Es wird immer Regisseure geben, die mit allen Mitteln versuchen, in die großen Fußstapfen ihrer Vorbilder zu treten und damit, zumindest zu Beginn ihrer Laufbahn gnadenlos scheitern.
Guy Ritchie und noch mehr Quentin Tarantino standen für „Catch 44“ überdeutlich Pate, nur kopiert Regisseur Aaron Harvey eher deren typische Stilmittel, als seiner simpel gestrickten Geschichte eine eigene Seele einzuhauchen.
Tes (Malin Akerman) und ihre Kolleginnen Kara und Dawn sollen für den Drogenboss Mel (Bruce Willis) einen wichtigen Coup an Land ziehen, der sie in ein abgelegenes Diner führt.
Indes taucht der zwielichtige Ronny (Forest Whitaker) ebenfalls im Diner auf und schon bald stehen alle mit gezückter Waffe im Raum…
Die Zutaten machen es von Beginn an deutlich: Hier soll auf Biegen und Brechen ein Kultstreifen aus dem Boden gestampft werden, was die Eingangssequenz, welche einen Schlüsselsatz vorwegnimmt, sogleich verdeutlicht. Die non-lineare Erzählweise mit einigen Zeitsprüngen, Flashbacks und parallel ablaufenden Handlungsfetzen gehört genauso dazu wie die Auswahl einiger Oldies, kurze und brachiale Gewaltausbrüche, das Erscheinungsbild starker selbstbewusster Frauen und kleine Einschübe mit Anekdoten einiger Nebenfiguren, die vor allem verdeutlichen, wie unpointiert so manche Szene im Nichts verpufft.
Dabei ergeben die narrativen Versatzstücke, die stets wieder bei der Fortsetzung der Schießerei im Diner anlangen durchaus Sinn, allerdings verliert sich die Handlung oftmals in Nebensächlichkeiten, die nicht konsequent und schlüssig erscheinen. Whitakers Figur ist beispielsweise interessant angelegt, doch aufgrund mangelnden Hintergrundes wirkt sie seitens einiger Widersprüche nie wirklich rund und schwankt zwischen grenzdebil und arg berechnend. Das gilt auch für den überwiegenden Teil der Dialoge, denn sobald Harvey versucht, aus einem leicht philosophisch angehauchten Alltagsgespräch über Kompromisse oder böse Vorahnungen ein paar markante Zeilen in den Fokus zu rücken, mangelt es an Pep und Humor und man merkt deutlich, dass es dem Regisseur und Autor an geistreichen Ideen mangelte.
Coolness kann man eben nicht erzwingen, obgleich mit den bekannten Gesichtern an Bord gute Grundvoraussetzungen gegeben sind und Mimen wie Whitaker und Willis durchaus für gute Laune sorgen, während Brad Dourif als Sheriff eine kurze aber interessante Performance abliefert. Demgegenüber sehen die Ladys mächtig alt aus, Damen wie Nikki Reed, Deborah Ann Woll und auch Malin Akerman können kaum überzeugen, was allerdings primär an den undankbaren Figurenzeichnungen liegt.
Das ist insofern schade, als dass die verschachtelte Erzählweise dem schlichten Storygerüst zwar einen passablen Unterhaltungswert beschert, Details der Geschichte jedoch überwiegend ins Leere laufen und auch während des Showdowns nur selten Spannung aufkommt, da bereits lange davor erahnbar ist, wie die einzelnen Stricke zusammenlaufen dürften.
Eventuell sollten bereits die Alarmglocken läuten, wenn Weltstars wie Willis und Whitaker in einem Streifen mitwirken, der es offenbar nirgends auf die große Leinwand geschafft hat, denn am Ende wirkt „Catch 44“ nicht einmal halb so kultig wie er gerne dastehen möchte.
Was nicht heißt, dass er nicht unterhält, nur ohne Herz und markanter Note ist er eben nur ein weiteres „Wannabe“, welches nicht über brauchbares Mittelmaß hinauskommt.
5,5 von 10