Review

Francis Ford Coppola hatte seinen letzten wirklichen Blockbuster 1992 mit einer opulenten Verfilmung von „Dracula“, seither ist die Regie-Legende ein wenig in der Versenkung verschwunden. Mit diesem Streifen knüpft er zaghaft an seine Wurzeln im Bereich des gotisch angehauchten Gruselfilms an und lässt seinen Impulsen freien Lauf, was Segen und Fluch zugleich darstellt.

Der abgehalfterte Schriftsteller Hall Baltimore (Val Kilmer) tourt mit seinem neuen Hexenroman durch die Lande, bis er ins verschlafene Nest Swann Valley gelangt. Der hiesige Sheriff Bobby (Bruce Dern) ist nicht nur selbst ein Schreiberling, er konfrontiert Hall mit einer Mädchenleiche und einer Mordserie, was ein passables Fundament für einen neuen Roman darstellen könnte…

Coppola versucht eine Mixtur auf die Beine zu stellen, die kaum gegensätzlicher ausfallen könnte, da sein romantisches Schauermärchen mit einer ordentlichen Prise Humor durchzogen ist, zwischendurch sehr ernste Töne anschlägt, den Fokus jedoch auf surreale Traumwelten legt, welche voller Interpretationsmöglichkeiten stecken.

Val Kilmer macht sich derweil hervorragend als „abgehalfterter Stephen King“ und beweist viel Sinn für Humor. Eindeutiges Highlight ist, als er völlig planlos vorm Laptop sitzt und ewig an den Einstiegsworten für seine Geschichte bastelt, dabei Hochprozentiges zu sich nimmt und immer abstrusere Satzkombinationen zustande kommen.
Doch die Hauptfigur hat auch sehr ernste Seiten, da seit dem Unfalltod der Tochter die Inspiration fehlt und der Alkohol immer mehr zum einzigen Freund wird, während Frau und Verleger eher distanziert oder gar schroff reagieren.

Das Hauptaugenmerk liegt jedoch in den durch den Alkoholkonsum verstärkt wirren Träumen von Hall. Die merkwürdig kontrastarme Farbgebung wird von roten Farbtupfern begleitet, fast so leblos wie ein Theaterhintergrund wirken einigen Landschaften, während Figuren völlig abstrusen Dingen nachgehen, wie mitten in der Nacht an einer Uhr zu basteln oder auf der Gitarre zu spielen und dabei auch noch uralte Kamellen zu singen.
Hall begegnet gar Edgar Allan Poe persönlich, der ihm einige Tipps zum Aufbau des Romans geben kann, jedoch auch dabei ist, als er dem Geheimnis einer Mordreihe auf die Schliche kommt, an der ein Pastor, einige Waisenkinder und vermeintliche Vampire beteiligt sind.

Das surreale Treiben nimmt recht skurrile Formen an, was für den Fortschritt der eigentlichen Story nicht unbedingt von Vorteil ist. Zwar punktet die latent dichte Atmosphäre und auch die eigenwillige Optik weiß größtenteils zu gefallen, doch ab und an schleicht sich der Eindruck ein, dass Coppola offenbar nicht sicher war, worauf die Geschichte nun konkret hinauslaufen sollte. Denn das recht eigenwillige und fast schon abrupte Ende könnte den einen oder anderen Zuschauer durchaus ein wenig ratlos zurücklassen, während nicht jede Metapher auf den ersten Blick einen Sinn ergibt.

Dennoch dominieren bei „Twixt“ die positiven Aspekte, auch wenn etwas zu häufig auf Split Screen zurückgegriffen wird und manche Momente zu sehr auf Fiebertraum getrimmt sind.
Kilmer macht sich gut als heruntergekommener Autor, der einer Selbsterkenntnis entgegenforscht, Dern ist phantastisch als zauseliger Sheriff und auch Elle Fanning performt als bleiches Geistermädchen recht überzeugend.
Bleiben die etwas wirren Träume, welche nicht alle thematisierten Aspekte in Einklang bringen können und manche Fragen offen lassen, - doch wer weiß, was in Coppolas Kopf vorging, als er den Stoff (nach eigenen Angaben) in einem Rausch nach einer durchzechten Nacht mit viel Raki zu Papier brachte…
Knapp
7 von 10

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