Brad Pitt spielt den Manager eines finanziell nicht allzu gut aufgestellten Baseballclubs, der gegen die großen Clubs vergleichsweise überschaubare Chancen hat, zumal er nach Ablauf der vorherigen Saison mal wieder drei seiner besten Spieler abgeben musste. Zusammen mit einem BWL-Absolventen, gespielt von Jonah Hill, experimentiert er bei der Kaderplanung zur neuen Saison ein wenig herum und wählt die neuen Spieler aufgrund diverser Kennziffern am PC aus, sehr zum Ärger der Scouts, die sonst immer Ausschau nach neuen Spielern gehalten hatten und des Trainers, gespielt von Philip Seymour Hoffman.
Filme rund um die Massensportarten gibt es wie Sand am Meer, wenigen mangelt es an Pathos, dafür aber den meisten Football-, Fußball- und Basketballfilmen an Ideen und Tiefgang, so sind Filme wie “An jedem verdammten Sonntag“ und ein paar ansehnliche Boxer-Dramen leider eher die Ausnahme. “Moneyball“ ist da anders, verzichtet auf allzu viel Pathos und setzt die wahre Begebenheit realistisch um, womit er durchaus positiv zu überraschen vermag. Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass die Academy das Sport-Drama etwas wohlwollend für sechs Oscars nominiert hat. Dennoch handelt es sich bei “Moneyball“ letztlich nicht um einen wirklich herausragenden Film, da seine große Stärke letztlich auch seine Schwäche ist.
Die wahre Begebenheit, auf der “Moneyball“ basiert, ist zwar nicht unbedingt unglaublich und nicht viel spektakulärer als die Wolfsburger Überraschungsmeisterschaft unter Trainerfuchs Felix Magath, aber doch recht interessant und bietet somit durchaus das Potential für einen ordentlichen Film. Zudem sind die Charaktere gelungen konstruiert, vor allem natürlich der Manager des Teams, der seinerzeit auf Anraten eines Spielerscouts eine Profikarriere zu starten versuchte, sich aber nicht durchsetzen konnte. Seitdem gibt er wenig auf die Meinung der Scouts. Er ist es leid, aufgrund der geringen finanziellen Mittel des Vereins permanent ums Überleben zu kämpfen und die besten Spieler an die großen Clubs zu verlieren, weshalb er mutig neue Wege zu gehen versucht.
Dabei wirft Regisseur Bennett Miller, der unter anderem “Capote“ inszenierte, einen gelungenen Blick hinter die Kulissen des Baseballs, der sich aber ohne Weiteres auf Fuß- oder Basketball übertragen lässt. Die Scouts wollen Spieler holen, die sie gut leiden können, die sich professionell verhalten, deren Frauen gut aussehen und lehnen solche ab, die eine unkonventionelle Spielweise an den Tag legen, auch wenn deren Statistiken deutlich besser sind. Sie scheuen jedes Risiko, suchen nach klassischen, nicht nach etwas anderen Spielertypen. In der Führungsriege des Underdogs gibt man sich derweil nicht der Illusion hin, mit den Großen mithalten zu können, träumen ist verboten, weil Geld eben doch die Punkte holt und die guten Spieler beinahe ausschließlich zu den Vereinen wechseln, die ihnen das größtmögliche Gehalt zahlen. Im Gegenzug werden diese in regelmäßigen Abständen verkauft, zum Teil auch ohne, dass sie gefragt werden und damit von Club zu Club geschoben. Das Team, um das es sich im Film dreht, wird derweil aus verschiedenen Spielertypen am PC anhand diverser statistischer Werte bunt zusammengesetzt. Vor diesem Hintergrund erzählt Miller die Geschichte eines Mannes, der alles anders machen will und die gängigen Regeln des Sports zu brechen versucht, um der Rolle des Underdogs zu entkommen.
Die Story ist dabei gelungen erzählt und unterhält ordentlich, auch wenn das Tempo immer mal wieder etwas zu stark gedrosselt wird. Es gibt ein paar gelungene Gags, meist aus den sehr guten Dialogen heraus und so fällt “Moneyball“ nicht nur durch den ordentlichen Unterhaltungswert immer mal wieder ausgesprochen positiv auf und hebt sich außerdem von anderen Genrefilmen ab.
Aber eines vermisst man dann doch ein wenig: Das Pathos, die Spielszenen, die großen Momente eben, ohne die ein Film dieser Art dann doch nicht auskommt. Zwar ist es nur konsequent, wenig von den Spielen zu zeigen und sich auf die Hintergründe zu fokussieren, zumal der Manager selbst den Spielen nicht persönlich beiwohnt, aber so ist der Film zwischendurch immer mal wieder etwas zäh, bleibt ein wenig blutleer und für ein Sport-Drama unterkühlt und emotionslos.
Eine Oscar-Nominierung ist derweil dennoch vollkommen gerechtfertigt, nämlich die für Brad Pitt. Pitt, der auf jeden Fall das nötige Charisma für die Rolle hat, spielt durchweg vollkommen überzeugend und dass sowohl in den gemeinsamen Szenen mit der Tochter des Protagonisten, als auch, wenn dieser sich nach Niederlagen nachdenklich gibt, zurück an seine verkorkste Spielerkarriere denkt oder enthusiastisch die Siegesserie seiner Mannschaft bejubelt. Die Gags, die er einbringt, sind beiläufig und trocken. Jonah Hill, überraschenderweise ebenfalls für den Oscar nominiert, zeigt sich in einer ernsten Rolle durchweg überzeugend, aber keineswegs überragend, während Philip Seymour Hoffman den Trainer der Mannschaft, einen klassischen Arbeitertypen, vollkommen authentisch auf die Leinwand bringt und auch die restlichen Nebendarsteller überzeugen.
Fazit:
“Moneyball“ unterhält aufgrund der guten Geschichte, der grandiosen Darstellung von Brad Pitt, ein paar gelungenen Gags und einem interessant Blick hinter die Kulissen des Massensports gelungen. Da der Film - für dieses Genre eher untypisch - auf allzu dick aufgetragenes Pathos verzichtet, bleibt er realistisch, ist mitunter aber auch etwas zäh und unterkühlt. Die zahlreichen Oscar-Nominierungen sind für den durchaus empfehlenswerten Film daher etwas schmeichelhaft.
70%