Als echten Tierhorror empfinde ich nicht, wenn die Hauskatze auf die Fußmatte käckert, sondern wenn in einem italienischen Trashmovie ein „Krokodil“ aus ollen Winterreifen auf eine Öko-Truppe losgeht.
Das Ganze sieht verdächtig nach Mitte Siebziger aus, ist aber tatsächlich von 1989, - auch eine Gabe, einen Film derart angestaubt wirken zu lassen.
Dafür hat Trashfilmer Fabrizio De Angelis ebenso ein unnachahmliches Talent, wie einen Horrorfilm über einen Alligator zu konstruieren, der wirklich kein bekanntes Genreklischee außer Acht lässt.
Man sollte sich tatsächlich einmal die Freude erlauben, mit den versammelten Zuschauern vorab eine Checkliste zu erstellen.
Auf meiner stand: Umweltaktivisten, ein ganz böser Fabrikchef, ein korrupter Politiker will alles vertuschen. Dazu ein Jäger, vorzugsweise mit Schlapphut, vielen Narben und einem alten Motorboot ausgestattet. Will als Einziger den Kampf aufnehmen, scheitert aber kurz vorher, weil zu siegessicher und ein Jüngling erledigt seinen Job.
Zusammengefasst: Strike!
Man gibt sich auch erst gar nicht die Mühe zu verschleiern, wie übel der Alligator modelliert wurde, da er direkt mit der ersten Einstellung in fast voller Länge (später spricht man von 15 bis 30 Metern) zu sehen ist. Bewegen kann er aber nur sein Maul und das auch nur grob auf und zu, während sich der Körper völlig steif hinterher zieht. Im Verlauf wird dieses Konstrukt so um die sieben Leute zerlegen, was im Detail allerdings selten blutig ausfällt, bis auf einen abgetrennten Arm und der Obduktion einer Leiche.
Als Zuschauer bekommt man sogar die Egosicht des Krokodils serviert, da befindet sich einfach nur die Kamera zur Hälfte im Wasser und bewegt sich mit der anderen dicht über der Wasseroberfläche, - Im Verlauf natürlich ohne Anwendung irgendwelcher Variationen.
Spaß bereiten jedoch eher die talentfreien Darsteller, die nahezu ohne Charaktereigenschaften agieren, aber herrlich doofe Sätze von sich geben. Zwar nervt zuweilen das moralinsaure Umweltgeschwätz, dass hier ebenfalls knapp 15 Jahre zu spät kommt, dafür kann man sich bei entsprechender Laune von einem Dialoghighlight zum nächsten beömmeln.
Da befindet sich ein Opfer beim Todeskampf im Maul des Alligators und brüllt wie am Spieß. Zwanzig Meter um die Ecke sitzen unsere Umweltaktivisten, bis nach einigen Sekunden einer bemerkt: „Ich glaube, da ist was passiert!“.
Auch der Jäger, der nach eigenen Angaben seit 30 Jahren im Sumpfgebiet lebt (ich denke, eher länger), ist ein großzügiger Gastgeber: „Gebt den Frauen auch etwas zu essen“.
Selbstverständlich sind sämtliche Figuren Spacken, die viel zu bräsig sind, um als Sympathieträger durchzugehen, sympathisch ist eben ihre kollektive Blödheit.
Doch spannungsfrei ist das Treiben nicht, da kommt schon ein wenig Tempo auf, wenn das Vieh einen Bootssteg rammt, woraufhin ein Kind an den Brettern hängt und droht, ins Wasser zu rutschen. Oder wenn sich einige der Ökos im Boot befinden, Kroko ein Leck reinhaut und deswegen einer mit dem Seil zum Ufer schwimmen muss.
Spannung natürlich nur auf Sparflamme, denn dafür müsste man die Bedrohung ernst nehmen, was bei einem Ungetüm aus Gummi, an dem Kugeln mit einem lustigen „Pock“ abprallen, schwer fällt.
Und die Musik, die zum größten Teil ganz drall von „Jaws“ geklaut wurde (die taktgebenden Bassstreicher variieren allenfalls um drei Noten) fördert ein Mitfiebern genauso wenig, wie die unpassenden Schnulzenklänge, die einerseits aus einem 70er Porno stammen könnten und zum anderen schwülstige Streicherklänge bieten, die eher zu „Vom Winde verweht“ passen würden.
Deswegen steht hier unfreiwilliger Humor an oberster Stelle, den man am besten mit Gleichgesinnten und einem Kasten Bier teilt.
Denn als ernstzunehmender Tierhorrorfilm bietet dieser Low Budget Streifen keine Grundlage, um eine Empfehlung auszusprechen.
Innovationslose Story, unbekannte, sowie unbedarfte Darsteller und nicht allzu viel Krokodilbiss.
Aber noch
5 von 10