Der Bulle Vincent klaut zusammen mit seinem Partner 10 Kilo Koks, doch beim Überfall werden die beiden erkannt. Der eigentliche Eigentümer des Koks, Discothekenbesitzer José Marciano, kidnappt Vincents Sohn und schlägt einen Tausch vor: Sohn gegen Koks. Vincent geht natürlich auf den Deal ein, fährt mit der Sore in die Disco – und ab dem Zeitpunkt, etwa 12 Minuten nach Filmstart, geht der Punk gehörig ab. Vincent verliert den Stoff an den korrupten Bullen Lacombe, Marciano steht selbst unter Druck weil sein Abnehmer ein paar Killer geschickt hat, und die sind wiederum verflucht nervös weil sie an ihren Chef zu liefern haben. Und um diesen Feuertanz herum die vergnügungssüchtige Meute der Discothekenbesucher: Flucht bedeutet hier, sich im Zeitlupentempo durch Massen von stehenden Leibern zu quetschen. Doch die Zeit läuft verdammt schnell …
SLEEPLESS NIGHT drückt grundsätzlich ordentlich aufs Gaspedal. So sehr, dass ich nach dem Film erstmal tief durchschnaufen musste, zu lange wurde ich mit Schnappatmung auf das Sofa gepresst. Aber, und jetzt kommt’s, wir reden hier nicht von einem Nonstop-Actioner à la CRANK, sondern es gibt ruhige Momente, sogar Szenen mit wunderschöner und melancholischer Stimmung, und diese Szenen sind das erstklassige Kräutersalz in der Suppe. Wenn Vincent am Ende seiner Kräfte sich im Labyrinth des Clubs durch schwarze Gänge schleppt um seinen Sohn zu befreien, dann steht für einen Moment die Zeit still, und der Zuschauer – kann sich wieder nicht erholen, weil er gebannt zuschauen muss. Gefangen genommen wird von der perfekten Mischung aus Schnell und Langsam. Eingesperrt ist in dieser großartigen Atmosphäre aus Adrenalin, Angst und Entschlossenheit.
Die Action: So etwas wie den Kampf in der Küche habe ich lange nicht mehr gesehen. 2 Todfeinde am Ende ihrer Kräfte, die einfach nur versuchen sich gegenseitig möglichst weh zu tun. Diese Qual in den Augen, diese Fassungslosigkeit dass der Typ immer noch steht oder sich irgendwie rühren kann. Das letzte Mobilisieren der eigenen Kraft, noch ein Tritt, noch ein Schlag – und die unbeteiligten Zuschauer außenrum sind genauso fassungslos ob dieses Todesballetts.
Die Schauspieler: Großartige und überwältigende Leistungen von erstklassigen Schauspielern, die Hackfressen haben wie zu besten Italo-Western-Zeiten.
Die Musik: Unerbittlich nach vorne treibend, ohne zu nerven oder hektisch zu sein, Ein gradliniger Rhythmus, der das Tempo des Films mitleidlos vorgibt.
Die Location: Eine monströse Hölle aus Party und Feierlaune. Disco, Billardraum, Hinterzimmer, Café, und überall diese unglaublichen Massen von Menschen, die eine Observierung oder eine Verfolgung fast unmöglich machen.
Die Kamera: Ist oft bei den Darstellern. Im Irrgarten der Vergnügungsmeile verlieren Zuschauer und Charaktere schnell die Übersicht, zu überlaufen von Menschen ist das alles, zu gleichförmig gestylt. Doch: Der Schnitt passt sich nicht dem Tempo oder der Musik an, sondern bleibt immer ruhig und übersichtlich. Die Mischung aus Handkamera und ruhigem Schnitt wirkt geradezu hypnotisch.
Der Schluss: Perfekt. Nicht eine Sekunde zu früh oder zu spät abgeblendet.
Das Fazit: SLEEPLESS NIGHT gibt die Antwort auf die Frage, wie man jemanden mit einer Küche verprügelt … Gigantisch!