Der Streifen hätte auch auf wahren Begebenheiten basieren können, denn es scheint nicht ausgeschlossen, dass in einem Gefängnis für psychisch kranke Gewaltverbrecher, wo nur so viele Wärter wie Köche arbeiten (jeweils drei) ein Aufstand möglich ist.
Doch wir wollen Regiedebütant Alexandre Courtes nicht gleich den Knüppel zwischen die Beine werfen, denn handwerklich hat er es ebenso drauf, wie eine latent klaustrophobische Atmosphäre gekonnt in Szene zu setzen.
6.11.1989, das Sans Asylum, Washington State: Hier arbeiten die angehenden Rockmusiker George, Max und Ricky als Köche und werden an jenem Abend im Zuge einer heftigen Gewitterfront und damit einhergehendem Stromausfall in der Anstalt eingeschlossen. Es folgt eine Revolte, bei der die drei ihr Leben verteidigen müssen…
Courtes begeht eigentlich nur einen entscheidenden Fehler: Die Exposition ist zu lang geraten und inhaltlich zu dünn, um die Hauptfiguren als deutliche Sympathieträger zu etablieren. Hier ein kurzer Gig im Tonstudio, mal eine Begegnung zwischen George und seiner Freundin (warum wird die vom Kumpel Yeti genannt, obgleich sie weder monströs, noch sonderlich behaart erscheint?) dann ein paar unwesentliche Worte in der Küche (hier schädigt Courtes den Ruf sorgfältiger Köche, indem er die drei zotteligen Kerle ohne Kopfbedeckung und Handschuhe arbeiten lässt) oder bei der Essensausgabe, bei der allerdings die ersten beunruhigenden Szenen ins Spiel kommen.
Denn die Mimen sind diesbezüglich erstklassig gecastet, es gibt diese typischen korpulenten Riesenbabys, die nur ein falsches Wort benötigen, um für einen Moment völlig auszurasten, das ebenso typische Kindergesicht, von dessen dubiosen Neigungen man im Verlauf noch erfährt und natürlich den Drahtzieher allen Übels, Harry Green, der mit Richard Brake perfekt besetzt und kameratechnisch hervorragend eingefangen ist.
Kleinere Mankos, die bei einem geschätzten Budget von 500.000 Dollar durchaus zustande kommen können, betreffen weniger die ordentliche Ausstattung oder die recht solide in Szene gesetzten Gewalteffekte, sondern einige Aspekte seitens des Drehbuches. Die Geschichte spielt Ende der Achtziger, die Typen sehen jedoch eher aus wie Siebziger und sind entsprechend gekleidet. Zudem kommen einige Logiklücken, denn eine Anstalt mit etwa 30 Insassen benötigt beileibe mehr als nur drei Wärter und bei einem Stromausfall muss ohne Umschweife eine Chefetage informiert werden. Doch das ist alles sekundär, denn als in dem Gebäude das Chaos losbricht, möchte man mit keinem der Protagonisten tauschen.
Unberechenbare Irre, die bewusst ihre Beruhigungspillen absetzen und dann ihren Trieben freien Lauf lassen, - das ist zwar nicht innovativ in Sachen Terror-Thriller, doch über weite Teile verdammt bedrückend umgesetzt. Die Belichtung ist effektiv, die Kamera schürt bezüglich Schwenks, Fahrten und Distanz zuweilen enorm Suspense und ein paar Einlagen unter dem abgenudelten Begriff Torture Porn erledigen den Rest.
Dennoch hält man nicht übermäßig explizit aus und ufert zur Schlachtplatte aus, sondern liefert nur soviel, wie in einer Anstalt mit psychisch kranken Schwerverbrechern denkbar wäre. So wird eine Nase abgebissen, eine Fingerkuppe auch, eine Metallstange landet im Bauch, etwas Haut wird abgeschält und ein Körper auf einem Gasherd geröstet.
Einige Gewaltszenen finden demgegenüber im Off statt, etwa, als jemandem mit einem Telefon hinterm Schreibtisch der Schädel zertrümmert wird.
Nun könnte man final noch Courtes ausbleibende Pointe ankreiden, doch dem ist nicht so.
Die Rolle des Bösewichtes Harry Green ist weitaus höher gewichtet und auch Koch George erfüllt einen tieferen Sinn im Zusammenspiel mit Wahrheit und Fiktion, als es zunächst den Anschein hat (man achte dabei auf eine Leiche mit gekrümmten Fingern…).
Im Gesamtbild liefert also Debütant Alexandre Courtes einen beachtlichen Thriller ab, der zu Beginn zwar ein wenig versäumt, die Figuren angemessen einzuführen, doch mit dem Stromausfall steigt die Spannungskurve beinahe kontinuierlich.
Darstellerisch durchaus passabel, scoretechnisch ein wenig an Carpenter angelehnt, inszenatorisch souverän und atmosphärisch phasenweise erstklassig, bietet der Streifen einen brauchbaren Thrill und kurzweilige Unterhaltung und ist somit jedem empfohlen, der einer Melange aus Gefängnisfilm und purem Überlebenskampf nicht abgeneigt ist.
7 von 10