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Die Geschichte von Alfred (Ewan McGregor) und Harriet (Emily Blunt) wiederholt letztlich auch nur das Muster von einem Mann und einer Frau, die sich ineinander verlieben, doch wie immer ist es nicht das "ob", sondern das "wie", das über das Ergebnis entscheidet - der klischeehafte Weg zum Traualtar oder der nachvollziehbare Beginn einer Liebe.

Betrachtet man den Filmtitel "Lachsfischen im Jemen" könnte der Eindruck entstehen, hier handelt es sich wieder um einen der üblich irrsinnig konstruierten Plots, in denen nach diversen Verwicklungen die zwei Protagonisten zusammengeführt werden. Tatsächlich bildet die verrückte Idee, im Jemen Lachse anzusiedeln, um sie dort angeln zu können, die Grundlage der Story, aber die Begegnung von Alfred und Harriet selbst, findet unter profansten Bedingungen statt - bei der Arbeit. Das Dr. Alfred Jones, Spezialist für Lachse, zudem nichts davon hält, die Kaltwasser gewöhnten Fische im warmen Jemen anzusiedeln, macht er gegenüber Harriet deutlich, muss sich aber von ihr über die tatsächlichen Verhältnisse in dem arabischen Land aufklären lassen.

Das dieses Vorhaben trotzdem Gestalt annimmt, liegt weniger an dem vielen Geld des Scheichs Muhammed (Amr Waked) oder dessen persönlicher Begeisterung für das Angeln von Lachsen, als an den wirklich Irrsinnigen im Land - den Politikern. Die Sprecherin des englischen Premierministers, Patricia Maxwell (Kristin Scott Thomas), braucht dringend eine positive Story aus der arabischen Region, nachdem sich der Militäreinsatz in Afghanistan immer mehr als Katastrophe herausstellt, weshalb sie die Sache mit all ihrem Einfluss forciert. Doch sie hat nicht mit einer der starrsinnigsten Klientel in ihrem Land gerechnet - den Anglern, die nicht bereit sind, 20000 Lachse aus ihren Flüssen fischen zu lassen, um sie in den Jemen transportieren zu lassen.

Vor allem Kristin Scott Thomas' ständiges Jonglieren zwischen Realität und Außendarstellung mit hoher Geschwindigkeit und bissigem Humor, lässt deutlich werden, das in der Politik Irrsinn Methode hat, aber auch der Scheich wird zunehmend damit konfrontiert, das einige seiner Landsleute es gar nicht komisch finden, wenn westlichen Gepflogenheiten in ihrem Land zu viel Raum gegeben werden. Hinter diesem sich zuspitzenden Konflikt, könnte die Geschichte von Alfred und Harriet fast verschwinden, aber stattdessen gibt er ihnen erst den Raum, sich in Normalität zu entfalten.

Anders als in den nach Strickmuster entworfenen Liebesgeschichten, befinden sich die zwei Protagonisten weder in einem Single - Status, noch mit missliebigen, schnell zu beseitigenden Partnern versehen. Zwar dümpelt Alfreds Ehe mit Mary (Rachael Stirling) schon seit längerem im Routinemodus, aber aufgegeben hat er sie nicht, und Harriet ist gerade frisch verliebt in den Offizier Captain John Mayers (Tom Mison), die erste Beziehung der zurückhaltenden Frau seit längerer Zeit. Das sie sich annähern, liegt auch an den günstigen äußeren Umständen, da sie durch die Arbeit an dem Lachs-Projekt viel Zeit miteinander verbringen, besonders aber an ihrer gegenseitigen Sympathie, die, ohne von ihnen forciert, fast unmerklich zu stärkeren Gefühlen führt.

"Lachsfischen im Jemen" leistet sich den seltenen Luxus, eine Liebe langsam und nachvollziehbar entstehen zu lassen - und auch die sich daraus ergebenen Konsequenzen, die automatisch zu Verletzungen bei anderen Menschen führen, nicht zu verschweigen. Der hohe Unterhaltungswert und Witz, teilweise auch die dramatischen Wendungen, geben dem Film die äußere Linie vor, aber die Geschichte von Alfred und Harriet bleibt immer Mittelpunkt, getragen von sehr überzeugenden Schauspielerleistungen. So laut der Film in manchen Momenten auch ist, so leise bleibt er bei der Beschreibung einer Liebe, für die nur Andeutungen notwendig sind (9/10).

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