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Chow Yun Fats erster Einsatz in Hollywood entpuppt sich als kurzweiliger, recht unterhaltsamer Film mit Anleihen beim Hongkongfilm. Klar, das sein Lieblingsregisseur nicht weit war und seinen ersten Einstand produzierte. Damit nichts schief lief, besann man sich auf altbewährte Dinge.

John Lee ist ein Profikiller, der für den chinesischen Triadenboss Wai in Amerika Tötungen vornimmt. Als der Polizist Zedkov bei einem Einsatz aus Notwehr Wais Sohn erschießt sinnt der Vater auf Rache. Deshalb wird John losgeschickt, um den Zedkovs zu eliminieren. Doch Lee kann ihn nicht erschießen und gerät nun selber ins Fadenkreuz von Wais Männern. Mit Hilfe der Fälscherin Mag Coburn versucht er nun die Ersatzkiller aufzuhalten und seine eigene Familie in China zu retten.

In der Geschichte um den Profikiller John Lee werden einmal mehr viele Elemente aus dem asiatischen Kino übernehmen. Da braucht man sich nicht wundern, dass die Figur des John Lee ein wenig an Chow Yuan Fats erfolgreichste Figur in „The Killer“ erinnert. Weitere Elemente sind das Einbinden von kirchlicher Symbolik, hier in Form des Tempels und des Mönchs, sowie die Infragestellung von Moral und Ehre.

Mankos besitzt der Film aber genug. Zum einen wäre die Dialogarmut zu erwähnen. Bezeichnend, wenn die beiden Titelgeber des Films keinen Satz oder nur zwei kurze Sätze sagen. Zu einem Actionfilm gehört auch mal ein knalliger Spruch oder ein spannender bzw pointenreicher Dialog. Diesbezüglich herrscht hier totale Flaute. So kann John Lees Figur keine richtige Tiefe gegeben werden. Er bleibt trotz der Angst um seine Familie ein recht eindimensionaler Actionheld.

Elementare Probleme hat auch die absichtlich einfach gehaltene Story, denn der Verlauf des Films ist problemlos bis zum Ende vorhersehbar. Die Beziehung zwischen Killer und Fälscherin wird nie richtig ausgebaut, so wird man das Gefühl nicht los, dass beide nicht sonderlich gut zueinander passen. Die angedeutete Romanze kann zwischen den beiden dann auch nicht mehr viel retten. Unergründlich warum aus der Fälscherin auf einmal ein weiblicher Rambo wird, der so ziemlich alles niederballern kann, was sich einem in den Weg stellt

Die Action hat es dafür aber in sich. Wie so viele andere Leute sehe ich hier aber weit und breit keinen Woo Stil, dessen Markenzeichen musikalisch untermalte Zeitlupenästhetik ist. Die Schießereien sind sehr schnell geschnitten, so dass man sich auf viele attraktive Duelle freuen kann. Manchmal leidet darunter aber auch ein wenig die Übersicht, so dass man sich wie in einem Musikvideo vorkommt. Dennoch, so schnell geschnittene und ab und zu auch harte Schießereien werden in der Fülle sonst nur im Hongkong Kino zu sehen sein.

Unterfordert wirkte aber eindeutig Chow Yun Fat, der in seiner Heimat besser zur Geltung kam. Sein Auftreten und seine minimale Mimik sagt zwar mehr als 1000 Worte und seine Figur ist auch so ziemlich die einzige die nach strengen Regeln und Gesetzen agiert, doch will er in den Actionszenen nicht so stark brillieren. Nur selten darf er mit zwei Pistolen gleichzeitig agieren, oder auf dem Rücken rutschend die Gegner dezimieren. Zwar gut, aber nicht so umwerfend wie in seinen Glanzfilmen.

Ein wenig nerven tut er Einbau bekannter amerikanischer Klischees. Besonders der Ghettobruder, das dem ungleichen Pärchen die Waffen besorgt wurde wohl mit der Schablone gezeichnet. Coole Mucke, ein großes Maul und große Luxusautos. So stellt man sich den Möchtegerngangster von heute in den USA vor.
Ihre Rolle hingegen gut machen die deutschen Exporte. Jürgen Prochnow darf mal wieder den hinreißend bösartigen und eiskalten Bösen mimen, der keine Skrupel hat irgendwen umzubringen oder zu foltern. Diese Rollen sind ihm inzwischen so ans Herz gewachsen, dass er auch keine anderen mehr bekommt oder angeboten bekommt. Das er mehr kann ist bekannt, aber in Hollywood ist man mit einem deutschen Schurken zufrieden gestellt. Mögliche Vorurteile? Auch Til Schweigers erster Einsatz in Hollywood glückt einigermaßen, nur seine „Ich habe grad eine Zitrone gefuttert“ Mime wirkt doch etwas überzogen. Warum er als Profikiller zusammen mit Danny Trejo gleich einen ganzen Laden auseinander nehmen muss, wo ein einzelner, geheimer Schuss doch viel effektiver gewesen wären ist genauso unklar, wie Wais plötzliche Meinungsänderung. Bisher wollte er sich doch nur an Lees Familie rächen und nun so was?
Das im übrigen Danny Trejo, solche Rollen gewohnt gut ausfüllt sollte inzwischen bekannt sein.
Mira Sorvino bleibt hingegen recht blass. Für eine Frau, die anfangs nur auf ihren eigen Vorteil bedacht war, tut sie ungewöhnlich viel für andere. Außer schick aussehen kann sie aber nicht so unendlich viel. Was soll man aber auch machen, wenn man die einzige Frau im Film ist und ständig beschützt, verfolgt wird und in Schießereien verwickelt wird. Dann schon lieber „Mimic“.

Die dramatische Komponente um den Cop und seinen Sohn ist auch nur Mittel zum Zweck, damit Lee einen Grund mehr hat, um sich erneut zu duellieren. Ein wenig mehr, hätte man aus der Figur des Cops schon machen können. Zumindest gibt es am Ende noch einen Händedruck unter Männern, der das Publikum bezüglich des anfangs so miesepetrigen Cops versöhnt.

Hervorheben muss man aber mal die 1 A Musikbegleitung des Films, ob schnell, langsam, schlicht oder aufdringlich: Dieser Film vereint so viele Musikstücke gekonnt, so dass man sich ab und zu wirklich fragt, ob das nun ein Musikclip oder ein Actionfilm ist. Klasseleistung, die den Film noch einmal ein Stück anheben.

So ist der Höhepunkt des Films auch das Ende, in dem wieder gefeuert wird, was das Zeug hält und den bisherigen Bodycount noch mal verdoppelt. Perfekt choreographiert rächt Lee sich an Wai und seinen Peinigern und erhält dabei Hilfe von Meg. Das richtig dramatische Endduell findet dabei aber leider nicht statt.

Fazit:
Mittelmäßige Story und gut choreographierte Kämpfe sind die Stützen des Films. Da der Film nur 80 Minuten geht und vollgestopft mit Schießereien ist sollte man nicht zu viel Tiefgang erwarten. Chow Yun Fat kann in seinem Hollywooddebüt zwar nicht so glänzen wie in Hongkong, spielt den Rest aber größtenteils trotzdem an die Wand. Die erstklassige Musik wertet den Gesamteindruck noch mal auf. Also Hirn aus und unterhalten lassen.

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