Livid
Das Blut der Ballerinas
(Sunfilm Entertainment/ Tiberius Film)
Der Schocker Inside gilt als einer der ganz großen Beiträge des französischen Terrorkinos der jüngsten Vergangenheit, und katapultierte die Verantwortlichen Alexandre Bustillo und Julien Maury in kürzester Zeit an die Spitze der Regiehoffnungsträger des modernen europäischen Kinos. Ich war gespannt, ob ihr nächster Beitrag in eine ähnliche Richtung gehen würde, oder ob es ihnen gelingen würde, andere filmische Wege zu gehen. Nun erscheint Livid – Das Blut der Ballerinas, und war für mich eine echte, positive Überraschung.
Wir lernen die junge Lucy (Chloé Coulloud)kennen, die als ambulante Krankenpflege arbeitet. Durch ihren Job kommt sie in die alte und verfallen wirkende Villa der sich seit Jahren im Koma befindlichen alten Dame Mrs. Jessel (Marie-Claude Pirteagalla). Als sie bei ihrer Arbeit von einem geheimnisvollen Schatz in dem alten Haus erfährt, teilt sie dies fatalerweise später ihren Freunden mit, die kriminellen Handlungen gegenüber nicht abgeneigt sind, und nun beschließen, dort einzubrechen und diesen Schatz zu suchen. Als man jedoch bemerkt, dass in dem Haus nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen scheint, ist eine Flucht unmöglich, da die Eingänge versperrt sind. Viel schlimmer jedoch ist, dass plötzlich Jagd auf die Eindringlinge gemacht wird. Ein alptraumhafter Kampf auf Leben und Tod beginnt, und offenbart die Geheimnisse des Hauses und seiner Bewohner, die besser im Verborgenen geblieben wären.
Livid – Das Blut der Ballerinas überrascht durch eine phantasievolle, liebevoll gestaltete, und trotz des Horrorgenres verspielte Inszenierung, die geschickt auf der Klaviatur des Schreckens spielt. Bilder mit berauschender Wirkung und einer atmosphärischen, beängstigenden Tonspur treffen auf sehr überzeugende Darsteller. In einer Nebenrolle tritt erneut die grandiose Béatrice Dalle auf, die schon Inside mit ihrem Talent bereicherte. In seiner märchenhaften, nahezu schwerelosen Inszenierung gelingt dem Film das, was man eigentlich bei Black Swan erwartet hatte, aber nur bedingt bekam! Die Verbindung zur klassischen Gotik mit dem Talent, jedes Bild, jede Szene nahezu perfekt und stimmig zu inszenieren, gelingt etwas, was man nur zu selten in einem Film findet: das Talent, Grusel und Beklemmung zu erzeugen, ohne dabei auf billige Tricks zurückgreifen zu müssen!
Die Blu-ray von Livid – Das Blut der Ballerinas aus dem Hause Sunfilm Entertainment/ Tiberius Film bringt den atmosphärisch sehr ansprechenden Film in einer hervorragenden Bild- und Tonqualität. Trotz einiger drastischer Szenen ist er ungeschnitten und unzensiert, im Bonussektor befindet sich lediglich der Originaltrailer.
Livid – Das Blut der Ballerinas ist ein faszinierendes Horrormärchen für ein erwachsenes Publikum, welches mich überrascht hat, da ich der festen Überzeugung war, einen weiteren Terrorfilm aufgetischt z bekommen. Da sich die Regisseure dieser Versuchung nicht hingegeben haben, ein bewährtes Schema weiter auszuschlachten, kann man ihnen hoch anrechnen, denn hiermit gelang ihnen der Schritt Richtung ernsthaften, atmosphärisch stimmigen, ja sogar künstlerisch hochwertigem klassischem Horrorkino. Eine echt gelungene Überraschung!!!
Christian Funke-Smolka