Review

kurz angerissen*

erstmals veröffentlicht: 01.06.2014

Bezugnehmend auf die gerade erfolgte Besprechung zu "Amok - He Was A Quiet Man": Wo dieser den eskapistischen Weg hin zur tagtraumgeschwängerten Tragikomödie beschreitet, schlägt „God Bless America“ in die Kerbe der intellektuellen American-Surface-Satire, was ihn dastehen lässt wie eine frühe Tarantino-Kurzgeschichte oder einen Erstentwurf von „Natural Born Killers“. Der Originalitätsgrad hält sich daher in Grenzen, allerdings ist der Gedanke hinter „God Bless America“ aktueller denn je und längst nicht nur eine amerikanische Problematik: Das Road Movie dient nicht einfach nur als Frustventil für solche, die sich an der Entwicklung zu einer Gesellschaft der Oberflächlich- und Rücksichtslosigkeit stören (aber gerade zu Beginn kann man den Schmerz des Protagonisten angesichts grenzdebiler TV-Sendungen, respektloser Nachbarn und einer fern der eigenen Kontrolle befindlichen kleinen Tochter, die das gesellschaftlich legitimierte Handeln langsam schon zu imitieren beginnt, vollkommen nachfühlen), sondern sensibilisiert zugleich dafür, narzisstische bzw. egoistische zugunsten altruistischer Beweggründe beiseite zu schieben.

Natürlich fordert Regisseur Goldwaithe dafür einen gewissen Grad an Grips vom Zuschauer: Gerade die Diskussionen des Killerpärchens entlarven die (eigentlich sowieso auf der Hand liegende) Widersprüchlichkeit ihres mörderischen Vorgehens, wenn etwa Frank (sehr komplex und einfühlsam gespielt von Joel Murray) aus dem Affekt heraus „High Five“ machen möchte, eine spontane Handlung, die kurz vorher noch als Grund für eine Tötung festgelegt wurde. Dass das Finale zwangsläufig auf der Bühne einer Castingshow stattfinden muss, ist nach „Little Miss Sunshine“ und „American Dreamz“ ebenso ein alter Hut wie die Monologe zu Beginn über die amerikanischen Werte intellektuell überkonstruiert sind, dennoch muss man „God Bless America“ seine entlarvenden Qualitäten zugestehen.

*weitere Informationen: siehe Profil

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