dass wirklich Menschen mit Behinderung verpflichtet wurden zum Großteil & das Computertricks nur in Notfällen zur Hilfe gezogen werden. "Freakshow" ist ein andersartiger Gourmethappen für Horrorfans & Fans der Show werden nicht enttäuscht. Der gewohnt starke Cast, ein alptraumhafter Style, der im TV seines Gleichen sucht, & diesmal sogar erste Easter Eggs bzw. Connections zu anderen Staffeln der Serie, begeistern gerade langjährige Anhänger. Langweilig wird die Serie noch nicht & ich sehe zum Glück selten Abnutzungserscheinungen. Neben dem makabren Freak-Setting allgemein, bei dem die missgebildeten Menschen zu den wahren Helden werden & normaler erscheinen, als die Menschen ohne Behinderung, beeindrucken u.a. ein tragischer Horrorclown, ein versöhnter Bubi-Killer oder Neil Patrick Harris als Zauberer mit Bauchrednerpuppe als exzellente Bösewichte bzw. Nebenplots.
Allein das Ladies-Trio Jessica Lange als Mutter der Freaks, Kathy Bates als die Bärtige & Angela Basset als Hermaphrodit sind den Eintritt wert. Die CrossOvers zu "Asylum" gefielen mir sehr gut & ich würde mir noch mehr Easter Eggs dieser Art von den Machern in den kommenden Jahren wünschen. Besonders starke Episoden gab es immer, wenn Hintergründe der Freaks erläutert wurden & so unsere Verbindung zu ihnen gestärkt wurde. Die des Clowns Twisty oder des Spitzkopf Peppers sind da vor allem zu nennen. Der Style der Serie fasziniert mich auch im vierten Durchgang noch & Ryan Murphy & sein Team wissen wirklich wie man verstörende Bilder in Szene setzt. Der schwarze Humor fehlt ebenso wenig wie so manch eine Splattereinlage, Altstars harmonieren mit der jungen Garde auffällig gut. Erotik, Ekel & Entertainment liegen hier übereinander & der Mix bleibt eine der besten Horrorerfahrungen in der Fernsehwelt. Warum ich zumindest "Asylum" noch etwas ansprechender fand, liegt an einigen abgebrochen Subplots, zu vielen Charakteren ohne nähere Beleuchtung & allgemein einer fehlenden, zu wenig packenden Hauptstory. "Freakshow" wirkt eher etwas zerstückelt & wie ein Puzzle ohne Ziel oder richtigen Bogen. Das ausgefallene, erwachsene Setting & einzelne wundervoll schaurige Charakter, hätten das Zeug zur besten Staffel gehabt. Doch allein der Außenseiterbonus & die Hommage an einen verschollenen Klassiker des Horrorkinos wie "Freaks", ließen mich begeistert zurück.
Fazit: eine einzigartige Truppe von Freaks, die man so schnell nicht vergisst. Dazu der gewohnt kunstvolle Stil & Darsteller von Format. Wären da nicht ein paar Charaktere zu viel & der (fast schon gewohnte) Verlust einer durchgängig interessanten Story, dann wäre das die bisher beste, perverseste & gewagteste Staffel. Allein schon wegen den Freaks & den bisher besten Bösewichten der Serie! (7,5/10)