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Woody Harrelson war immer ein großartiger und wandlungsfähiger Schauspieler, der in Filmen wie "Larry Flynt" und "Natural Born Killers" brillierte. Nur leider hat er zu selten echte Filme bekommen, die sein Potential völlig ausgeschöpft haben. Mit "Rampart" schien ein Projekt zu erscheinen, welches ihm wirklich Zeit gibt und die Bühne, um seine 15 Minuten Ruhm einzukassieren. Wie nicht anders zu erwarten, geht er in seiner Rolle vollends auf, nur schade, dass er dieses Werk nicht alleine stemmen kann.

Dabei klingt die Prämisse schonmal ordentlich: Harrelson in einem "Cop goes bad."-Flick, unterstützt von einem Cast zum Finger abschlecken und basierend auf einer James Ellroy Vorlage. Was kann da schiefgehen? Leider zu viel.

Natürlich ist den Darstellern nichts anzukreiden, bis in die Nebenrollen mit Steve Buscemi, Sirgouney Waver und Ben Foster bestens besetzt, ist genug Starpower da, um gut zu unterhalten. Harrelson spielt eindringlich und facettenreich. Im einen Moment ist er das perfekte Arschloch, im nächsten nur noch bemitleidenswert. Auf diesem Level funktioniert "Rampart" tadellos, woran es mangelt, ist ein roter Faden. Damit ist zum einen die Handlung gemeint, die meist eher episodenhaft aneinandergereiht wirkt und große Mühe hat, genug zu erzählen. Die harten Schnitte unerstreichen diesen Aspekt nur. Auf der anderen Seite springt der Film hin und her zwischen Krimi, Familien-Drama, Thriller und Psychogramm und gibt sich so selbst zu wenig Zeit, auch nur auf einer Ebene zu überzeugen. Ein wirklicher Jammer.

Stilistisch wird zumindest in Ansätzen interessante Kost geboten: wenn die Kamera während einer Dreierkonstelation mit Buscemi, Harrelson und Weaver nervös von einer Figur zur anderen wechselt und zwar im 360 Grad Stil, dann ist das visuell überzeugend. Beleuchtung und Atmosphäre der Großstadt bei Nacht erzeugen auch eine melancholische Stimmung, welche gut zu einer Außenseiter-Geschichte passt. Genau das ist "Rampart" zwischendurch nämlich auch noch und damit ist der Genrecocktail endgültig übergelaufen.

Im Endeffekt will "Rampart" zu viel sein und gibt sich zu viel Raum zum Scheitern. Mileustudie? Psychogramm? Drama? Ja, was denn nun? Vor dem Mittelmaß wird der Film nur durch seine Topakteure bewahrt und natürlich der einprägsamen Darstellung der Hauptfigur. Traurigerweise hat der Film in keinem Moment den Genres eine eigene Note hinzuzufügen und erzählt somit absolut nichts, was nicht schon da gewesen wäre. Schade, Woody, das hätte dein Film werden können.

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