"Trishna" – Eine ergreifende Adaption über Macht und Schicksal
Trishna (2011), unter der Regie von Michael Winterbottom, ist eine kraftvolle und erschütternde Adaption von Thomas Hardys Klassiker Tess of the d'Urbervilles, die geschickt in das moderne Indien verlegt wurde. Der Film besticht durch seine atmosphärische Darstellung von Rajasthan und Mumbai, während er gleichzeitig Themen wie Macht, Geschlechterungleichheit und Klassenunterschiede tiefgründig beleuchtet.
Freida Pinto überzeugt in der Rolle der Trishna mit einer nuancierten und emotional intensiven Darstellung. Sie verkörpert die stille Verzweiflung und den inneren Konflikt einer Frau, die zwischen traditioneller Familienverantwortung und den Verlockungen einer neuen, aber gefährlichen Freiheit gefangen ist. Riz Ahmed als Jay Singh liefert eine komplexe Performance ab, die sowohl charmant als auch bedrohlich ist, was die zunehmende Machtverschiebung in der Beziehung zu Trishna eindrucksvoll verdeutlicht.
Die Schönheit der indischen Landschaft steht im krassen Kontrast zu der düsteren, oft bedrückenden Handlung. Winterbottom gelingt es, eine visuell beeindruckende Welt zu schaffen, die zugleich exotisch und vertraut wirkt, jedoch nie die düstere Tragik des zugrunde liegenden Dramas verdeckt.
Die größte Stärke des Films liegt in seiner Fähigkeit, soziale Spannungen subtil zu thematisieren, ohne sie zu überdramatisieren. Jedoch kann die langsame Erzählweise gelegentlich als zäh empfunden werden, und einige Szenen könnten intensiver wirken, wenn der emotionale Fokus stärker gesetzt wäre.
Insgesamt ist Trishna ein eindringlicher, visuell beeindruckender Film, der sowohl durch seine zeitlose Thematik als auch durch starke Darstellerleistungen überzeugt. Er fordert das Publikum heraus, über Machtverhältnisse und das Schicksal von Frauen in patriarchalischen Gesellschaften nachzudenken, bleibt dabei aber nicht frei von einigen dramaturgischen Schwächen.