Review

Kennt ihr das Gefühl? Man geht am Wochenende in die Videothek, will einen ruhigen Abend mit DVDs verbringen und alles Neue ist vergriffen? Da nimmt man eben manchmal Filme mit, die man sich normalerweise nicht anschauen will. So ist es mir am Samstag bei den "Blutzbrüdaz" gegangen.
Natürlich hab ich mitbekommen, dass dieser Film mit Sido und seinen "Atzen" sogar in die Kinos kam, doch hat mich diese Tatsache wenig gekratzt. Das liegt zum größten Teil wohl da dran, dass ich mit dem neuartigen Gangster-Rap, der seit ca. 10 Jahren mit "Dei-Mudda"- und "Mein-Block"-Gebrabbel unsere Jugend versaut und verblödet, nichts anfangen kann.

Welch Wunder, dass der Film von zwei begabten aber unbekannten Musikern handelt, deren plötzlicher Durchbruch im Musikgeschäft ihre Freundschaft auf die Zerreißprobe stellt.
Otis (Sido) und Eddy (B-Tight) hängen jeden Tag miteinander rum und vetreiben sich die Zeit mit Joints rauchen und selbstkreierte Texte zu rappen. Nachdem sich ihr Demotape  besser verkauft als erwartet, wird auch Sony-Promoter Facher (Tim Wilde) auf die beiden aufmerksam und nimmt sie unter Vertrag. Doch bei einem großen Label wie Sony gelten eigene Regeln und Gesetze. Otis erfindet die Texte, doch nach Facher´s Ansicht ist Eddy das Gesicht der Band, nennt kurzerhand den Namen des Duos um und Otis rückt in den Hintergrund, ohne vorherigen Absprachen. Der ist natürlich scheiß sauer und verlässt Sony, während Eddy hin- und hergerissen ist, aber trotzdem bei Sony weitermacht, da ihm dort das große Geldverdienen sicher ist.
Otis, völlig am Boden zerstört, nimmt neue Lieder auf, doch er hat nicht mit dem eiskalten Facher gerechnet, der natürlich noch versteckte Klauseln in seinem alten Vertrag untergebracht hat...


Also, das Teil fühlt sich zuerst mal wie ein langgezogener Videoclip an, Sido und B-Tight trällern in einer marginal klein gehaltenen Story ein Liedchen nach dem anderen, bis ich das erste mal die Augenbrauen rolle, als die beiden Kumpels von MoDos alten Dancefloor Hit "Eins, Zwei, Polizei" ein Sample rausquetschen und daraus am Mischpult eine Hip Hop-Nummer  machen. Das hat schon was.
Aus der marginalen Story entwickelt sich dann immerhin ein roter  Faden, der die Charaktere vorantreibt. Es wird zwar eine Geschichte erzählt, bei der keine Bäume ausgerissen werden, aber sich auch nicht vor anderen deutschen Produktionen zu verstecken braucht. Stellenweise fühlt sich das auch wie eine Autobiografie an - Sido´s Aufstieg, die bösen Major-Labels etc.

Erstaunlicherweise muss ich zugeben, dass alle Rapper ihre Rollen authentisch rüberbringen, nichts gestellt wirkt und man ihnen auch nicht anmerkt, dass sie in Wirklichkeit keine Schauspieler sind. Die Inhalte der (Musik-)Texte bewegt sich auch auf ganz ordentlichem Niveau, ohne in diese typische Gangster-Koks-Nutten-Schiene abzudriften.

Ich sag es mal so: Ich hab schon weitaus bessere Filme gesehen, kann aber auch nicht den Film als Totalausfall darstellen. "Blutzbrüdaz" kann man sich anschauen, ich jedenfalls habe mit schlimmeren gerechnet. Aber die Basis bildet sich nun einmal aus Fans von Sido, oder Fans des deutschen Rap. Da könnte ich durchaus auch 10-Punkte-Wertungen verstehen. Nur einer wie ich, der mit dieser Musik gar nicht warm wird, ist es nicht mehr wie seichte Unterhaltung, die nicht der Überbringer ist, die aber auch nicht weh tut oder langweilt. Ist eben nur die Frage, ob ich mir auch irgendwann mal Bushido´s "Meisterwerk" anschauen sollte...

4/10

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