Review
von Psst!
„You‘re Next“ von Adam Wingard ist ein Film, dessen uninspirierter Titel ebenso wenig Erwartung auf außergewöhnliche Horrorunterhaltung schürt wie seine Inhaltsbeschreibung. Eine Familie wird bei einer Zusammenkunft in einem abgelegenen Landhaus von maskierten Spitzbuben belagert und nach und nach dezimiert.
Somit war es auch ein Zufallsdrücker über Videostream an einem verkaterten Neujahrstag, der mir diesen Film bescherte.
Dennoch gelang es dem tatsächlich recht plakativen Film, meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Vor allem lag dies an dem Soundtrack, der sich klar an dem Synthesizer-Sound der Achtziger orientierte, wobei der immer wieder auftauchende Song „Looking for the Magic“ als Thema den Retro-Sound bestimmt. Dazu kommt eine kundige Hand in Sachen Regie und Kameraarbeit, teils sogar innovativere Spannungskurven als erwartet und vor allem eine saucoole Hauptdarstellerin, die sich eben nicht nur als Final-Girl, sondern als unerwarteter Badass erweist und angenehm unhysterisch den Spieß zuweilen umdreht.
Trotz der erwartbaren Story reicht das aus, um eine unterhaltsame Genreunterhaltung zu bieten, die aus ihrem niedrigen Budget rausholt, was eben rauszuholen ist.
Ti West, der als Regisseur von „House of the Devil“ bei mir einen Stein im Brett hat, darf einen genretypisch kurzen Auftritt absolvieren. Die anderen Charaktere, unter anderem treffen wir auf eine gut gealterte Barbara Crampton, bieten teils genug an, um mehr als nur bloßes Kanonenfutter zu sein.
Der Blutgehalt hält ein, was ein Film dieser Sorte verspricht, spielt sich aber nicht spektakulär in den Vordergrund, so dass Gorehounds eher müde mit den Schultern Zucken dürften.
Fazit
Wer nicht viel erwartet, wird vergnügliche 90 Minuten verleben. Vor allem, wenn man auf Retro-Soundtracks steht. Mit der typischen Musikuntermalung eines modernen Horrorfilms wäre „You‘re Next“ wohl nur halb so gut.