Endlich eine richtige HORROR-Serie Hannibal ist geniale Thriller-Unterhaltung. Breaking Bad unerreichtes Drama, Game of Thrones der Fantasy-Meister. Supernatural, True Blood & Vampire Diaries eher Teeny-Mystery. Und selbst Walking Dead ist eher Zombie-Drama & nur selten wirklich gruselig. Aber eine pure Horror-Serie? Puh, da muss man schon eher in die Vergangenheit & Richtung Augenzwinkern ala Geschichten aus der Gruft & so etwas gehen, aktuell fällt mir da nicht viel ein. Bis ich nun die erste Staffel von American Horror Story gesehen habe - endlich klassischer Grusel & Horror in Serien- & Reinform!
American Horror Story hat mittlerweile schon mehrere Staffeln, alle mit in sich abgeschlossenen Geschichten & Themenkomplexen (Psychatrische Klinik, Hexen, Freaks...), auch wenn alle Stories zumindest in der selben Welt spielen sollen & auch Schauspieler (in unterschiedlichen Rollen) zur festen Besetzung zählen. Staffel 1 widmet sich ganz dem alten Spukhaus-Subgenre bzw. den klassischen Geistern. Eine Mischung aus Bis das Blut gefriert, The Others, Rosemaries Baby, Frankenstein, Sunset Boulevard & Omen. Nach kurzer Eingewöhnung wirklich beeindruckend & interessant umgesetzt.
Erzählt wird die Geschichte der dreiköpfigen, von Eheproblemen geplagten Familie Harmon, die nach L.A. in ein neues Haus zieht. Dieses Haus aus den goldenen 20ern hat aber eine langjährige, grauenhafte Geschichte voller gequälter Seelen, die dort schon umgekommen sind - mal freiwillig & mal weniger. Alle scheinen dort festzusitzen & wir als Zuschauer lernen von Folge zu Folge mehr über diese belebte (oder eher weniger belebte) Geschichte des Hauses & dessen (Ex-)Bewohner...
Ein bisschen habe ich gesponnen zu Beginn meines Reviews, denn so richtig gruselig oder schockierend ist Staffel 1 der amerikanischen Horror Story auch nicht soo oft - aber über allem liegt ein unheilvoller Schleier, eine bedrückend eklige Atmosphäre, die in Serienform stärker als in jedem 120-Minuten-Film durchlagen kann. Und obwohl man anfangs meint Vieles schon einmal gesehen zu haben oder gar mit billigen Klischees beworfen zu werden, wendet sich das Blatt schnell & es wird eine recht fesselnde, moderne, vielseitige Geister-Geschichte daraus. Nicht nur die Atmosphäre zieht einen in den Bann, auch der immer weiter in den Wahnsinn zerfallende Aufbau der Haupt-Story samt toll agierenden Darstellern begeistert. Auch ein paar blutige Aufnahmen sind dabei, obwohl man keinen Splatter erwarten sollte & sich das meiste im Kopf abspielt. Es entsteht eher eine unterschwellige, teuflische Stimmung wie aus den 70ern, womit ich super leben kann. Eine Art Stephen King-Atmosphäre gab es in den besten Momenten. Besonders toll ist die Beleuchtung der Absichten der einzelnen Personen, vor allem der vielen Geister, die wie lebende & ebenbürtige Charakter präsentiert werden. Vielleicht sind es bis zum Ende der Staffel nur etwas zu viele & manche Handlungsstränge verlaufen unerklärt im Sand. Und über das Ende inkl. etwas überschüssiger letzter Folge kann man (nicht) streiten. Und warum wird den Lebenden erst so spät die Wahrheit klar? Naja, ich sagte ja: Klischees...
Vor dem Latex-Mann kann man schon Angst kriegen, vor dem Antichrist erst recht (auch wenn es eine dreiste Damien-Kopie ist), vor ein paar der missgebildeten Hausbewohnern sicher auch. Aber der eigentliche Teufel der Staffel, der einem wirklich im Kopf bleibt, ist die abartig-geniale Jessica Lange, die wirklich wie des Teufels Mami rüber kommt. Auch begeisternd ist, wie passend zum Serientitel, amerikanische Ur-Ängste & Mythen eingebaut wurden - vom Antichrist & Frankenstein über Hysterie, Amokläufen, Indianern bis hin zur dysfunktionalen Familie. Insgesamt kann aber in den folgenden Staffeln noch Einiges mehr kommen, ist in allen Belangen noch Potenzial nach oben.
Fazit: tolle 12 Folgen voller Grusel, Schock, Klischees & Altbewährtem erfolgreich neu aufgewärmt - als Horror-Fan sicher ganz oben auf der Must See Liste!