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Ein Betrunkener (José Coronado) betritt einen Nachtclub. Die einzige anwesende Dame weist ihn darauf hin dass bereits geschlossen ist. Er will aber unbedingt eine Cola mit Rum. Nein, es ist geschlossen. Cola mit Rum! Der Rausschmeißer meint ebenfalls dass geschlossen ist. Der Betrunkene zückt seine Polizeimarke und besteht auf seiner Cola mit Rum. Der Geschäftsführer mischt sich ein, weist die Dame an das Getränk hinzustellen und möchte sich mit dem Cop ein wenig unterhalten. Dumme Idee, der Cop zückt nämlich seine Waffe und erschießt alle Anwesenden. Dann bricht er in die Wohnung des Geschäftsführers ein und klaut die Überwachungs-CD, anschließend fährt er auf eine Müllkippe und verbrennt Dinge wie die Papiere und die Handys seiner Opfer. Dann fährt er zum Dienst.
Aber auf der Überwachungs-CD sind ein paar Dinge zu sehen die ihn stutzig machen und seinen Polizisteninstinkt wecken. Er beginnt im Umfeld der Opfer zu ermitteln und stößt auf eine Menge Ungereimtheiten. Gleichzeitig startet eine Untersuchungsrichterin (Helena Miquel) ebenfalls mit der ganz normalen Mordermittlung.

Und diese beiden parallel stattfinden Ermittlungen sind der Kern des Films. Eingerahmt von zwei lässig und fast lakonisch inszenierten Actionsequenzen sehen wir einem Mann zu, der sich schon aufgegeben hatte, und der nach längerer Zeit endlich mal wieder das tun darf was er als seine Bestimmung sieht. Wie ein Jagdhund ist er auf der Fährte der Verbrecher, er spürt die Zusammenhänge instinktiv, sammelt Informationen, zieht Schlüsse, folgt Spuren, kurz: Er leistet hervorragende und effektive Polizeiarbeit.
Im Gegensatz dazu die Untersuchungsrichterin Chacón mit ihrem Team. Hier werden zwar auch Informationen gesammelt und verwertet, aber immer im Rahmen, immer vorsichtig. Fragen an mögliche Informanten  finden nicht auf der Straße statt sondern im Büro oder im Café, dann aber in Gegenwart von Aufpassern. Diese Aufpasser, Abgesandte anderer Behörden, achten dann darauf dass ja keine verwertbaren Informationen weitergegeben werden, dass die ermittelnde Untersuchungsrichterin sich nur immer schön im Kreis dreht. Nur durch ihre Sturheit und den Mörder, den sie ja eigentlich jagt, kommt sie überhaupt voran.

Und wenn man dann begreift worum es hier tatsächlich geht, und die 3 Schlussbilder verdaut hat, dann fallen zumindest dem deutschen Zuschauer Dinge ein wie die NSU-Affäre ein, und die damals offengelegten katastrophalen Zustände innerhalb der deutschen Ermittlungsbehörden. Und es schaudert einen …

Aber darum geht es hier nicht, es geht um den Film NO HABRÀ PAZ PARA LOS MALVADOS, übersetzt etwa Für die Bösen wird es niemals Frieden geben (oder, bekannter, auf englisch: No rest for the wicked). Und dieser Film ist ein ruhiger und dabei sehr spannender Polizeifilm, der den Zuschauer durch die Figuren und die Stimmung schnell in seinen Bann zieht. Der Cop mit Namen Santos Trinidad, also Heilige Dreifaltigkeit, ernährt sich von Cola mit Rum, trägt Pferdeschwanz und Vollbart, Lederjacke und zeitweise auch Cowboystiefel, und ist ein harter und einsamer Hund. Er lebt nur für seinen Beruf, den er nicht mehr so ausüben darf wie er gerne möchte. Die Vergangenheit des „Helden“ wird nur kurz angerissen und offenbart dabei klischeegerecht Unschönes, was aber nicht wirklich stört.
Santos Trinidad säuft und ermittelt sich also durch ein modernes Madrid, das aber auch Rom oder Dortmund sein könnte, nur rudimentär unterlegt von recht sparsamer und umso wirkungsvollerer Musik. Die Aufmerksamkeit des Zuschauers liegt ganz auf der Ermittlungsarbeit Trinidads einerseits und der Untersuchungsrichterin andererseits, alles andere wird ausgeblendet. Der Zuschauer weiß nie mehr als Trinidad, und muss sich die Zusammenhänge prinzipiell selber zusammenreimen. Erklärt wird hier sehr wenig, NO HABRÀ … ist somit das exakte Gegenteil etwa eines Luc Besson-Films, indem entweder geschossen oder erklärt wird. Hier ermittelt der Zuschauer quasi mit Trinidad gemeinsam, und dies ist wie schon erwähnt verdammt spannend!

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