Filme, die zum Chinesischen Neujahr starten, sind selten auf mehr als reine Unterhaltung angelegt und bedacht, vergleichbar in etwa mit den amerikanischen Blockbustern in der Sommersaison. Also bekommt man seine einfache Geschichte, aufgewertet durch Starbesetzung und all den harmlosen, zuschauerträchtigen Attributen, die das Publikum für 90 oder mehr Minuten amüsieren sollen.
Fat Choi Spirit sieht auf den ersten Blick wie der perfekte Kandidat dafür aus, ist aber recht schnell als Bluff entlarvt und schafft es nicht mal, die genügsamsten Ansprüche zu befriedigen, sogar das Gegenteil tritt ein. Er stellt sich als Geduldsprobe heraus, und das auf gleich mehreren Ebenen.
Die Geschichte bzw. ihr roter Faden ist erwartungsgemäß dünn und lässt sich nicht einmal bei der Namengebung der Charaktere etwas einfallen: Der „Mahjong Warrior“ Andy [ Andy Lau ] legt sich mit dem „Mahjong Master“ Ching Wan [ Lau Ching Wan ] an. Dieser hat es auf alles abgesehen, was sein Erzfeind besitzt, neben Haus, Auto und Geld auch dessen Freundin Gigi [ Gigi Leung ]. Das gelingt ihm auch zwischenzeitlich; zusammen mit seinem Bruder Tin Lok [ Louis Koo ] und seiner an Alzheimer erkrankten Mutter [ Bonnie Wong ] schlägt Andy zurück.
Das wars, dazwischen passieren zwar noch einige Dinge, die aber nicht grossartig weiter in Betracht gezogen werden oder auf irgendeine Art und Weise wirken. Zumeist geht es eh nur ums Mahjong Spielen, faktisch der gesamte Film hangelt sich ohne wirkliche Pausen von einem Spieltisch zum nächsten; in den gesamten God of Gamblers Filmen zusammen wird nicht soviel Karten gezockt wie hier mit den 144 Ziegeln, Zählstäbchen und vier Würfeln.
Nun ist eine wichtige Prämisse des Filmes sicherlich, dass man sich mit dem urtraditionellen Nationalspiel der Chinesen auskennt; wer das nicht tut, ist komplett verloren. Der wenige Rest des Handlungsschemas ist nämlich auch darum aufgebaut, die Dramaturgie funktioniert einfach nicht, die Dialoge arten nur in „Pong“ und „Kong“ aus. Moralische und emotionale Parabeln verschwinden gegebenenfalls in kitschigen Situationen oder einfachsten Metaphern. Es wird so richtig lang[weilig]; der anstrengendste Unterhaltungsfilm seit Mighty Baby.
Um so enttäuschender, dass hinter der Produktion einige der kreativsten und verlässlichsten Filmemacher Hongkongs stehen, die Milkyway Köpfe Johnnie To, Wai Ka-Fai und Nai-Hoi Yau wollten hier aber offensichtlich nur Brötchen verdienen; wobei man aber sagen muss, dass auch mit zugestandenermassen publikumsorientierten Filmen bitte etwas Qualität erforderlich sein sollte. Davon ist hier kaum was zu merken, der Film sieht zwar durchaus gut aus, aber zeigt so rein gar nichts, womit man etwas anfangen kann.
Der Beginn hat zumindest noch etwas Ideen und Überraschungen abseits vom Steinchenschieben, verliert sich aber rasch in eine nervende Beziehungskiste zwischen Andy und seiner scheinbar langjährigen Freundin Gigi, die auch immer mal zwischen Heirat und Trennung hin- und herpendelt; je nachdem, wie sich Gigi benimmt. Meistens tut sie das gar nicht, ihr Charakter ist sehr aufbrausender und cholerischer Natur, wenige scheinbar positive Aktionen von ihr stellen sich schnell als richtige Missetaten heraus. So sieht es aus, als wenn sie die Wohnung ihres Freundes aufräumt, dabei hat sich alles unters Bett gekehrt und den Rest im Haus verteilt. Oder sie scheint für ihn jeden Tag andere Leibspeisen zu kochen, stattdessen raubt sie Schulkindern ihr Mittagessen. Wenn sie mal am Verlieren ist, wird flugs der gesamte Tisch meterweit durch die Gegend geschleudert und die Gegenparteien beleidigt, beim wenigen Gewinnen folgt kurzweilig hämische Schadenfreude. So einen Charakter zu mögen, fällt schwer; bei richtiger Herangehensweise, sei es auch nur auf humoristischen Wegen, würde das vielleicht noch gelingen. Hierbei nicht, die laute und sehr nervige Darstellung von Leung akkreditiert sie schnell zum roten Tuch Nummer Eins. Lau Ching Wan folgt gleich dahinter, besonders die ständig präsente Hip Hop Aufmachung nebst Attitüde lässt ihn und seine 50jährigen Gefolgsleute wie Midlife – Crisis Gefangene erscheinen; in seinem ebenso auffälligen Spiel haben Nuancen und Charme keine Chance.
Die Mutter outet sich als Hassobjekt Nummer 3 und macht damit das Ärgernis komplett und auf Dauer unerträglich. Wenn das Witz und Gefühle sein sollen, was die Drehbuchautoren und Regisseure intendiert haben, sollten sie schleunigst zu Gangsterfilmen zurückkehren und wenn möglich auch dabei bleiben.