Die Dokumentation "German Grusel" untersucht den außergewöhnlichen Erfolg der Edgar Wallace-Reihe in Deutschland: Eigentlich war der britische Schriftsteller, der die Vorlagen für die Filme lieferte, in den 50er Jahren weltweit aus der Mode - zu altbacken, zu gediegen, zu langweilig. Nur in Deutschland war das anders, denn hier bestand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Nachholbedarf. Die Nationalsozialisten hatten Krimis im Allgemeinen und Edgar Wallace im Besonderen verboten. Von einigen Ausnahmen abgesehen waren die Edgar Wallace-Filme somit die ersten seit den expressionistischen Filmen.
Für die Freunde der Filme, die mit den legendären Worten "Hallo, hier spricht Edgar Wallce" anfingen produzierten SWR und Arte und Arte die einstündige Dokumentation mit dem etwas ungeschickten Namen German Grusel. Die Moderation übernahm Oliver Kalkofe, der mit seinen beiden Wixxer Parodien ja durchaus eine thematische Vergangenheit aufweisen kann und parliert recht amüsant über die lange Geschichte der Wallace Filme, die weltweit wenig Anklang fanden, aber in Deutschland weggingen wie geschnitten Brot.
Zudem gelang es mit Joachim Fuchsberger, Karin Dor und Baal noch drei Schauspieler aus der damaligen Stammbelegschaft zu Interviews zu gewinnen (andere wie Eddi Arent oder Klaus Kinski sind da verständlicherweise natürlich entschuldigt), die mit netten kleinen Anekdoten von den damalige Dreherlebnissen berichten (Zeitdruck durch Massendrehs, Fast-Ertrinken, bewußtes Festhalten an der schwarz/weiß Atmosphäre). Natürlich kann man das ganze Spektrum der über 30 Filme schlecht in so kurzer Zeit abhandeln, aber die wesentlichen Elemente sind dabei.
Zahlreiche Filmausschnitte wecken dabei Erinnerungen und auch recht interessant sind die quasi drei Etappen der Wallace Filme. Nach dem s/w hoch trat irgendwann eine gewisse Sättigung ein, die man durch Farbeinsatz und immer kruderen Gangstern und James Bond Methoden zu kompensieren versuchte, bis man am Ende das Ganze mehr oder weniger nach Italien abschob und so sogar versehentlich das Genre des Giallos schuf, weswegen auch Umberto Lenzi hier zu Wort kommt.
Für Freunde der Filmreihe ist das hier eine wirklich nette Zusammenfassung der Geschichte und ein nettes Zubrot, wenn in der Glotze mal wieder ein Wallace Themen-Abend ansteht.
7/10