Review

Wasser ohne Sprudel


Hey Mario, wie kann ein recht hochwertig produzierter, erstaunlich realistischer Haithriller mit Halle Berry und Olivier Martinez eine schlechtere Wertung als manch ein SyFy-Shark-Trash a la „Zombie Shark“ oder „Ozark Sharks“ bekommen? Tja, gute Frage. Eine hauptsächliche Totschlagantwort: die unsympathischsten Figuren, die wohl je auf einem Boot Platz nahmen... 

Aber das ist noch lange nicht das Einzige, was bei diesem viel zu zähen Fischmahl übel aufstößt. In „Dark Tide“ folgen wir Halle Berry als Koryphäe in Sachen Haie und dem Schwimmen mit den erhabenen Tieren. Nach einem tödlichen Unfall mit einem ihrer Mitarbeiter kehrt sie dem Geschäft den Rücken bzw. geht es anders an, macht eine Trennung auf Zeit in ihrer Ehre durch und steht finanziell mit ihrer kleinen Firma alles andere als gut dar - bis der Ehemann wieder auftaucht, mit einem arschigen Millionär und dessen Weicheisohn im Schlepptau, der unbedingt (außerhalb eines Käfigs!) mit großen Haien schwimmen will und ihr ein fast schon unmoralisches Angebot macht... 

„Dark Tide“ hat Traumfrau Halle Berry, zum Teil wunderschöne Unterwasseraufnahmen und manchmal eine sphärisch-blaue Stimmung, die mich eher an „The Big Blue“ statt an Sharktrash erinnerte. Außerdem ist die sehr realitätsnahe Herangehensweise lobenswert und erfrischend, das Arbeiten mit fast ausschließlich echten Haien erstaunlich. Eine tolle, qualitativ hochwertige Ausnahme also in meiner Sharkweek? Denkste! „Dark Tide“ krankt zwar unter völlig anderen Punkten als die meisten Asylum-Rip Offs - diese Ärgernisse sind dafür aber genauso, vielleicht sogar noch ein Stück übel aufstoßender. 

Erstens gibt es viele Nachtaufnahmen (z.B. den kompletten Showdown), in denen man viel zu wenig erkennen kann. Egal ob über oder unter der Wasseroberfläche. Zweitens sind die Figuren wirklich ausnahmslos alle ätzend bis komisch. Von nervigen Witzeerzählern, heillosen Hasenfüßen über unüberlegte Ehrgeizler oder käsige Ehemänner bis hin zu einem der größten Arschlöcher, die je ein Boot betraten. Alles dabei. Wirklich erstaunlich. Da feuert man die Haie schneller an als man Halle Berry anhimmeln kann. Und drittens ist die Laufzeit einfach viel zu lang und mit zu wenig Höhepunkten gesegnet. Alles schippert lahmarschig bis öde vor sich her, es fehlen jegliche Spannung oder sonstige Kniffe, die Figuren gehen einem schon lange auf den Sack, wirklich zu sehen gibt’s hier nichts, man will einfach nur noch den Abspann rollen sehen. Das ist einfach massiv enttäuschend und macht im gemeinen Zusammenspiel jegliche Pluspunkte brutal zunichte. 

Fazit: eher Chill als Thrill, eher Mief 'n' Schnief als Reef 'n' Beef, eher leer statt Meer, eher Ehekrach statt Schiffbruch. Ich habe selten kräftiger den Haien die Daumen gedrückt. Das sagt alles, das retten keine schönen (oft aber auch ärgerlich düsteren) Unterwasseraufnahmen. „Dark Tide“ ist eine weitere dunkle Delle in Halle Berrys Karriere. 

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