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Als Kind war ich ein großer Bewunderer von "Tim und Struppi und der Haifischsee". Zwar kenne ich auch die anderen Filme, sowie die Comic-Reihe und selbst die beiden relativ schwachen Realverfilmungen, doch als Fan würde ich mich nicht bezeichnen, weshalb ich unvoreingenommen an das Partnerprojekt von Steven Spielberg und Peter Jackson heranging, die sich zum Glück gegen eine weitere Realverfilmung entschieden und stattdessen auf Motion-Capture setzten. Bereits nach dem stimmigen Vorspann und der ersten Szenen auf dem Trödelmarkt zieht einen "The Adventures of Tintin" mit seinen wunderschönen, detailverliebten Animationen, bei denen man auch nach dem dritten Mal noch viele Neuheiten und Kleinigkeiten entdecken kann, in den Bann. Hier hat sich das Warten von knapp 20 Jahren gelohnt! Bereits während der Dreharbeiten zu "Indiana Jones und der Tempel des Todes" kam Spielberg die Idee "Tim und Struppi" umzusetzen. Dass er sich nach über zwei Jahrzehnten des Projektes wieder annimmt, ist nicht zuletzt der unglaublichen Arbeit der WETA Studios und Peter Jackson zu verdanken, der ebenfalls ein großer Fan der Comic-Reihe ist, über die gesamte Produktionsphase von knapp 4 Jahren eng mit Spielberg zusammenarbeitete und ab August 2012 für vier Wochen die Regie für den zweiten Teil übernehmen wird.

Die Geschichte des Films ist eine Mischung aus "Die Krabbe mit den goldenen Scheren" und "Das Geheimnis der 'Einhorn'" und wurde mit ständiger Absprache der Hergé-Familie entwickelt. Die Vermischung beider Geschichten ist dem Autorenpaar Steven Moffat und Edgar Wright sehr gut gelungen. Spielberg und Jackson war es sehr wichtig, die beliebteste Figur der "Tintin"-Reihe bereits im ersten Spielfilm vorkommen zu lassen. Die Rede ist von Captain Haddock, der in den Comics erst viele Jahre später seinen Auftritt hat, hier aber zu wichtigen Hauptfigur der Geschichte wird und im Gegensatz zu Tim ausführlich charakterisiert wird. Das bemängelte "oberflächliche" Erscheinungsbild von Tim war bereits von Hergé so gewollt und wurde für den Film exakt übernommen. Man erfährt nicht, woher Tim kommt oder wie alt er ist, lediglich dass er Journalist ist und den Ärger förmlich anzieht, wird in den ersten Minuten klar. Zur Freude der Comicsfans tauchen auch sehr schnell die beiden Polizisten Schultz und Schulz auf, die vom "Hot Fuzz"- und "Shaun of the Dead"-Duo Simon Pegg und Nick Frost gespielt bzw. gesprochen werden und für viele tollpatschige Momente im Film sorgen. Der Spaß kommt ohnehin nicht zu kurz, wobei es niemals übertrieben wird. Es gibt gibt äußerst viel Situationskomik und nur wenige reine Slapstickeinlagen, die aber durchweg funktionieren. Insgesamt bietet "The Adventures of Tintin" eine gute Mischung aus herkömmlichen Abenteuerfilm, Detektiv-Story und etwas Film-Noir. Dass die Actionsequenzen Spielberg typisch zu leichten Übertreibung neigen, kennt man bereits vom letzten "Indiana Jones". In der Welt von "Tim und Struppi" und in Form eines Animationsfilms macht das aber einen Heidenspaß, vor allem bei der Verfolgungsjagd, die ebenso rasant wie witzig ist.

"The Adventures of Tintin" ist ein toll animierter Abenteuerfilm und hoffentlich der Beginn einer ganzen Reihe von weiteren "Tim und Struppi"-Verfilmungen. Zwar könnte die Geschichte das eine oder andere mal etwas runder und vielleicht weniger hektisch sein, doch im Großen und Ganzen hat man hier alles richtig gemacht und ging mit den Hergé-Figuren sehr liebevoll um. Vorallem mit dem geheimen Helden des Films, Struppi, dessen Animationen unglaublich realistisch sind und zum Glück nicht sprechen kann, was den Machern von Anfang an klar war. Ein sehr schöner Abenteuerfilm für Groß und Klein, mit viel Action und einigen doch eher harten und teilweise etwas blutigen Sequenzen. Ich für meinen Teil freue mich schon auf den zweiten Teil im nächsten Jahr.

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