Drei Jahre vor dem Dreckigen Dutzend wurde schon einmal eine Truppe Zuchthäusler während des Krieges auf ein Himmelfahrtskommando geschickt: Kurz vor dem Beginn der Invasion Siziliens sollen die Deutschen davon abgehalten werden, an eine Invasion Siziliens zu denken, und stattdessen davon ausgehen, dass die Alliierten auf dem Balkan landen werden. Außerdem sitzt im Gefängnis in Dubrovnik ein italienischer General, dessen Freiheit das Ende der Allianz zwischen Italien und Deutschland wäre. Also machen sich ein Schauspieler, ein Urkundenfälscher, ein Sprengstoffexperte, ein Mörder und ein Psychologe unter der Führung eines britischen Majors, der so ganz nebenher noch eine persönliche Rechnung mit der Besatzung in Dubrovnik offen hat, auf, den Deutschen eine riesige Fälschung glaubhaft zu verkaufen.
1964 war der Krieg im (außerdeutschen) Kino oft noch ein Abenteuer für große Jungens. Waffe in die Hand und los geht es mit der Frage, wer denn wohl der Härteste und Verwegenste im Fritzumlegen und im durchdenSchlammrobben ist. Gestorben wird offscreen, die Helden werden höchstens verwundet, und die deutschen Soldaten fahren im Dutzend zur Hölle.
GEHEIMAUFTRAG DUBROVNIK fährt rein prinzipiell ebenfalls diese Schiene, und könnte so eigentlich auch aus einem Roman des damaligen Starautors Alistair MacLean stammen: Eine Gruppe von Männern, die einen Spezialauftrag unter den Augen der bösen Krauts ausführen soll, und dessen Ausgang kriegsentscheidend ist. DIE KANONEN VON NAVARONE anyone? Genau, nur mit dem (heute mittlerweile) bekannten Schmankerl, dass die Soldaten hier gar keine Soldaten sind, sondern allesamt Zuchthäusler, die alle noch eine lange Strafe abzusitzen hätten. Außer einem, John Durell, Nationalität unbekannt, Herkunft unbekannt, der ist nämlich zum Tode verurteilt. Sechs unterschiedliche Charaktere auf einer tödlichen Mission. Abenteuerkino eben.
Aber spannenderweise ist GEHEIMAUFTRAG DUBROVNIK in seinen krachigen Momenten, in denen es vor Soldaten auf dem Bildschirm nur so wimmelt und alle Naslang einer tot umfällt, in diesen Momenten ist der Film tatsächlich gar nicht so gut. Dass die Deutschen schießen wie die Anfänger und die Helden mit fast jedem Schuss mindestens(!) einen Gegner ausschalten können mag ja zeitgemäß gewesen sein, ist aber auf die Dauer trotzdem etwas dröge. Und wenn am Ende das Häuflein Aufrechter versucht, noch irgendwie mit dem Leben davonzukommen, dann verwischen die Unterschiede zwischen guten und bösen Soldaten schnell, und die Übersicht geht grundlegend und zum Nachteil der Spannung verloren. (Ein Tipp: Der Statist, der seine weißen Lederslipper anhatte, gehört zu den Statisten der serbischen Partisanen.)
Nein, GEHEIMAUFTRAG DUBROVNIK hat ganz andere Qualitäten. Wenn das Grüppchen im Gefängnis sitzt und Mann für Mann gefoltert wird, kommt tatsächlich eine düstere und harte Stimmung auf. Plötzlich ist Krieg kein Abenteuer mehr sondern blutiger Ernst, und plötzlich ist auch klar, dass es jeden treffen kann, jeden treffen WIRD, und die Männer von Glück reden können, wenn sie wenigstens einen schnellen Tod haben werden. Auch wenn der Psychologe Rocca, der den Major als Anführer schon längst abgelöst hat, seinen Kameraden zulächelt und klarmacht dass er einen tollen Plan hat, so weiß der Zuschauer schon längst um die Durchtriebenheit der Drehbuchautoren, und dass tolle Pläne in Filmen, Romanen und in der Wirklichkeit meistens grandios scheitern. Und was hier alles schief geht, das ist - mit einem Wort - sauspannend! Gerade durch die ruhigen Momente bekommt der Film eine innere Grundspannung, die ich in anderen Kriegsfilmen so noch nie gesehen habe (wobei ich zugeben muss, dass es noch nicht allzu viele waren). Der Moment, wenn Durrell auf dem Friedhof tötet, lässt allen Ernstes den Atem stocken, und die anschließend aufkommende Düsternis ist undurchdringlich und lässt jeden Gedanken an Abenteuerurlaub absterben. Auch dass die Männer sehr unterschiedlich gefoltert werden, und der Psychologe erklären kann was da eigentlich passiert, warum jeder eine persönliche Spezialbehandlung bekommt, macht die Sache nur umso erschreckender, trotzdem oder gerade weil die Gewalt hier offscreen stattfindet. Eine Personalisierung des Grauens zugunsten einer stickigen und mit den Händen greifbaren Atmosphäre und Spannung.
Nicht offscreen findet der Schluss statt, und auch der setzt dem Zuschauer nochmal ein Brett vor, an dem er zu kauen hat. Nein, Krieg ist kein Abenteuerspielplatz für die Großen. Und ja, es gibt Kriegsfilme, die keine Anti-Kriegs-Botschaft haben, aber den Zuschauer trotzdem angewidert und heftig schluckend zurücklassen. GEHEIMAUFTRAG DUBROVNIK ist so einer. Dazu ein sehr hohes Tempo, die erstklassigen Schauspieler (Henry Silva rules!!) und die herrlichen Kulissen von Dubrovnik, was dann in Summe eine klare Empfehlung für alle Freunde altmodischer Actioner mit viel Atmosphäre, wenig Botschaft und massig Wumms ergibt.