Während auf der Leinwand der Hauptdarsteller seiner schwangeren Frau über den Buch streichelt und mit jemand namens Allah spricht, öffne ich mein erstes Bier und freue mich auf den hochgelobten neuen Actionreißer aus Indonesien. Die Indonesier wussten mich nämlich schon mit Trashkost à la "The Intruder " oder "Virgins of hell" bestens zu unterhalten.
In "The Raid" stürmt eine Polizeieinheit ein Hochhaus, in dem sich brutale Gangster verschanzt haben. Was zu einem netten Computerspielansatz getaugt hätte - jedes neue Stockwerk/Level mit jeweils anderen Überraschungen und einem schönen Endgegner ganz oben zum Finale - wird leider nicht entsprechend umgesetzt. Ist der Einstieg noch relativ spannend und packend geraten, stellen sich im Verlauf des Films angesichts der unentwegt splitternden Knochen und gebrochenen Nasen relativ schnell Ermüdungserscheinungen ein. Klar, die Action ist erfreulich kompromisslos und angenehm brutal inszeniert und die Hauereien sind technisch vom allerfeinsten, aber mittendrin fragte ich mich doch, worum es hier eigentlich gerade geht. Ein Konzept für die Erstürmung des Gebäudes oder irgendeine Taktik schien die Polizei nicht zu haben und als gleich zu Beginn ungefähr 80 Prozent des Teams abgeschlachtet werden, irrt der Rest der Spezialeinheit für den Rest des Fims eher uninspiriert durchs Haus.
Hauptproblem von "The Raid" ist die fehlende Charakterzeichnung der Protagonisten. (Der eingebaute Bruder-Zwist/Twist/Mist wirkt eher lächerlich bis störend als emotional ergreifend). Leben Genreklassiker wie "Stirb Langsam" gerade von der Präsenz und glaubwürdigen Darstellung seiner Hauptfiguren, war es hier schon hilfreich, dass einer der Polizisten mitten im Film eine markante Narbe in die Wange geritzt bekommt, um ihm so zumindest einen kleinen Wiedererkennungswert zu verschaffen. Bezeichnenderweise sind die namenlosen Klopper im Abspann durchnummeriert.
9 Actionpunkte + 1 Storypunkt ergeben zum Schluss gute 5/10