Review

Die 12-jährige Mia findet beim Klettern im Gebälk zufällig ein Holzkästchen mit einem vergilbten Zettel darin, auf der die Gruselgeschichte von "Schattengesicht" niedergeschrieben steht. "Schattengesicht" ist demzufolge ein gesichtsloses Wesen, das Kindern das Antlitz stehlen will, um selbst eines zu besitzen. Da die Geschichte kein Ende hat, versucht Mia eines zu erfinden. Je mehr sie sich aber mit der Geistergeschichte befasst, desto drastischer werden die seltsamen Vorkommnisse im Hause Farrow (Ach so: Mia Farrow! Wie die Schauspielerin aus ROSEMARIES BABY! - ...Ach, was haben wir gelacht), die darin gipfeln, dass "Schattengesicht" plötzlich in Mias Wandschrank steht.
Auch der kleine Juan bekommt Besuch vom Schwarzen Mann...

Der spanische Regisseur Juan Carlos Fresnadillo (28 WEEKS LATER) liefert mit INTRUDERS - nein, nix mit Außerirdischen und auch bitte nicht verwechseln mit dem Psychothriller aus Hongkong - einen Horrorfilm mit dezentem Gänsehautfeeling ab. Der Grusel spielt auf vergessene oder verdrängte Ängste aus Kindertagen an, z.B. das Monster im Schrank. So ist auch das Filmungetüm "Schattengesicht" (im Original: "Hollow Face") schlicht ein hagerer Kerl im Regenmantel mit tief ins Gesicht gezogener Kaputze bzw. ein schlanker Geist ohne Gesicht, der einem schwebenden schwarzen Regenmantel ähnelt. Zur Wehr setzt man sich ihm mit Taschlampe und unter der Bettdecke verstecken. Dass er Mia schließlich aber tatsächlich Mund und Augen - also: der Fähigkeit zu Sprechen und das Augenlicht - beraubt, kann dann aber nicht einmal Vater John Farrow (Clive Owen, SHOOT EM UP, SIN CITY, CHILDREN OF MEN) verhindern.

In einem Nebenhandlungsschauplatz plagt sich der kleine Juan ebenfalls mit dem gesichtslosen Geist herum. Ihm will der Priester Vater Antonio (gespielt von Daniel Brühl - ach, was haben wir gelacht), mittels Exorzismus aus der Patsche helfen. Was die beiden Kinder miteinander zu tun haben bzw. wie die beiden Handlungsstränge zusammenpassen, fragt sich der Zuschauer lange vergebens. Spannungseinbrüche und Sinnlücken sind die Konsequenz. Natürlich wird das Rätsel erst ganz am Schluss gelüftet. Die Erklärung, ganz klar: das seltene psychiatrische Krankheitsbild der, wer kennt es nicht, Folie a deux. Hätte man aber echt selbst drauf kommen können. Diese Auflösung stellt einigermaßen zufrieden. Allerdings gehen das voran gegangene, sinnlose Rätselraten und der spannungsarme Handlungsverlauf beinahe zu sehr auf die Nerven, als dass man der mehr oder minder gelungenen Schlusspointe noch etwas abgewinnen könnte. Zündende Schocks werden auch nicht geboten und die Grusel-FX (gesichtslose Kreaturen und Kinder ohne Gesicht) verpuffen beinahe.

Was bleibt, ist der anfängliche Eindruck ziemlich heftigem Schwachsinn aufgesessen zu sein und ein Finale, dass dann doch wieder so einigermaßen zufrieden stimmt. Der Schwarze Mann, der gesichtslose Eindringling in den trauten vier Wänden - wohl so ungefähr die absolut beängtigendste Terrorvorstellung in den Staaten. Die kindlichen Ängste, die der Film anscheinend (wie den "Schattengesicht" im Film) wieder zu erwecken versucht, dürften wohl tatsächlich nur Kinder beeindrucken. Als Erwachsener steht man da doch über gewisse Dinge, wie z.B. im Dunkeln aufs Klo gehen müssen und seltsame Geräusche aus der Speisekammer, drüber, es sei denn man ist US-Bürger.
Fazit daher:
Grusel auf Sparflamme. Mit ein paar netten Einfällen gespickt und einem besänftigenden Finale bestückt, sonst aber eher hinter den Erwartungen zurück geblieben.

Details
Ähnliche Filme