Review

Der deutsche Film bringt ja öfter Überraschungen hervor-auch oder gerade im Komödienbereich. Wir erinnern und an der "Schuh des Manitou" oder "Ein Mann, ein Fjord" oder "Barfuß bis zum Hals" um einmal drei unterschiedlich bekannte und trotzdem gute Beispiele zu nennen.

Ausgerechnet Sex war ja angeblich auch ein Quotenrenner, was mich nachträglich neugierig gemacht hat. Die Grundidee ist dann auch gar nicht mal schlecht.
Tatsächlich mangelt es dann aber an allen Ecken:
Die Klischeekinder (Psycho-Emo und Emo-Künstler-Zicke) nerven.
Die Darstellung der Pornocrew als Familie ist so was von daneben und das aufgesetzte Happy End gibt dem Ganzen dann noch den Gnadenschuss,

Der Film ist angetreten mit dem Kontrast: Biedermeier-Porno. Daraus soll der Witz gezogen werden. Tatsächlich ist der Film aber trotz Thematik selbst komplett Biedermeier-einschließlich dem Humor. Und letzteres ist der Knackpunkt. Der Film ist nicht lustig auch verfolgt keine klare Linie (für eine Komödie nicht lustig genug; ernste Untertönen, die hier und da mal aufblitzen versanden)
Die paar Konflikte, die er aufwirft werden am Schluss durch eine kinderleichte Erpressung aus der Welt geschafft. Die "Love-Story" endet offen oder besser gesagt dieser Strang wird einfach ins Leere laufen gelassen. Dabei wäre hier noch am meisten zu holen gewesen: Wie löst die Hauptfigur ihren moralischen Konflikt auf? Geht Liebe trotz Porno?
Hier merkt man, dass dem Film seine Figuren auch egal sind. Fast alle Klischee, fast alle austauschbar. Schauspielerich gibt es auch keine Höhepunkte.

Auch die zweite interessante Frage, die der Film ankrazt, nämlich: Geht gesellschaftlicher Status trotz Porno? wird ungenützt verplempert. Der Film meint anscheinend nein und rettet sich in ein diffuses, unrealistisches Happy End. Die Pornofirma wird in eine Art Swinger Club umgebaut (was natürlich ehrenvoller ist), wo man dann für einmal Wunscherfüllung 1500 Euro zahlen muss; natürlich ist man auf Jahre ausgebucht und der gesellschaftliche Status ist auch (irgendwie) gerettet. Swinger Club Besitzerinnen sind an Privatschulen offensichtlich bessergestellt als Besitzerinnen einer Pornofirma. :D

Die potentiell interessante Frage wie die Mitschüler der beiden Emo-Kinder auf den Wechsel der Porno-Mama zur Swingerclub-Besitzerin in spe reagieren, wird auch nicht beantwortet. Hier wäre in "Fack ju Göhte" Manir Potential gewesen. Hier hätte man mit Erwartungen und tatsächlicher Reaktion spielen können. Hier wären Möglichkeiten gewesen auf lustige Art auch einmal Kritik zu üben an Biedermeiertum, und vielleicht auch der Pornoindustrie. Hier hätte man auf lustige Art Werte hinterfragen können (ohne zu ernst zu werden).
Ja das Biedermeiertum bekommt einen Hauch Kritik, aber so sanft, dass das vor 40 Jahren schon keinen mehr interessiert hätte (Ekel Alfred lässt grüßen), die Pornoindustrie wird dafür verharmlost und als heile Welt Paradies präsentiert, wo alle sich ja doch irgendwie geistig lieb haben (nicht nur körperlich) und eine Familie sind. In diesem Zusammenhang fand ich auch die Rolle des Pornostars völlig falsch angelegt. Selbiger darf als netter Charmeur glänzen, der ja im tiefsten Herzen auch Biedermeier ist und sein will (2 Kinder, Haus etc.). Die Konflikte, die sich wegen seinem Beruf und seinen Wünschen ergeben könne-und die interessant gewesen wären (richtig dargestellt auch lustig)- werden nicht thematisiert.

Der Film meint dann auch lustig zu sein, wenn er die biedere Mama mit Wackel Dildo in der Hand zeigt-das hat vor 20 Jahren in einer Komödie schon keinen mehr vom Hocker gehauen. Generell wandelt man auf langweiligen Pfaden bei diesem Film und präsentiert ausgelutschtes vor potentiell innovativer Idee.

Fazit: Ein Schnarcher; greifen Sie lieber zu einem von den von mir zitierten Filmen. Mit diesem Mist wischt Ekel Alfred auch nach 40 Jahren noch den Boden auf oder wer wirklich den sanften Humor will, greift besser zu Pfarrer Braun (dort gibt es wenigstens noch schöne Aufnahmen und ein paar Zoten in Mundart). das einzig Gute hier ist die Story-Idee, aber aus dem Potential hat man leider gar nichts gemacht. Ein Film zum vergessen.

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