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Korea ist ein aufregendes Filmland. Heute noch mehr, als jemals zuvor. Auch wenn das Melodram des Koreaners liebstes Kind ist, werden dort in allen Genres außergewöhnliche Filme gedreht, die eine beeindruckende handwerkliche Beherrschung verraten und auch nach internationalen Maßstäben äußerst innovativ sind. Da wären z.B. so absolut meisterliche Werke wie die brutalen, zynischen und dramatischen von Rache geprägten Filme "Oldboy" oder "A Bittersweet Life", das grandiose Thriller-Drama "Memories of Murder" oder der umwerfende Gruselfilm "A Tale of two Sisters", die allesamt großartige Meisterwerke in ihren Genres sind und die beweisen das Korea derzeit wohl das interessanteste Filmland der Welt ist.– Südkorea, um genau zu sein.

Korea ist ein zwei geteiltes Land – hier das demokratische, moderne, wirtschaftlich und künstlerisch aufstrebende Südkorea, dort das um Jahrzehnte hinterherhinkende, abgeriegelte, kommunistische Nordkorea. Leute desselben Volkes, Brüder, die sich als Feinde gegenüberstehen. Ein Film, der um diesen Konflikt kreist, war der erfolgreichste des Kinojahres 2000 – "Joint Security Area" wurde zudem noch in Japan zum besten ausländischen Film gewählt.

"JSA", so die Kurzform des Films, war nicht nur wegen seiner politischen Aufarbeitung und weil hier ungewöhnlicherweise eine weibliche Heldin (in dem Fall Lee Yeong-ae) in einer nicht-romantischen Rolle eingesetzt wird, sondern auch wegen des enormen Aufwandes, der hier betrieben wurde, in aller Munde. Denn so erbaute man z.B. das echte Grenzdorf Panmunjom im Studio.

Es beginnt mit einem Grenzzwischenfall. Dort, wo sich beide Nationen waffenstarrend gegenüberstehen und den Gegner, den jeder für eine Art Monster hält, misstrauisch belauern, wurden zwei nordkoreanische Soldaten erschossen und ein südkoreanischer verwundet. Jede Seite bezichtigt die andere. Zwei südkoreanische Soldaten behaupten von der Gegenseite gefangen genommen und entführt worden zu sein. Ob es wirklich so gewesen ist, soll eine Offizierin der NNSC (Neutral Nations Supervisory Commission) klären, eine Schweizerin koreanischer Abstammung. Dabei erfährt sie mehr über die Geschichte ihres Vaters und die Zerrissenheit "ihres" Volkes, das nach Verbrüderung strebt und bei dem doch ein Funke genügt, um eine Katastrophe auszulösen.

Regisseur Park Chan-wook, ("Oldboy", "Sympathy for Mr. Vengeance") der mit "JSA" seinen ersten großen Film ablieferte und zudem noch am Drehbuch mitschrieb, kontrastiert die Ermittlungen seiner Heldin, deren Arroganz allmählich bröckelt, mit langen Rückblenden, die auch die stärkste Seite des Films darstellen und immer mehr enthüllen von dem, was und vor allem warum es geschah. Soldaten beider Seiten lernen sich im Sicherheitsgebiet zwischen den Ländern kennen und werden Freunde, machen sich Geschenke, unterhalten sich, albern herum und leben in der Illusion, sie könnten Freunde sein – und doch endet alles bei einer Auseinandersetzung, was letztendlich zu einem blutigen Gemetzel führt.
Die blutigen Bilder werden mit einer wehmütigen, absolut genial unterlegten Musik angeführt, die unterstreicht, dass hier nicht eine vordergründige Spannungsgeschichte abgespult, sondern ein bitteres (wenn auch immer mit ein wenig Humor aufgelockertes Bild) Bild der Hoffnungslosigkeit gezeichnet wird. Menschen entdecken, dass ihre Gegner nicht die Monster sind, als die sie von den politisch Verantwortlichen gezeichnet werden, sondern praktisch ihre Brüder personifizieren. In einem der schönsten Momente beginnen die jungen Soldaten, die sich eigentlich als verbissene Feinde gegenüberstehen sollten, kindische Spielchen. Dies alles wird in unaufdringlichen Bildern in kühlen, klaren Farben erzählt, deren eindringlicher Wirkung man sich nicht zu entziehen vermag.

Darstellerisch ist "JSA" ebenfalls der absolute Kracher. Alle Schauspieler versetzen sich mit einer derartigen, großen Intensität in ihre jeweiligen Rollen, denen man ein ganz großen Lob aussprechen muss. Denn diese, die unter anderem mit Song Kang-ho ("Memories of Murder"), Lee Byung-hun ("A Bittersweet Life") oder Lee Yeong-ae darstellen, zeigen umwerfende Leistungen und brillieren in ihren Rollen aufs Ganze.

Fazit: Park Chan-wook hat mit seinem ersten großen Debütfilm einen mutigen wie ehrlichen Film geschaffen, der den Zuschauer mit einer packenden Story und herausragenden Darstellern von Anfang bis zum blutigen Ende packt. Der Film zeigt, dass er einen wunden Nerv getroffen hat. Er bringt - ganz egal, ob eine solche Verbrüderung in der Realität möglich wäre oder nicht – dass Dilemma zweier Länder, die eigentlich eines sein sollten, auf den Punkt. Und so ist "Joint Security Area" ein weiteres geniales Werk das, wie schon die am Anfang erwähnten Filme, ein Highlight und Meilenstein des koreanischen Films darstellt.

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