Review
von Leimbacher-Mario
Schiri, mach die Augen auf... das ist ZEITSPIEL!
"In Time" ist einer dieser Fälle, dessen Grundidee einen noch viel besseren Film verdient gehabt hätte. Wir folgen einer temporeichen Sci-Fi-Hatz in einer Welt, in der erstens keiner äußerlich älter wird als 25 und zweitens Zeit die neue Währung ist. Immer schön sichtbar am Unterarm jedes Menschen. Tick tack, tick tack. Du bist, wie du leuchtest. Oder so ähnlich. An der unfairen Unterteilung der Welt ändert das natürlich nichts und eine Dystopie aus Stress, Armut, Lebensmüdigkeit und brodelnder Rebellion ist unübersehbar am pulsieren. Justin Timberlake liefert eine solide Performance, zeigt als Schauspieler aber bei weitem nicht so großes Talent wie als Sänger und Entertainer. Wird hier aber leider auch nicht genug gefordert, er dürfte durchaus Unterforderung beantragen. Ebenso wie der Zuschauer, vor allem im letzten Drittel, da Niccols Ungerechtigkeitsparabel da leider auf der Stelle tritt und so manch einen Köpper in flaches Gewässer hinlegt, nur noch B-Note ist... Doch eins nach dem anderen.
Bevor sich der schnittige Sci-Fi-Actioner in eine Art seelenlose "Bonnie & Clyde"-Variante verwandelt, ist da eine Menge tolles Zeug. Das World Building beeindruckt, die Hauptfigur macht zumindest neugierig und die gesellschafts- und systemkritischen Komponenten lassen sich leicht und effektiv auf unsere reale Welt übertragen. Der Struggle ist nachvollziehbar, der Kampf sinnvoll. Zudem ist eine Welt aus U25ern natürlich ansehnlich und der Look des kompletten Films extrem hochwertig. Szenen wie der Wettlauf der Mutter mit ihrem Zeitkonto sind zudem frühe und im späteren Verlauf nie mehr erreichte Gänsehauthighlights. Doch dann merkt man irgendwann, dass die Luft raus ist. Bei JT, beim treibenden Score, bei der Chemie zwischen den zwei Leads, bei den auf dem Spiel stehenden Einsätzen. Das Ding endet fast antiklimaktisch und man hat nur noch Hülle vor sich. Eine zugeben äußerst ansehnliche. Bei weitem nicht so delikat und tiefsinnig wie "Gattaca", dafür immerhin audiovisuell nur der feinste Zwirn.
Fazit: jung, sexy, fix und mit einer cleveren Grundidee, die gleich mehrere Wunden unserer Gesellschaft aufreißt. Schade, dass die zweite Hälfte oft zu einer oberflächlichen Hatz verkommt und selbst durch den Starappeal der Darsteller kaum gerettet werden kann. Dennoch: kurzweilig und cool!