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Das Monster unter deinem Bett 

Von "Rec" bis "Shrew's Nest", von "Kidnapped" bis "Summer Camp", von "The Body" bis "Sweet Home" - Spanien rockt seit Jahren den härteren Genrefilm. Mittlerweile kann dies durch anhaltende Quantität wie Qualität schon nicht mehr nur als Welle bezeichnet werden, eher als dauerhaft gestiegener Meeresspiegel. Das ist mit keiner Horrorbewegung der letzten 20 Jahre in Europa oder auch weltweit vergleichbar, da müssen sogar die Terrorfranzosen den Hut ziehen. Einen Geheimtipp dieser spannungsgeladenen Flut, ganz in der Tradition von Altmeistern des Suspense, konnte ich nun endlich nachholen: "Sleep Tight", über eine Art Hausmeister, der sich nachts in den Wohnungen seiner Mieter aufhält, ohne dass diese es merken. Stalking Deluxe sozusagen. Eine einfache wie geniale Idee, die die sonstigen Monster unter deinem Bett, wie nette Plüschtiere erscheinen lässt. Das hier ist nicht nur so verrückt, dass es schon wieder realistisch sein könnte, dass hier ist auch irgendwie traurig menschlich & eine Abgrund, den man sich in dieser Art, noch nicht so oft genauer angeguckt hat. Balaguero hat es einfach drauf, dass habe ich schon damals beim ebenfalls richtig spannenden "Darkness" gemerkt!

Luis Tosar spielt in "Sleep Tight" den depressiven Glückstöter César so eindrucksvoll & zwiespältig, dass man ihn fast mit Norman Bates in eine Truhe stecken könnte. Er trägt den Film & ist mal bemitleidenswert, meist angsteinjagend & auch nicht selten etwas selbstironisch, vor allem durch die Situationen, in die er sich manövriert. Allgemein ist der Film ganz im Stile von Polanski oder Hitchcock super spannend, jedoch nicht ohne Augenzwinkern & bösestem Humor. Das Ende lässt einen dann nochmal schwer schlucken & schmunzeln zugleich. Böse böse böse... Das Apartmentgebäude ist der einzige wirkliche Schauplatz & der Film ist der beste Beweis dafür, dass eine gute Idee & spannende Machart wichtiger sind als Budget & Schauwerte. Auch wenn ich mir ein paar mehr Highlights gewünscht hätte & der Film minimal redundant erscheinen kann, ist er doch ungemein fesselnd, einsteigerfreundlich, genial & sau spannend. Einfach ein gelungener SlowBurn & ein Edel-Thriller. Schon allein die Idee ist oldschool, gemein gefährlich & lässt dich Dinge wie ein Knirschen des Holzbodens unter deinem Bett, Schwierigkeiten aufzustehen oder deine Zahnbürste, mit ganz anderen Augen sehen.

Fazit: Home Invasion mal anders - Hitchcock wäre schockiert & stolz gleichermaßen. Keine Werbung für den Beruf des Housekeepers, aber Werbung für den spanischen (Horror-)Film! Ein echter Sleeper-Hit :)

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