Bei einem Flohmarktsbesuch ersteht die kleine Em ein antikes Kästchen. Das Mädchen ist begeistert von ihrem neuen „Schatz“. Ihre Eltern Clyde und Stephanie Brenck schenken der neuen Obsession zunächst keine große Beachtung, bis Em sich zunehmend sonderbar verhält und immer aggressiver wird. Bei seinen Nachforschungen, was es mit dem geheimnisvollen Kästchen auf sich hat, stößt Clyde auf einen alten, jüdischen Volksglauben, nach dem in dem Kästchen ein Dibbuk gefangen sein soll. Ein Totengeist, der von den Seelen der Lebenden zehrt. Es besteht keine Gefahr, so lange der Dibbuk in seiner Kiste gefangen ist. Doch Em hat den Deckel geöffnet und einem Parasiten gleich, hat sich der teuflische Insasse bereits tief in seinen unschuldigen Wirtsorganismus gebohrt …
Angeblich soll auch dieser Exorzismus-Horrorfilm zu 100% auf einer wahren Begebenheit beruhen und ob man das nun glaubt oder auch nicht, bleibt wohl jedem selbst überlassen. Es ist auch nicht unbedingt neu, was Regisseur Ole Bornedal dem Zuschauer hier präsentiert, nur das es sich dieses Mal um einen nach jüdischem Volksglauben bösen Totengeist (Dibbuk) handelt, der sich im Körper der kleinen Em einnistet. Nun hat man ja gerade in letzter Zeit so einige Verfilmungen zu Gesicht bekommen, die sich mit der Exorzismus-Thematik beschäftigen und in irgendeiner Art und Weise gleichen sich die Szenarien dabei manchmal sogar auf frappierende Weise. Dennoch sollte man aber nicht alle diese Filme über einen Kamm scheren, denn im Bezug auf ihre vorhandene Qualität gibt es doch so manches Mal ganz entscheidende Unterschiede. Bornedal's Geschichte zählt dabei meiner Meinung nach ganz eindeutig zu den besseren Vertretern, denn auch wenn sich das Geschehen sicherlich nicht unbedingt durch eine innovative Note auszeichnet, so sind die handelsüblichen Zutaten doch äußerst gut in Szene gesetzt worden und garantieren für einen teils intensiven-und durchgehend interessanten Genre-Vertreter.
Die Stärken des Szenarios liegen bestimmt in der erstklassigen Grundstimmung, denn beginnt die Story in den ersten Passagen noch wie ein stinknormales Scheidungs-Drama, so kann sich doch schon nach einer relativ kurzen Laufzeit eine sehr dichte-und an etlichen Stellen auch sehr bedrohliche Atmosphäre aufbauen, die sich dann auch konstant bis zum Ende aufrecht erhält. Dabei hat Bornedal seiner Geschichte auch einige wirklich gelungene Schockmomente beigefügt, von denen der Zuschauer allerdings ruhig noch einige mehr hätte vertragen können. denn gerade in den wirklich gruseligen Momenten entfalten die Ereignisse ein Höchstmaß an Intensität. Es kann einem schon eine leichte Gänsehaut verpassen, wenn der bösartige Dibbuk aus der kleinen Em spricht und ihr Aussehen sich dabei auch wunderbar in eine bösartige Fratze verwandelt. Nun ist "Possession" mit einer 18er Freigabe versehen, was ich persönlich für ein wenig übertrieben halte, denn so richtig harte Phasen offenbart das Szenario eigentlich nicht.
Vielmehr wird auf das typische Grusel-Feeling gesetzt, was auch über weite Strecken der Geschichte ganz ausgezeichnet funktioniert. Da kann man nun auch vortrefflich über mangelnde Neuerungen diskutieren und ob man es nicht langsam müde wird, immer wieder Exorzismus-Filme präsentiert zu bekommen, die sich doch phasenweise erschreckend ähnlich sind, so lange das Szenario so herrlich stimmig, spannend-und atmosphärisch wie in vorliegendem Fall verpackt ist, macht es einfach Spaß, sich diese Werke anzuschauen. Das dabei natürlich nicht annähernd die Qualität des wohl unumstritten besten Vertreter "Der Exorzist" herankommt dürfte sich von selbst verstehen, aber ein Werk wie "Possession" gestaltet sich doch in seinem Gesamteindruck als richtig gelungener Vertreter vorliegender Thematik. Zum Ende hin bekommt man dann auch noch den Dibbuk einmal richtig zu sehen und ganz ehrlich gesagt erinnert einen das Wesen vom Optischen her doch ein klein wenig an "Gollum" aus "Der Herr der Ringe", denn gewisse Ähnlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen.
Und so kann man im Endeffekt festhalten, das Ole Bornedall hier einen durchaus sehenswerten-und auch spannenden Beitrag abgeliefert hat, der aber durch keinerlei innovative Ansätze auf sich aufmerksam macht. Eine gute, aber durchaus vorhersehbare Geschichte, eine dichte Atmosphäre, eine gut aufgelegte Darsteller-Riege und einige gelungene Schockmomente ergeben einen Gesamteindruck, der sich in meinen Augen oberhalb des üblichen Durchschnitts ansiedelt. Freunde solcher Werke können auf jeden Fall einen Blick riskieren, sollten jedoch keinen gesteigerten Wert auf eventuelle Neuerungen hegen.
Fazit:
Ich selbst habe eine Vorliebe für solche Filme, weswegen meine Beurteilung eventuell auch etwas höher ausfällt wie bei anderen. "Possesion" zählt aus meiner Sicht definitiv zu den besseren Vertretern seiner Art und kommt mit einer wunderbaren Atmosphäre daher, die einen für sich einnehmen kann. Solides Schauspiel und etliche Spannungsmomente sorgen für ein gelungenes Film-Erlebnis, dem man ruhig eine Chance geben sollte.
7/10