Als ich vor etlichen Jahren den kultigen "Tokyo Decadence" gesehen habe, da war ich schon etwas fasziniert von der Arbeit einer SM-Dirne in der glitzernden Nachtwelt einer asiatischen Metropole. Realismus hin oder her... Ohne mich jemals selbst in solche Gefilde begeben zu haben... Was hier jedoch dargeboten wird, ist im Gegenzug geradezu der Blick in die Ausnüchterungszelle.
Was so gerne eine Charakterstudie wäre ist im Prinzip nicht als ein zähes Drama um eine Frau, die ausgerechnet in der SM-Szene versucht, ihr Kindheitstrauma loszuwerden. Dabei läuft alles so gemütlich ab wie eine Fahrt im Schlafwagen durchs Hinterland: Etwas Bettgeflüster, einpaar vielsagende Blicke, etwas Melancholie, während die Fetisch- und Bondage-Aspekte leider viel zu kurz kommen.
So bemüht sich "Sweet Karma" vergeblich, Arthaus zu sein, ist jedoch nur ein billiger Blick durchs Schlüsselloch, bei dem der unbekömmliche Digitallook versucht, dem Geschehen noch ein wenig Authenzität einzuhauchen. Leider ist dieses C-Movie weder interessant noch mitreißend. Und auch nicht abstoßend oder aufwühlend. Die Akteure verhalten sich steril und wie in einer Parallelwelt. Normalerweise bewerte ich kaum die Darstellerleistungen in solch einer Art von Film, doch hier agieren alle Beteiligten durch die Bank weg völlig grottig.
Alles in allem verlässt der Zuschauer diesen Holperstreifen mit einem Schulterzucken und dem gewissen "Na, und?"- Effekt. Wie gesehen, so vergessen. Weder Kunst noch Trash. Rein exploitativ fast schon erschreckend harmlos. 3 von 10 Punkten.