„Mord hinter dem Deich“ gehört zu der Kategorie „mittelmäßiger Tatort“, denn Drehbuch wie Inszenierung sind nicht gerade einfallsreich, so dass das Kommissarenduo die Kohlen aus dem Feuer holen muss. Zumindest teilweise gelingt ihnen das auch, obwohl ausführlich auf Klischees rumgeritten wird.
In einem Dorf im „Alten Land“ in der Nähe von Hamburg geschieht ein rätselhafter Mord an der Gymnasiastin Dagmar Holst. Die Kommissare Brockmöller und Stoever machen sich auf und entdecken schon bald erste Spuren und Verdächtige. Leider verlaufen aber alle Ansatzpunkte in einer Sackgasse. Erst die Identifizierung einer Wasserleiche, die scheinbar nichts mit ihrem Fall zu tun hat, bringt sie auf die richtige Spur.
„Tatort“ baut meist auf seinen jeweiligen Kommissaren auf, die hier aber erst nach zirka 20 Minuten zum ersten mal die Bildfläche betreten. So wird während der Exposition breit und ausführlich auf dem unzüchtigen Verhalten in einem Gymnasium hingewiesen. Da schläft der Lehrer mit einer Schülerin, ein anderer säuft und hat scheinbar ein Verhältnis mit einer weiteren, türkischen Schülerin, während die Klassenschönheit auf der Streberin rumhackt. Hinzu kommt noch eine reiche Frau, die sich von ihrem Mann im Stich gelassen fühlt und ein wortkarger, trinkender Witwer. Sobald man alles hübsch klischeehaft miteinanderverworren hat, wird noch der lokale Dorfmotorradjunkie eingeführt um wirklich alle Charaktere so eines Dorfes abzudecken.
Brockmöller und Stoever beginnen nun eifrig zu recherchieren und kommen schon bald hinter die verworrenen Verhältnisse zwischen Lehrer und Schüler, finden aber nichts handfestes. So verfängt der Film sich in zu vielen scheinbaren Geständnissen, Widersprüchen und Verhören, aus denen nichts wirklich brauchbares herauskommt.
Erst die Identifizierung einer Wasserleiche bringt die Kommissare weiter, da dieser Toter ein Reporter war, welcher im Dorf für ein Schmierblatt recherchiert hat und nebenbei noch mit der Toten geschlafen hat und sich in einem lokalen Puff rumgetrieben hat. Öde, lahm und zäh streckt der Tatort sich bis dahin, selbst die beiden Kommissare können nicht so glänzen wie sonst.
Nur selten blitzt komisches Talent auf, wenn sie sich mal wieder gegenseitig aufziehen und beide fröhlich in den Puff marschieren, wo Stoever sich von Brocki erst mal 100 DM leihen muss, um mit einer Nutte aufs Zimmer zu marschieren und diese auszufragen. Ab und an blitzt im Film mal ein ironischer Dialog zwischen den beiden durch, kommt aber eindeutig zu kurz.
Gerade dieses Element, das Zusammenspiel der beiden Kommissare, sind aber die Stärke ihrer Tatorte.
Auch wenn die Identität des Mörders überraschend ist, kommt man insgesamt bei diesem Tatort kaum auf seine Kosten. Die Inszenierung ist zu ernst geraten, vergleicht man sie mit sonstigen Krug/Brauer Tatorts. Hinzu kommen zu viele Klischees und zu eindimensionale Charaktere im Dorf, die alle was zu verbergen haben und unsympathisch auf den Zuschauer wirken. Viel retten kann der Puff da als exotische Kulisse auch ncihts mehr. Da der Tatort keine Spannung aufbauen kann, gehört er eindeutig zu den schlechteren. Gut, dass das Olaf Kreinsens einziger war.
Fazit:
Unterdurchschnittlicher, langweiliger, eindimensionaler und klischeebeladener Tatort in dem selbst die kultige Gesangeinlage viel zu kurz kommt. Nur für Fans des Duos sehenswert.